Aller Augen ruhten auf dem Fremden, als er am andern Tage sich kühn zum Spiel- tische der Präsidentin drängte, und von der Gefälligen sogleich die Erlaubniß erhielt, an ihrem Spiel Theil zu nehmen. Wider Ge- wohnheit wnrde an den benachbarten Tischen äusserst zerstreut gespielt, man sprach kein Wort, weil man gerne hören wollte, wie der stolze Fremde sein Wort erfüllen würde. Das Tarokspiel war dazumal noch nicht in die Bür- ger- und Bierhäuser verbannt, man spielte es häufig bei Hofe, und die Präsidentin spielte es eben mit ihrer Gesellschaft. Nach einigen still durchspielten Parthien ereignete sich der Zufall, daß die Präsidentin eben eine s[k]isirte Kavallerie ansagte, als der Fremde eine wirk- liche und natürliche besaß.
Um Verzeihung, sprach dieser im lächeln- den Tone, als sie solche vorzeigte, diesmal muß mir ihr Bruder der Monsieur Skis den
Aller Augen ruhten auf dem Fremden, als er am andern Tage ſich kuͤhn zum Spiel- tiſche der Praͤſidentin draͤngte, und von der Gefaͤlligen ſogleich die Erlaubniß erhielt, an ihrem Spiel Theil zu nehmen. Wider Ge- wohnheit wnrde an den benachbarten Tiſchen aͤuſſerſt zerſtreut geſpielt, man ſprach kein Wort, weil man gerne hoͤren wollte, wie der ſtolze Fremde ſein Wort erfuͤllen wuͤrde. Das Tarokſpiel war dazumal noch nicht in die Buͤr- ger- und Bierhaͤuſer verbannt, man ſpielte es haͤufig bei Hofe, und die Praͤſidentin ſpielte es eben mit ihrer Geſellſchaft. Nach einigen ſtill durchſpielten Parthien ereignete ſich der Zufall, daß die Praͤſidentin eben eine ſ[k]iſirte Kavallerie anſagte, als der Fremde eine wirk- liche und natuͤrliche beſaß.
Um Verzeihung, ſprach dieſer im laͤcheln- den Tone, als ſie ſolche vorzeigte, diesmal muß mir ihr Bruder der Monſieur Skis den
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Aller Augen ruhten auf dem Fremden,
als er am andern Tage ſich kuͤhn zum Spiel-
tiſche der Praͤſidentin draͤngte, und von der
Gefaͤlligen ſogleich die Erlaubniß erhielt, an
ihrem Spiel Theil zu nehmen. Wider Ge-
wohnheit wnrde an den benachbarten Tiſchen
aͤuſſerſt zerſtreut geſpielt, man ſprach kein
Wort, weil man gerne hoͤren wollte, wie der
ſtolze Fremde ſein Wort erfuͤllen wuͤrde. Das
Tarokſpiel war dazumal noch nicht in die Buͤr-
ger- und Bierhaͤuſer verbannt, man ſpielte es
haͤufig bei Hofe, und die Praͤſidentin ſpielte
es eben mit ihrer Geſellſchaft. Nach einigen
ſtill durchſpielten Parthien ereignete ſich der
Zufall, daß die Praͤſidentin eben eine ſkiſirte
Kavallerie anſagte, als der Fremde eine wirk-
liche und natuͤrliche beſaß.
Um Verzeihung, ſprach dieſer im laͤcheln-
den Tone, als ſie ſolche vorzeigte, diesmal
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/96>, abgerufen am 21.11.2024.
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