seine Mühe gelang nicht, sie haßte ihn herz- lich und wünschte ihn oft ingeheim den Tod. Sie zeugte kein Kind mit ihm, und nahm dies immer zum Vorwande, wenn ihre an- haltende, verdrießliche Laune Stof zu neuen Zänkereien gab.
Marie war itzt schon siebzehn Jahr alt, und sollte eben, auf ihre eigene Bitte, künf- tiges Jahr als Magd in die Dienste eines Bauern treten, als ein kleines Kavallerie- kommando, um die verbotene Getraideaus- fuhr zu hindern, ins Dorf verlegt wurde. Die Soldaten kamen oft in den Laden, wel- cher in Mariens Hause zum Verkaufe offen stand. Sie nannten die Krämerin schön, und diese war eitel genug, diese gemeine Schmei- chelei durch wohlfeilen Kauf zu vergelten. Ein junger Unterofficier bewies sich unter al- len am eifrigsten, er kam oft, ohne etwas zu kaufen, scherzte, tändelte, und ward
ſeine Muͤhe gelang nicht, ſie haßte ihn herz- lich und wuͤnſchte ihn oft ingeheim den Tod. Sie zeugte kein Kind mit ihm, und nahm dies immer zum Vorwande, wenn ihre an- haltende, verdrießliche Laune Stof zu neuen Zaͤnkereien gab.
Marie war itzt ſchon ſiebzehn Jahr alt, und ſollte eben, auf ihre eigene Bitte, kuͤnf- tiges Jahr als Magd in die Dienſte eines Bauern treten, als ein kleines Kavallerie- kommando, um die verbotene Getraideaus- fuhr zu hindern, ins Dorf verlegt wurde. Die Soldaten kamen oft in den Laden, wel- cher in Mariens Hauſe zum Verkaufe offen ſtand. Sie nannten die Kraͤmerin ſchoͤn, und dieſe war eitel genug, dieſe gemeine Schmei- chelei durch wohlfeilen Kauf zu vergelten. Ein junger Unterofficier bewies ſich unter al- len am eifrigſten, er kam oft, ohne etwas zu kaufen, ſcherzte, taͤndelte, und ward
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ſeine Muͤhe gelang nicht, ſie haßte ihn herz-
lich und wuͤnſchte ihn oft ingeheim den Tod.
Sie zeugte kein Kind mit ihm, und nahm
dies immer zum Vorwande, wenn ihre an-
haltende, verdrießliche Laune Stof zu neuen
Zaͤnkereien gab.
Marie war itzt ſchon ſiebzehn Jahr alt,
und ſollte eben, auf ihre eigene Bitte, kuͤnf-
tiges Jahr als Magd in die Dienſte eines
Bauern treten, als ein kleines Kavallerie-
kommando, um die verbotene Getraideaus-
fuhr zu hindern, ins Dorf verlegt wurde.
Die Soldaten kamen oft in den Laden, wel-
cher in Mariens Hauſe zum Verkaufe offen
ſtand. Sie nannten die Kraͤmerin ſchoͤn, und
dieſe war eitel genug, dieſe gemeine Schmei-
chelei durch wohlfeilen Kauf zu vergelten.
Ein junger Unterofficier bewies ſich unter al-
len am eifrigſten, er kam oft, ohne etwas
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/202>, abgerufen am 29.11.2024.
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