por, zwei Räuber traten eilfertig in mein Gemach, einer derselben ergrif meinen Sohn, der andere riß mich vom Lager auf, und gebot mir schnelle Folge. Ich kannte die äusserste Bosheit dieser rohen Leute, ich wähnte, daß sie sich gegen den Ritter em- pöret, ihn vielleicht gar ermordet hätten, und mich izt mit sich fortschleppen wollten, ich widerstrebte, klammerte mich ans Lager, und schrie nach Hülfe. Andere Räuber sprangen herbei; Eilt mit ihr, schrien sie, sonst sind wir verlohren! Dieser Ruf ver- mehrte meinen Argwohn, ich widerstand mit allen meinen Kräften, sie wichen nicht, mehrere sprangen herbei, marterten, quäl- ten mich schrecklich, und schnitten mir end- lich den größten Theil der Zunge ab.
Ich lag blutend und ohnmächtig am Bo- den. Wie ich wieder erwachte, stand ein fremder, junger Ritter neben mir, er blickte
por, zwei Raͤuber traten eilfertig in mein Gemach, einer derſelben ergrif meinen Sohn, der andere riß mich vom Lager auf, und gebot mir ſchnelle Folge. Ich kannte die aͤuſſerſte Bosheit dieſer rohen Leute, ich waͤhnte, daß ſie ſich gegen den Ritter em- poͤret, ihn vielleicht gar ermordet haͤtten, und mich izt mit ſich fortſchleppen wollten, ich widerſtrebte, klammerte mich ans Lager, und ſchrie nach Huͤlfe. Andere Raͤuber ſprangen herbei; Eilt mit ihr, ſchrien ſie, ſonſt ſind wir verlohren! Dieſer Ruf ver- mehrte meinen Argwohn, ich widerſtand mit allen meinen Kraͤften, ſie wichen nicht, mehrere ſprangen herbei, marterten, quaͤl- ten mich ſchrecklich, und ſchnitten mir end- lich den groͤßten Theil der Zunge ab.
Ich lag blutend und ohnmaͤchtig am Bo- den. Wie ich wieder erwachte, ſtand ein fremder, junger Ritter neben mir, er blickte
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0260"n="250"/>
por, zwei Raͤuber traten eilfertig in mein<lb/>
Gemach, einer derſelben ergrif meinen Sohn,<lb/>
der andere riß mich vom Lager auf, und<lb/>
gebot mir ſchnelle Folge. Ich kannte die<lb/>
aͤuſſerſte Bosheit dieſer rohen Leute, ich<lb/>
waͤhnte, daß ſie ſich gegen den Ritter em-<lb/>
poͤret, ihn vielleicht gar ermordet haͤtten,<lb/>
und mich izt mit ſich fortſchleppen wollten,<lb/>
ich widerſtrebte, klammerte mich ans Lager,<lb/>
und ſchrie nach Huͤlfe. Andere Raͤuber<lb/>ſprangen herbei; Eilt mit ihr, ſchrien ſie,<lb/>ſonſt ſind wir verlohren! Dieſer Ruf ver-<lb/>
mehrte meinen Argwohn, ich widerſtand<lb/>
mit allen meinen Kraͤften, ſie wichen nicht,<lb/>
mehrere ſprangen herbei, marterten, quaͤl-<lb/>
ten mich ſchrecklich, und ſchnitten mir end-<lb/>
lich den groͤßten Theil der Zunge ab.</p><lb/><p>Ich lag blutend und ohnmaͤchtig am Bo-<lb/>
den. Wie ich wieder erwachte, ſtand ein<lb/>
fremder, junger Ritter neben mir, er blickte<lb/></p></div></body></text></TEI>
[250/0260]
por, zwei Raͤuber traten eilfertig in mein
Gemach, einer derſelben ergrif meinen Sohn,
der andere riß mich vom Lager auf, und
gebot mir ſchnelle Folge. Ich kannte die
aͤuſſerſte Bosheit dieſer rohen Leute, ich
waͤhnte, daß ſie ſich gegen den Ritter em-
poͤret, ihn vielleicht gar ermordet haͤtten,
und mich izt mit ſich fortſchleppen wollten,
ich widerſtrebte, klammerte mich ans Lager,
und ſchrie nach Huͤlfe. Andere Raͤuber
ſprangen herbei; Eilt mit ihr, ſchrien ſie,
ſonſt ſind wir verlohren! Dieſer Ruf ver-
mehrte meinen Argwohn, ich widerſtand
mit allen meinen Kraͤften, ſie wichen nicht,
mehrere ſprangen herbei, marterten, quaͤl-
ten mich ſchrecklich, und ſchnitten mir end-
lich den groͤßten Theil der Zunge ab.
Ich lag blutend und ohnmaͤchtig am Bo-
den. Wie ich wieder erwachte, ſtand ein
fremder, junger Ritter neben mir, er blickte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/260>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.