Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.Wie mein Freund von seiner Reise rückkehrte, Konrad G --. Vor mehr als funfzig Jahren lebte in einem Wie mein Freund von ſeiner Reiſe ruͤckkehrte, Konrad G —. Vor mehr als funfzig Jahren lebte in einem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0102" n="94"/> <p>Wie mein Freund von ſeiner Reiſe ruͤckkehrte,<lb/> und bei dem Pfarrer uͤbernachtete, berichtete ihm<lb/> dieſer, daß der arme Franz ſchon geendet habe.<lb/> Muthwillige Buben hatten ihr Spiel mit ſeinem<lb/> Wahnſinne getrieben, ihm abſichtlich unnuͤtze und<lb/> ſchwere Sachen geſchenkt, und ſeine Buͤrde da-<lb/> mit ſo gefuͤllt, daß er, ehe er ſeinen Wohnort er-<lb/> reichte, unter der Laſt derſelben zu Boden ſank.<lb/> Man fand ihn todt an der Straße, er ruht nun<lb/> neben ſeiner Wilhelmine, und wird dort ein Gluͤck<lb/> genießen, was er hier ſo emſig, aber ſtets ver-<lb/> gebens ſuchte.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Konrad</hi> G —.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p><hi rendition="#in">V</hi>or mehr als funfzig Jahren lebte in einem<lb/> kleinen, boͤhmiſchen Doͤrfchen ein Bauer mit ſei-<lb/> nem Weibe ſchon lange Zeit in der unzufrieden-<lb/> ſten Ehe, die geringſte Kleinigkeit gab allemal zu<lb/> dem groͤßten Zank und Hader Anlaß. Oft gluͤckte<lb/> es wohl dem Pfarrer die Erzuͤrnten zu verſoͤhnen,<lb/> aber dieſe Verſoͤhnung dauerte nicht nie lange,<lb/> endigte ſich allemal mit neuem und ſtaͤrkerem Zan-<lb/> ke, der am Ende in einen bittern Haß ausartete,<lb/> welcher alle Verſoͤhnung unmoͤglich machte. Da<lb/> drei noch unerzogene Kinder nothwendig eine Mut-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [94/0102]
Wie mein Freund von ſeiner Reiſe ruͤckkehrte,
und bei dem Pfarrer uͤbernachtete, berichtete ihm
dieſer, daß der arme Franz ſchon geendet habe.
Muthwillige Buben hatten ihr Spiel mit ſeinem
Wahnſinne getrieben, ihm abſichtlich unnuͤtze und
ſchwere Sachen geſchenkt, und ſeine Buͤrde da-
mit ſo gefuͤllt, daß er, ehe er ſeinen Wohnort er-
reichte, unter der Laſt derſelben zu Boden ſank.
Man fand ihn todt an der Straße, er ruht nun
neben ſeiner Wilhelmine, und wird dort ein Gluͤck
genießen, was er hier ſo emſig, aber ſtets ver-
gebens ſuchte.
Konrad G —.
Vor mehr als funfzig Jahren lebte in einem
kleinen, boͤhmiſchen Doͤrfchen ein Bauer mit ſei-
nem Weibe ſchon lange Zeit in der unzufrieden-
ſten Ehe, die geringſte Kleinigkeit gab allemal zu
dem groͤßten Zank und Hader Anlaß. Oft gluͤckte
es wohl dem Pfarrer die Erzuͤrnten zu verſoͤhnen,
aber dieſe Verſoͤhnung dauerte nicht nie lange,
endigte ſich allemal mit neuem und ſtaͤrkerem Zan-
ke, der am Ende in einen bittern Haß ausartete,
welcher alle Verſoͤhnung unmoͤglich machte. Da
drei noch unerzogene Kinder nothwendig eine Mut-
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