lobten Bild aus seinem Herzen verdrängt ha- be. und sie nun unumschränkt darinne herr- sche, aber sein namenloses Leiden heischte auch Mitleid, sie zollte es mit häufigen Thrä- nen, sie konnte aber nicht sprechen, ergrif seine Hand, und drückte sie mit Stärke.
Feuriger glänzte itzt das matte Auge des Jünglings, angenehme Röthe färbte seine Wangen, als er sah und fühlte, daß er nicht verachtet würde, er küßte die wohlthätige Hand mit Innbrunst, er drückte sie an sein klopfendes Herz, und der Bund der Liebe ward stillschweigend geschlossen. Noch hatten ihn freilich nicht Worte bekräftigt, nicht Schwüre versiegelt, aber er war doch fest und dauerhaft. Kehren sie nur bald zurück! flü- sterte am Ende Amalie, und wischte sich die Thränen aus den Augen, weil ein Diener nahte, der ihnen verkündigte, daß das Mit- tagsmal bereitet sei.
lobten Bild aus ſeinem Herzen verdraͤngt ha- be. und ſie nun unumſchraͤnkt darinne herr- ſche, aber ſein namenloſes Leiden heiſchte auch Mitleid, ſie zollte es mit haͤufigen Thraͤ- nen, ſie konnte aber nicht ſprechen, ergrif ſeine Hand, und druͤckte ſie mit Staͤrke.
Feuriger glaͤnzte itzt das matte Auge des Juͤnglings, angenehme Roͤthe faͤrbte ſeine Wangen, als er ſah und fuͤhlte, daß er nicht verachtet wuͤrde, er kuͤßte die wohlthaͤtige Hand mit Innbrunſt, er druͤckte ſie an ſein klopfendes Herz, und der Bund der Liebe ward ſtillſchweigend geſchloſſen. Noch hatten ihn freilich nicht Worte bekraͤftigt, nicht Schwuͤre verſiegelt, aber er war doch feſt und dauerhaft. Kehren ſie nur bald zuruͤck! fluͤ- ſterte am Ende Amalie, und wiſchte ſich die Thraͤnen aus den Augen, weil ein Diener nahte, der ihnen verkuͤndigte, daß das Mit- tagsmal bereitet ſei.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0098"n="84"/>
lobten Bild aus ſeinem Herzen verdraͤngt ha-<lb/>
be. und ſie nun unumſchraͤnkt darinne herr-<lb/>ſche, aber ſein namenloſes Leiden heiſchte<lb/>
auch Mitleid, ſie zollte es mit haͤufigen Thraͤ-<lb/>
nen, ſie konnte aber nicht ſprechen, ergrif<lb/>ſeine Hand, und druͤckte ſie mit Staͤrke.</p><lb/><p>Feuriger glaͤnzte itzt das matte Auge des<lb/>
Juͤnglings, angenehme Roͤthe faͤrbte ſeine<lb/>
Wangen, als er ſah und fuͤhlte, daß er nicht<lb/>
verachtet wuͤrde, er kuͤßte die wohlthaͤtige<lb/>
Hand mit Innbrunſt, er druͤckte ſie an ſein<lb/>
klopfendes Herz, und der Bund der Liebe<lb/>
ward ſtillſchweigend geſchloſſen. Noch hatten<lb/>
ihn freilich nicht Worte bekraͤftigt, nicht<lb/>
Schwuͤre verſiegelt, aber er war doch feſt und<lb/>
dauerhaft. Kehren ſie nur bald zuruͤck! fluͤ-<lb/>ſterte am Ende Amalie, und wiſchte ſich die<lb/>
Thraͤnen aus den Augen, weil ein Diener<lb/>
nahte, der ihnen verkuͤndigte, daß das Mit-<lb/>
tagsmal bereitet ſei.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[84/0098]
lobten Bild aus ſeinem Herzen verdraͤngt ha-
be. und ſie nun unumſchraͤnkt darinne herr-
ſche, aber ſein namenloſes Leiden heiſchte
auch Mitleid, ſie zollte es mit haͤufigen Thraͤ-
nen, ſie konnte aber nicht ſprechen, ergrif
ſeine Hand, und druͤckte ſie mit Staͤrke.
Feuriger glaͤnzte itzt das matte Auge des
Juͤnglings, angenehme Roͤthe faͤrbte ſeine
Wangen, als er ſah und fuͤhlte, daß er nicht
verachtet wuͤrde, er kuͤßte die wohlthaͤtige
Hand mit Innbrunſt, er druͤckte ſie an ſein
klopfendes Herz, und der Bund der Liebe
ward ſtillſchweigend geſchloſſen. Noch hatten
ihn freilich nicht Worte bekraͤftigt, nicht
Schwuͤre verſiegelt, aber er war doch feſt und
dauerhaft. Kehren ſie nur bald zuruͤck! fluͤ-
ſterte am Ende Amalie, und wiſchte ſich die
Thraͤnen aus den Augen, weil ein Diener
nahte, der ihnen verkuͤndigte, daß das Mit-
tagsmal bereitet ſei.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/98>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.