Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

über die wahre Natur dieser Aussteuer auf:

"Er bestimmte sie dazu, von mir ein gewisses Viertelstündchen zu erkaufen, welches das alte Lehenrecht -"

Figaro aber, der die schönen Kenntnisse aus dem alten Lehenrecht die seine Braut besitzt, nicht weiter erproben will, lässt sie ihre Definition des Jus primae noctis nicht vollenden, und unterbricht sie mit der Frage:

"Wie, hat es der Graf im Lehensbriefe nicht aufgegeben?"

"Das wohl," erwidert Susanna, "aber es hat ihn gereut, und es scheint, als wenn er es von mir wieder einlösen wollte."

Diese vertrauliche Mittheilung, dass der Graf das lehenrechtliche Viertelstündchen sammt dem dazu gehörigen Gedankenstrich, auf welche beide er Verzicht geleistet, nunmehr als Gunst von Susannen verlange, erweckt Figaros tiefsten Bass, und er singt in der zweiten Scene die prächtige Arie: "Will einst das Gräflein ein Tänzchen wagen, mag er's nur sagen, ich spiel' ihm auf."

über die wahre Natur dieser Aussteuer auf:

»Er bestimmte sie dazu, von mir ein gewisses Viertelstündchen zu erkaufen, welches das alte Lehenrecht –«

Figaro aber, der die schönen Kenntnisse aus dem alten Lehenrecht die seine Braut besitzt, nicht weiter erproben will, lässt sie ihre Definition des Jus primae noctis nicht vollenden, und unterbricht sie mit der Frage:

»Wie, hat es der Graf im Lehensbriefe nicht aufgegeben?«

»Das wohl,« erwidert Susanna, »aber es hat ihn gereut, und es scheint, als wenn er es von mir wieder einlösen wollte.«

Diese vertrauliche Mittheilung, dass der Graf das lehenrechtliche Viertelstündchen sammt dem dazu gehörigen Gedankenstrich, auf welche beide er Verzicht geleistet, nunmehr als Gunst von Susannen verlange, erweckt Figaros tiefsten Bass, und er singt in der zweiten Scene die prächtige Arie: »Will einst das Gräflein ein Tänzchen wagen, mag er’s nur sagen, ich spiel’ ihm auf.«

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0020" n="18"/>
über die wahre Natur dieser Aussteuer auf:</p>
        <p>»Er bestimmte sie dazu, von mir ein gewisses Viertelstündchen zu erkaufen, welches das alte Lehenrecht &#x2013;«</p>
        <p>Figaro aber, der die schönen Kenntnisse aus dem alten Lehenrecht die seine Braut besitzt, nicht weiter erproben will, lässt sie ihre Definition des <hi rendition="#i">Jus primae noctis</hi> nicht vollenden, und unterbricht sie mit der Frage:</p>
        <p>»Wie, hat es der Graf im Lehensbriefe nicht aufgegeben?«</p>
        <p>»Das wohl,« erwidert Susanna, »aber es hat ihn gereut, und es scheint, als wenn er es von mir wieder einlösen wollte.«</p>
        <p>Diese vertrauliche Mittheilung, dass der Graf das lehenrechtliche Viertelstündchen sammt dem dazu gehörigen Gedankenstrich, auf welche beide er Verzicht geleistet, nunmehr als Gunst von Susannen verlange, erweckt Figaros tiefsten Bass, und er singt in der zweiten Scene die prächtige Arie: »Will einst das Gräflein ein Tänzchen wagen, mag er&#x2019;s nur sagen, ich spiel&#x2019; ihm auf.«</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0020] über die wahre Natur dieser Aussteuer auf: »Er bestimmte sie dazu, von mir ein gewisses Viertelstündchen zu erkaufen, welches das alte Lehenrecht –« Figaro aber, der die schönen Kenntnisse aus dem alten Lehenrecht die seine Braut besitzt, nicht weiter erproben will, lässt sie ihre Definition des Jus primae noctis nicht vollenden, und unterbricht sie mit der Frage: »Wie, hat es der Graf im Lehensbriefe nicht aufgegeben?« »Das wohl,« erwidert Susanna, »aber es hat ihn gereut, und es scheint, als wenn er es von mir wieder einlösen wollte.« Diese vertrauliche Mittheilung, dass der Graf das lehenrechtliche Viertelstündchen sammt dem dazu gehörigen Gedankenstrich, auf welche beide er Verzicht geleistet, nunmehr als Gunst von Susannen verlange, erweckt Figaros tiefsten Bass, und er singt in der zweiten Scene die prächtige Arie: »Will einst das Gräflein ein Tänzchen wagen, mag er’s nur sagen, ich spiel’ ihm auf.«

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877/20
Zitationshilfe: Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877/20>, abgerufen am 22.12.2024.