hat's schon zweimal gewagt, freventlich Hand an mich zu legen, und mich gleich einem Buben mit der Ruthe zu züchtigen. (mit äusserstem Nachdrucke) Er bekommt fünf und zwanzig, dann kaufe ich ihm aber die Mühle, welche un- ten im Thale liegt, da kann er ruhig und zufrie- den leben.
Nach einer kleinen Stille, welche jetzt in der ganzen Gesellschaft herrschte, trat aus den vielen anwesenden fremden Geistlichen ein junger Ka- plan hervor, und unternahm's, uns durch neue Fragen, die er an den grauen Mann stellte, zu unterhalten. Seine Absicht, durch welche er wahrscheinlich seinen Witz wollte glänzen lassen, schien anfangs ganz zu mißlingen. Der graue Mann beantwortete einige seiner Fragen nur mit stummen Blicken, endlich begann er zu ant- worten.
Der Kaplan. Hör' er, mein lieber Karl! wenn er einst König in Böhmen wird, muß er mich zum Erzbischof von Prag machen.
Der graue Mann. (ihn mit lächeln- dem Blicke messend) Wird schwerlich ge- schehen können.
Der Kaplan. Warum denn nicht! Ach der gute Karl thut's gewiß!
Der graue Mann. (mit dem Kopfe schüttelnd) Es geht nicht! Es geht nicht!
hat's ſchon zweimal gewagt, freventlich Hand an mich zu legen, und mich gleich einem Buben mit der Ruthe zu zuͤchtigen. (mit aͤuſſerſtem Nachdrucke) Er bekommt fuͤnf und zwanzig, dann kaufe ich ihm aber die Muͤhle, welche un- ten im Thale liegt, da kann er ruhig und zufrie- den leben.
Nach einer kleinen Stille, welche jetzt in der ganzen Geſellſchaft herrſchte, trat aus den vielen anweſenden fremden Geiſtlichen ein junger Ka- plan hervor, und unternahm's, uns durch neue Fragen, die er an den grauen Mann ſtellte, zu unterhalten. Seine Abſicht, durch welche er wahrſcheinlich ſeinen Witz wollte glaͤnzen laſſen, ſchien anfangs ganz zu mißlingen. Der graue Mann beantwortete einige ſeiner Fragen nur mit ſtummen Blicken, endlich begann er zu ant- worten.
Der Kaplan. Hoͤr' er, mein lieber Karl! wenn er einſt Koͤnig in Boͤhmen wird, muß er mich zum Erzbiſchof von Prag machen.
Der graue Mann. (ihn mit laͤcheln- dem Blicke meſſend) Wird ſchwerlich ge- ſchehen koͤnnen.
Der Kaplan. Warum denn nicht! Ach der gute Karl thut's gewiß!
Der graue Mann. (mit dem Kopfe ſchuͤttelnd) Es geht nicht! Es geht nicht!
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0060"n="46"/>
hat's ſchon zweimal gewagt, freventlich Hand an<lb/>
mich zu legen, und mich gleich einem Buben mit<lb/>
der Ruthe zu zuͤchtigen. <hirendition="#g">(mit aͤuſſerſtem<lb/>
Nachdrucke)</hi> Er bekommt fuͤnf und zwanzig,<lb/>
dann kaufe ich ihm aber die Muͤhle, welche un-<lb/>
ten im Thale liegt, da kann er ruhig und zufrie-<lb/>
den leben.</p><lb/><p>Nach einer kleinen Stille, welche jetzt in der<lb/>
ganzen Geſellſchaft herrſchte, trat aus den vielen<lb/>
anweſenden fremden Geiſtlichen ein junger Ka-<lb/>
plan hervor, und unternahm's, uns durch neue<lb/>
Fragen, die er an den grauen Mann ſtellte, zu<lb/>
unterhalten. Seine Abſicht, durch welche er<lb/>
wahrſcheinlich ſeinen Witz wollte glaͤnzen laſſen,<lb/>ſchien anfangs ganz zu mißlingen. Der graue<lb/>
Mann beantwortete einige ſeiner Fragen nur mit<lb/>ſtummen Blicken, endlich begann er zu ant-<lb/>
worten.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Kaplan</hi>. Hoͤr' er, mein lieber Karl!<lb/>
wenn er einſt Koͤnig in Boͤhmen wird, muß er<lb/>
mich zum Erzbiſchof von Prag machen.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">graue Mann. (ihn mit laͤcheln-<lb/>
dem Blicke meſſend)</hi> Wird ſchwerlich ge-<lb/>ſchehen koͤnnen.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Kaplan</hi>. Warum denn nicht! Ach<lb/>
der gute Karl thut's gewiß!</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">graue Mann. (mit dem Kopfe<lb/>ſchuͤttelnd)</hi> Es geht nicht! Es geht nicht!</p><lb/></div></body></text></TEI>
[46/0060]
hat's ſchon zweimal gewagt, freventlich Hand an
mich zu legen, und mich gleich einem Buben mit
der Ruthe zu zuͤchtigen. (mit aͤuſſerſtem
Nachdrucke) Er bekommt fuͤnf und zwanzig,
dann kaufe ich ihm aber die Muͤhle, welche un-
ten im Thale liegt, da kann er ruhig und zufrie-
den leben.
Nach einer kleinen Stille, welche jetzt in der
ganzen Geſellſchaft herrſchte, trat aus den vielen
anweſenden fremden Geiſtlichen ein junger Ka-
plan hervor, und unternahm's, uns durch neue
Fragen, die er an den grauen Mann ſtellte, zu
unterhalten. Seine Abſicht, durch welche er
wahrſcheinlich ſeinen Witz wollte glaͤnzen laſſen,
ſchien anfangs ganz zu mißlingen. Der graue
Mann beantwortete einige ſeiner Fragen nur mit
ſtummen Blicken, endlich begann er zu ant-
worten.
Der Kaplan. Hoͤr' er, mein lieber Karl!
wenn er einſt Koͤnig in Boͤhmen wird, muß er
mich zum Erzbiſchof von Prag machen.
Der graue Mann. (ihn mit laͤcheln-
dem Blicke meſſend) Wird ſchwerlich ge-
ſchehen koͤnnen.
Der Kaplan. Warum denn nicht! Ach
der gute Karl thut's gewiß!
Der graue Mann. (mit dem Kopfe
ſchuͤttelnd) Es geht nicht! Es geht nicht!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien01_1796/60>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.