nicht im Namen der Leidenden Klage erhebt, die sie doch nicht erweisen kann, und am Ende wohl gar in Schimpf und Schande stecken bleibt. Genießt er, wie sie mich versichert, die Protektion des Hofs, so kann ihm unser eins nicht schaden, aber wenn ich ihm einst begegne, so speie ich doch vor ihm aus, und denke mir in meinem Herzen: es giebt auf der Welt keinen größern Bösewicht, als du bist!
Diese wenigen Worte, welche dem Hor- chenden gar nichts enthüllten, sondern nur zur nähern Entdeckung reizten, bewogen ihn, sich dem Platze zu nähern, den eben eine der Frauen mit den gewöhnlichen Abschiedsworten verlassen hatte. Er grüßte die Rückgebliebene freundlich, sprach vom Wetter und andern gleichgültigen Dingen, und suchte am Ende dem Ziele näher zu kommen. Aber die freund- liche Alte blieb ganz verschlossen, nahm ihn
nicht im Namen der Leidenden Klage erhebt, die ſie doch nicht erweiſen kann, und am Ende wohl gar in Schimpf und Schande ſtecken bleibt. Genießt er, wie ſie mich verſichert, die Protektion des Hofs, ſo kann ihm unſer eins nicht ſchaden, aber wenn ich ihm einſt begegne, ſo ſpeie ich doch vor ihm aus, und denke mir in meinem Herzen: es giebt auf der Welt keinen groͤßern Boͤſewicht, als du biſt!
Dieſe wenigen Worte, welche dem Hor- chenden gar nichts enthuͤllten, ſondern nur zur naͤhern Entdeckung reizten, bewogen ihn, ſich dem Platze zu naͤhern, den eben eine der Frauen mit den gewoͤhnlichen Abſchiedsworten verlaſſen hatte. Er gruͤßte die Ruͤckgebliebene freundlich, ſprach vom Wetter und andern gleichguͤltigen Dingen, und ſuchte am Ende dem Ziele naͤher zu kommen. Aber die freund- liche Alte blieb ganz verſchloſſen, nahm ihn
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nicht im Namen der Leidenden Klage erhebt,
die ſie doch nicht erweiſen kann, und am Ende
wohl gar in Schimpf und Schande ſtecken
bleibt. Genießt er, wie ſie mich verſichert,
die Protektion des Hofs, ſo kann ihm unſer
eins nicht ſchaden, aber wenn ich ihm einſt
begegne, ſo ſpeie ich doch vor ihm aus, und
denke mir in meinem Herzen: es giebt auf
der Welt keinen groͤßern Boͤſewicht, als du
biſt!
Dieſe wenigen Worte, welche dem Hor-
chenden gar nichts enthuͤllten, ſondern nur
zur naͤhern Entdeckung reizten, bewogen ihn,
ſich dem Platze zu naͤhern, den eben eine der
Frauen mit den gewoͤhnlichen Abſchiedsworten
verlaſſen hatte. Er gruͤßte die Ruͤckgebliebene
freundlich, ſprach vom Wetter und andern
gleichguͤltigen Dingen, und ſuchte am Ende
dem Ziele naͤher zu kommen. Aber die freund-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/180>, abgerufen am 27.11.2024.
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