Jüngling erkannte ihre edle Behandlung mit innigem Danke, und gelobte, nicht allein zu bleiben, sondern sich auch ganz der Lei- tung des guten Alten zu überlassen, der sich's mehr als einmal von ihm ausbat, daß er ihn Vater nennen möge. Kommen sie, lieber Sohn, sprach er endlich zum gerührten Jünglinge, ich muß mit ihnen in meinem Kabinete allein sprechen. Mit glühender Wange und weinendem Auge kehrte endlich der Jüngling zur harrenden Amalie zurück, und gestand ihr auf einem Spaziergange im Garten, daß der gute Vater ihn mit einer vollen Geldbörse beschenkt, und von ihm ver- langt habe, daß er morgen nach der nahen Stadt reisen, sich dort seinem Stande gemäß equipiren solle.
Amalie. Sie kehren doch aber so bald als möglich zurück?
Juͤngling erkannte ihre edle Behandlung mit innigem Danke, und gelobte, nicht allein zu bleiben, ſondern ſich auch ganz der Lei- tung des guten Alten zu uͤberlaſſen, der ſich's mehr als einmal von ihm ausbat, daß er ihn Vater nennen moͤge. Kommen ſie, lieber Sohn, ſprach er endlich zum geruͤhrten Juͤnglinge, ich muß mit ihnen in meinem Kabinete allein ſprechen. Mit gluͤhender Wange und weinendem Auge kehrte endlich der Juͤngling zur harrenden Amalie zuruͤck, und geſtand ihr auf einem Spaziergange im Garten, daß der gute Vater ihn mit einer vollen Geldboͤrſe beſchenkt, und von ihm ver- langt habe, daß er morgen nach der nahen Stadt reiſen, ſich dort ſeinem Stande gemaͤß equipiren ſolle.
Amalie. Sie kehren doch aber ſo bald als moͤglich zuruͤck?
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0064"n="50"/>
Juͤngling erkannte ihre edle Behandlung mit<lb/>
innigem Danke, und gelobte, nicht allein<lb/>
zu bleiben, ſondern ſich auch ganz der Lei-<lb/>
tung des guten Alten zu uͤberlaſſen, der<lb/>ſich's mehr als einmal von ihm ausbat, daß<lb/>
er ihn Vater nennen moͤge. Kommen ſie,<lb/>
lieber Sohn, ſprach er endlich zum geruͤhrten<lb/>
Juͤnglinge, ich muß mit ihnen in meinem<lb/>
Kabinete allein ſprechen. Mit gluͤhender<lb/>
Wange und weinendem Auge kehrte endlich<lb/>
der Juͤngling zur harrenden Amalie zuruͤck,<lb/>
und geſtand ihr auf einem Spaziergange im<lb/>
Garten, daß der gute Vater ihn mit einer<lb/>
vollen Geldboͤrſe beſchenkt, und von ihm ver-<lb/>
langt habe, daß er morgen nach der nahen<lb/>
Stadt reiſen, ſich dort ſeinem Stande gemaͤß<lb/>
equipiren ſolle.</p><lb/><p><hirendition="#g">Amalie</hi>. Sie kehren doch aber ſo bald<lb/>
als moͤglich zuruͤck?</p><lb/></div></body></text></TEI>
[50/0064]
Juͤngling erkannte ihre edle Behandlung mit
innigem Danke, und gelobte, nicht allein
zu bleiben, ſondern ſich auch ganz der Lei-
tung des guten Alten zu uͤberlaſſen, der
ſich's mehr als einmal von ihm ausbat, daß
er ihn Vater nennen moͤge. Kommen ſie,
lieber Sohn, ſprach er endlich zum geruͤhrten
Juͤnglinge, ich muß mit ihnen in meinem
Kabinete allein ſprechen. Mit gluͤhender
Wange und weinendem Auge kehrte endlich
der Juͤngling zur harrenden Amalie zuruͤck,
und geſtand ihr auf einem Spaziergange im
Garten, daß der gute Vater ihn mit einer
vollen Geldboͤrſe beſchenkt, und von ihm ver-
langt habe, daß er morgen nach der nahen
Stadt reiſen, ſich dort ſeinem Stande gemaͤß
equipiren ſolle.
Amalie. Sie kehren doch aber ſo bald
als moͤglich zuruͤck?
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/64>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.