Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.viele Wohlthaten erweißt, ihn täglich speißt und Ich wandte mich nun mit einer Bitte an die- viele Wohlthaten erweißt, ihn taͤglich ſpeißt und Ich wandte mich nun mit einer Bitte an die- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0054" n="40"/> viele Wohlthaten erweißt, ihn taͤglich ſpeißt und<lb/> vollkommen ernaͤhrt.</p><lb/> <p>Ich wandte mich nun mit einer Bitte an die-<lb/> ſen, er war ſo gefaͤllig, ihre Gewaͤhrung zuzuſi-<lb/> chern, mehrere Gaͤſte nahmen Antheil an unſerm<lb/> Geſpraͤche, und aͤußerten gleiches Verlangen, den<lb/> merkwuͤrdigen Mann zu ſehen, und naͤher kennen<lb/> zu lernen. Es ward nun verabredet, ihn durch<lb/> geſchickte Fragen auf den Gegenſtand zu leiten,<lb/> vorzuͤglich aber nicht Unglauben zu verrathen, oder<lb/> uͤber ſeine Aeuſſerung zu lachen, weil beides ihn<lb/> ſogleich zuruͤckſcheuen, und jeden neuen Verſuch<lb/> unmoͤglich machen wuͤrde. Der Herr des Schloſ-<lb/> ſes gieng ſelbſt, ihn zu holen, weil er ſchwerlich<lb/> einem ſeiner Bedienten gefolgt waͤre. Er trat<lb/> kurz darauf mit ihm in's Zimmer; tiefe Stille<lb/> herrſchte in der zahlreichen Verſammlung, jeder<lb/> bewunderte ſeine ehrwuͤrdige Phyſiognomie, jeder<lb/> winkte meiner Bemerkung daruͤber vollen Beifall<lb/> zu. Der graue Mann ſtutzte ſehr, als er ſo viele<lb/> Fremde im Zimmer erblickte, ich zitterte ſchon vor<lb/> den uͤblen Folgen, und bereuete meine Geſchwaͤ-<lb/> tzigkeit, wodurch ich die Neugierde aller erregt<lb/> hatte. Zu meiner großen Freude ſah ich aber<lb/> bald, daß dieſe Verlegenheit ſchwinde, ſeine<lb/> furchtſame Miene ward wieder nachdenkend, er<lb/> knoͤpfte ſeine Weſte auf, ſteckte die rechte Hand<lb/> darein, und lehnte ſich mit dem Ruͤcken gegen die<lb/> Mauer. Jetzt, meine Herrn, ſprach nun der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0054]
viele Wohlthaten erweißt, ihn taͤglich ſpeißt und
vollkommen ernaͤhrt.
Ich wandte mich nun mit einer Bitte an die-
ſen, er war ſo gefaͤllig, ihre Gewaͤhrung zuzuſi-
chern, mehrere Gaͤſte nahmen Antheil an unſerm
Geſpraͤche, und aͤußerten gleiches Verlangen, den
merkwuͤrdigen Mann zu ſehen, und naͤher kennen
zu lernen. Es ward nun verabredet, ihn durch
geſchickte Fragen auf den Gegenſtand zu leiten,
vorzuͤglich aber nicht Unglauben zu verrathen, oder
uͤber ſeine Aeuſſerung zu lachen, weil beides ihn
ſogleich zuruͤckſcheuen, und jeden neuen Verſuch
unmoͤglich machen wuͤrde. Der Herr des Schloſ-
ſes gieng ſelbſt, ihn zu holen, weil er ſchwerlich
einem ſeiner Bedienten gefolgt waͤre. Er trat
kurz darauf mit ihm in's Zimmer; tiefe Stille
herrſchte in der zahlreichen Verſammlung, jeder
bewunderte ſeine ehrwuͤrdige Phyſiognomie, jeder
winkte meiner Bemerkung daruͤber vollen Beifall
zu. Der graue Mann ſtutzte ſehr, als er ſo viele
Fremde im Zimmer erblickte, ich zitterte ſchon vor
den uͤblen Folgen, und bereuete meine Geſchwaͤ-
tzigkeit, wodurch ich die Neugierde aller erregt
hatte. Zu meiner großen Freude ſah ich aber
bald, daß dieſe Verlegenheit ſchwinde, ſeine
furchtſame Miene ward wieder nachdenkend, er
knoͤpfte ſeine Weſte auf, ſteckte die rechte Hand
darein, und lehnte ſich mit dem Ruͤcken gegen die
Mauer. Jetzt, meine Herrn, ſprach nun der
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