für einen Spion, und beantwortete keine sei- ner Fragen. Schon wollte er sich unbefriedigt entfernen, als ein Bürger vorüber ging, den Kronerben erkannte, und ihn als diesen grüßte. Dieser Gruß machte die Alte so- gleich äußerst redselig, sie versprach ihm al- les zu erzählen, wenn er ihr kleines Zimmer mit einem Besuche beehren wolle. Der Prinz versprachs, und folgte ihr nach.
Wenn meine Leser in dieser Alten Ama- liens ehemalige, redliche Wirthin bereits er- kannten, so muß ich ihnen offenherzig geste- hen, daß sie sich in ihrer Muthmaßung nicht betrogen, und zu Frommen derer, welche etwan einer entgegengesetzten Meinung waren, nur noch hinzufügen, daß sie es wirklich war. Ich übergehe die ganze Erzählung der Alten, weil sie meinen Lesern ohnehin bekannt ist, ich beginne nur, wo Amalie aus dem Hause der schändlichen Kuplerin entfloh.
fuͤr einen Spion, und beantwortete keine ſei- ner Fragen. Schon wollte er ſich unbefriedigt entfernen, als ein Buͤrger voruͤber ging, den Kronerben erkannte, und ihn als dieſen gruͤßte. Dieſer Gruß machte die Alte ſo- gleich aͤußerſt redſelig, ſie verſprach ihm al- les zu erzaͤhlen, wenn er ihr kleines Zimmer mit einem Beſuche beehren wolle. Der Prinz verſprachs, und folgte ihr nach.
Wenn meine Leſer in dieſer Alten Ama- liens ehemalige, redliche Wirthin bereits er- kannten, ſo muß ich ihnen offenherzig geſte- hen, daß ſie ſich in ihrer Muthmaßung nicht betrogen, und zu Frommen derer, welche etwan einer entgegengeſetzten Meinung waren, nur noch hinzufuͤgen, daß ſie es wirklich war. Ich uͤbergehe die ganze Erzaͤhlung der Alten, weil ſie meinen Leſern ohnehin bekannt iſt, ich beginne nur, wo Amalie aus dem Hauſe der ſchaͤndlichen Kuplerin entfloh.
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fuͤr einen Spion, und beantwortete keine ſei-
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entfernen, als ein Buͤrger voruͤber ging,
den Kronerben erkannte, und ihn als dieſen
gruͤßte. Dieſer Gruß machte die Alte ſo-
gleich aͤußerſt redſelig, ſie verſprach ihm al-
les zu erzaͤhlen, wenn er ihr kleines Zimmer
mit einem Beſuche beehren wolle. Der Prinz
verſprachs, und folgte ihr nach.
Wenn meine Leſer in dieſer Alten Ama-
liens ehemalige, redliche Wirthin bereits er-
kannten, ſo muß ich ihnen offenherzig geſte-
hen, daß ſie ſich in ihrer Muthmaßung nicht
betrogen, und zu Frommen derer, welche
etwan einer entgegengeſetzten Meinung waren,
nur noch hinzufuͤgen, daß ſie es wirklich war.
Ich uͤbergehe die ganze Erzaͤhlung der Alten,
weil ſie meinen Leſern ohnehin bekannt iſt,
ich beginne nur, wo Amalie aus dem Hauſe
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/181>, abgerufen am 27.11.2024.
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