bindung aber eben so wenig verborgen bleiben konnte.
Ehe Wilhelm schied, rieth er ihr, daß sie sobald als möglich von ihrer Mutter das väterliche Erbtheil heischen sollte, damit sie nach erfolgter Entbindung mit mehr Pracht in der Welt erscheinen, und alle zum Be- kenntnisse zwingen könne, daß sie ihren Gat- ten durch Liebe und Reichthum zum Glücklich- sten der Sterblichen gemacht habe. Amalie fand auch diesen Rath gut und billig, sie schrieb schon am andern Tage an ihre Mut- ter, Wilhelm trug den Brief selbst auf die Post, aber er ging, wie schon das Vorher- gehende beweist, verlohren, kam wenigstens nicht in der Mutter Hände.
Wilhelm besuchte nun seine Amalie nie mehr am Tage, und da er oft zum Abend- essen geladen wurde, auch selten am Abende.
bindung aber eben ſo wenig verborgen bleiben konnte.
Ehe Wilhelm ſchied, rieth er ihr, daß ſie ſobald als moͤglich von ihrer Mutter das vaͤterliche Erbtheil heiſchen ſollte, damit ſie nach erfolgter Entbindung mit mehr Pracht in der Welt erſcheinen, und alle zum Be- kenntniſſe zwingen koͤnne, daß ſie ihren Gat- ten durch Liebe und Reichthum zum Gluͤcklich- ſten der Sterblichen gemacht habe. Amalie fand auch dieſen Rath gut und billig, ſie ſchrieb ſchon am andern Tage an ihre Mut- ter, Wilhelm trug den Brief ſelbſt auf die Poſt, aber er ging, wie ſchon das Vorher- gehende beweiſt, verlohren, kam wenigſtens nicht in der Mutter Haͤnde.
Wilhelm beſuchte nun ſeine Amalie nie mehr am Tage, und da er oft zum Abend- eſſen geladen wurde, auch ſelten am Abende.
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bindung aber eben ſo wenig verborgen bleiben
konnte.
Ehe Wilhelm ſchied, rieth er ihr, daß
ſie ſobald als moͤglich von ihrer Mutter das
vaͤterliche Erbtheil heiſchen ſollte, damit ſie
nach erfolgter Entbindung mit mehr Pracht
in der Welt erſcheinen, und alle zum Be-
kenntniſſe zwingen koͤnne, daß ſie ihren Gat-
ten durch Liebe und Reichthum zum Gluͤcklich-
ſten der Sterblichen gemacht habe. Amalie
fand auch dieſen Rath gut und billig, ſie
ſchrieb ſchon am andern Tage an ihre Mut-
ter, Wilhelm trug den Brief ſelbſt auf die
Poſt, aber er ging, wie ſchon das Vorher-
gehende beweiſt, verlohren, kam wenigſtens
nicht in der Mutter Haͤnde.
Wilhelm beſuchte nun ſeine Amalie nie
mehr am Tage, und da er oft zum Abend-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/151>, abgerufen am 24.11.2024.
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