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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

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Der Fürst gab sein Wort, glaubte es durch
die Entfernung des Präsidenten ganz erfüllt zu
haben, und wollte eben wieder zur Gräfin ei-
len, um die Früchte seiner Bemühung zu ernd-
ten, als ihm diese schreckliche Nachricht ward.
Um seine Unschuld zu beweisen, um darzuthun,
daß er sein Wort getreu erfüllte, und endlich die
betrübte Schwester zu trösten, fuhr er zum er-
stenmale öffentlich nach der Wohnung der Gräfin.
Sie weinte, als sie aber den Fürsten erblickte, stock-
ten ihre Thränen, sie ergrif seine Hand, und
führte ihn stillschweigend nach dem Zimmer des
Ermordeten. Dies war, sprach sie im furcht-
baren Tone, mein Bruder, der Präsident war
sein Mörder. Wenn dieser auf dem Raben-
steine geblutet hat, wenn sein Weib sammt
ihrer verfluchten Brut an fremden Thüren um
Brod bettelt, dann. Fürst, spreche ich wieder
mit ihnen, dann bin ich ganz die Ihrige.
Wenn aber der Ruchlose nicht blutet, wenn sein
Weib und seine Kinder nicht betteln, so sei das

Der Fuͤrſt gab ſein Wort, glaubte es durch
die Entfernung des Praͤſidenten ganz erfuͤllt zu
haben, und wollte eben wieder zur Graͤfin ei-
len, um die Fruͤchte ſeiner Bemuͤhung zu ernd-
ten, als ihm dieſe ſchreckliche Nachricht ward.
Um ſeine Unſchuld zu beweiſen, um darzuthun,
daß er ſein Wort getreu erfuͤllte, und endlich die
betruͤbte Schweſter zu troͤſten, fuhr er zum er-
ſtenmale oͤffentlich nach der Wohnung der Graͤfin.
Sie weinte, als ſie aber den Fuͤrſten erblickte, ſtock-
ten ihre Thraͤnen, ſie ergrif ſeine Hand, und
fuͤhrte ihn ſtillſchweigend nach dem Zimmer des
Ermordeten. Dies war, ſprach ſie im furcht-
baren Tone, mein Bruder, der Praͤſident war
ſein Moͤrder. Wenn dieſer auf dem Raben-
ſteine geblutet hat, wenn ſein Weib ſammt
ihrer verfluchten Brut an fremden Thuͤren um
Brod bettelt, dann. Fuͤrſt, ſpreche ich wieder
mit ihnen, dann bin ich ganz die Ihrige.
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Weib und ſeine Kinder nicht betteln, ſo ſei das

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[103/0113] Der Fuͤrſt gab ſein Wort, glaubte es durch die Entfernung des Praͤſidenten ganz erfuͤllt zu haben, und wollte eben wieder zur Graͤfin ei- len, um die Fruͤchte ſeiner Bemuͤhung zu ernd- ten, als ihm dieſe ſchreckliche Nachricht ward. Um ſeine Unſchuld zu beweiſen, um darzuthun, daß er ſein Wort getreu erfuͤllte, und endlich die betruͤbte Schweſter zu troͤſten, fuhr er zum er- ſtenmale oͤffentlich nach der Wohnung der Graͤfin. Sie weinte, als ſie aber den Fuͤrſten erblickte, ſtock- ten ihre Thraͤnen, ſie ergrif ſeine Hand, und fuͤhrte ihn ſtillſchweigend nach dem Zimmer des Ermordeten. Dies war, ſprach ſie im furcht- baren Tone, mein Bruder, der Praͤſident war ſein Moͤrder. Wenn dieſer auf dem Raben- ſteine geblutet hat, wenn ſein Weib ſammt ihrer verfluchten Brut an fremden Thuͤren um Brod bettelt, dann. Fuͤrſt, ſpreche ich wieder mit ihnen, dann bin ich ganz die Ihrige. Wenn aber der Ruchloſe nicht blutet, wenn ſein Weib und ſeine Kinder nicht betteln, ſo ſei das

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/113>, abgerufen am 24.11.2024.