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Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793.

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Nigella.
fuhr, daß während dieser Zeit die Griffel am meisten gekrümmt
und gedrehet waren, und daher die Bienen alsdenn eben so
nothwendig die Stigmate berührten, als sie vorher die Antheren
berührt hatten, Tab. XXIV. 6. 9., und daß nach Verfließung
dieser Zeit die Griffel sich wieder grade in die Höhe streckten, und
die Kronenblätter, die Staubgefäße und die Saftmaschinen ab-
fielen, zum offenbaren Beweise, daß nun erst die Natur ihre
Absicht, nemlich die Befruchtung der Fruchtknoten, erreicht hatte.
Hieraus folgt also mit der größten Gewißheit, daß die Bienen
nicht die jüngern Blumen, deren Antheren noch blühen, sondern
die älteren, deren Antheren keinen Staub mehr haben, befruch-
ten, und zwar so, daß sie den Staub, welchen sie mit ihrem
haarichten Rücken von den blühenden Antheren der ersteren ab-
gestreift haben, auf die Stigmate der letzteren unmittelbar an-
streichen.

Nachdem wir nun die eigentliche Befruchtungsart dieser
Blume kennen gelernt haben, so sind wir im Stande, verschie-
dene die Einrichtung derselben betreffende Fragen auf eine befrie-
digende Art zu beantworten, welche wir, wenn wir glaubten,
daß eine mechanische Befruchtungsart hier Statt finde, ewig
würden unbeantwortet lassen müssen.

Vorher muß jedoch noch etwas, was die Frucht betrifft, be-
merkt werden.

Die Samenkörner sollen nicht aus den Samenkapseln her-
ausfallen, sondern vom Winde herausgeworfen, und weit ver-
streuet werden. Daher stehen die Kapseln 1) aufrecht, und öff-
nen sich 2) bloß auf der inneren Seite, Tab. XXV. 8. verglichen
mit Tab. XIV. 5. Weil nun die Kapseln aufrecht stehen, so
muß auch die Blume aufrecht stehen.

Warum hat also die Blume eine Krone? Antw. Weil sie
von den Bienen befruchtet werden soll, und zu dem Ende Saft
enthalten, und diesen Insekten, als eine Saftblume, von weitem
in die Augen fallen muß. -- Warum sind die Kronenblätter auf
der oberen Seite gefärbt, auf der unteren aber grüner und unan
sehnlicher? A. Weil die Blume aufrecht steht, und den Bie-
nen nicht die untere, sondern bloß die obere Seite ihrer Krone in
die Augen fällt. Denn die Pflanze ist sehr niedrig, und die Bie-
nen fliegen nicht unterhalb, sondern oberhalb der Blumen um-
her. -- Warum sind die kleinen Büchschen, welche den Saft
enthalten, mit einem elastischen Deckel versehen? A. Erstens,
damit der Saft nicht vom Regen verdorben werde. Zweytens,
damit Fliegen und andere unedlere Insekten nicht den Saft fin-
den und verzehren, und dadurch verursachen, daß die Bienen die
Blumen unbesucht, und folglich unbefruchtet stehen lassen. --
Warum hat die Blume acht Saftmaschinen und eben so viel
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Nigella.
Reihen von Staubgefäßen, da sie nur fünf Kronenblätter und
eben so viel Pistille hat? Warum hat die Natur hier die Zahlen
5 und 8, welche kein schönes Verhältniß gegen einander haben,
mit einander vereinigt, und dadurch verursacht, daß die Blume
nicht völlig regulär ist? A. Je mehr Reihen von Staubgefäßen
vorhanden sind, desto mehr Staubgefäße sind täglich im Stande,
den Bienen Staub zu liefern, um damit die älteren Blumen zu
befruchten, desto leichter erfolgt also die Befruchtung der letzteren.
So viel Reihen von Staubgefäßen aber vorhanden sind, eben so
viel Saftmaschinen müssen auch vorhanden seyn, weil jene mit
diesen abwechseln, und wann sich eines derselben horizontal strecken
will, es sich zwischen die beiden nächsten Saftmaschinen hindurch
begeben muß. Daß aber nicht zehn Reihen von Staubgefäßen
und eben so viel Saftmaschinen da sind, bey welcher Anzahl die
Blume völlig regulär seyn würde, kömmt wahrscheinlich daher,
daß die Natur nicht mehr als achte zur Erreichung ihrer Absicht
nöthig fand. Den Bienen, welche von Zahlen und derselben
Verhältnissen nichts wissen, ist es einerley, ob acht oder zehn
Saftmaschinen vorhanden sind, wenn sie nur ihre reichliche Nah-
rung in denselben finden. -- Warum hat die Blume in der Mitte
verschiedene koncentrische Ringe von verschiedener Farbe? A.
Damit die Bienen, durch dieselben im Kreise herumgeführt, alle
Saftbehältnisse ausleeren, und, indem sie dies wissentlich thun,
zugleich, ohne es zu wissen, in den jüngeren Blumen den Staub al-
ler
blühenden Antheren abstreifen, und in den älteren alle Stig-
mate mit Staube versehen. -- Warum haben die horizontal ge-
streckten Filamente auf der oberen, nicht aber auf der unteren
Seite an der Basis einen violetten Fleck? A. Dieser Fleck ist
ein Theil des Saftmaals; er mußte folglich auf der oberen Seite,
welche die Bienen sehen, nicht aber auf der unteren, welche sie
nicht sehen, angebracht werden. Solange die Filamente aufrecht
stehen, würde dieser Fleck, wenn er auf der vorderen Seite der-
selben sich besände, von den Bienen nicht sonderlich bemerkt wer-
den. Denn das Saftmaal soll, wie die ganze Blume, denselben
von oben, und nicht von der Seite in die Augen fallen. --
Warum krümmen sich die Staubgefäße, welche blühen, so, daß
thre Antheren grade über den Saftmaschinen stehen, und warum
sondern die Antheren den Staub auf der unteren, nicht aber auf
der oberen Seite ab? A. Beides geschieht, damit die Bienen,
indem sie um die Saftmaschinen herumlaufen, den Staub mit
dem Rücken abstreifen. -- Warum strecken sich die noch nicht
blühenden Staubgefäße grade in die Höhe, die schon verblüheten
aber grade horizontal? A. Weil sie sonst verursachen würden,
daß die Bienen den Staub der blühenden Antheren nicht rein ab-
streifen könnten. -- Warum drehen sich die Griffel und krüm-

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Nigella.
fuhr, daß waͤhrend dieſer Zeit die Griffel am meiſten gekruͤmmt
und gedrehet waren, und daher die Bienen alsdenn eben ſo
nothwendig die Stigmate beruͤhrten, als ſie vorher die Antheren
beruͤhrt hatten, Tab. XXIV. 6. 9., und daß nach Verfließung
dieſer Zeit die Griffel ſich wieder grade in die Hoͤhe ſtreckten, und
die Kronenblaͤtter, die Staubgefaͤße und die Saftmaſchinen ab-
fielen, zum offenbaren Beweiſe, daß nun erſt die Natur ihre
Abſicht, nemlich die Befruchtung der Fruchtknoten, erreicht hatte.
Hieraus folgt alſo mit der groͤßten Gewißheit, daß die Bienen
nicht die juͤngern Blumen, deren Antheren noch bluͤhen, ſondern
die aͤlteren, deren Antheren keinen Staub mehr haben, befruch-
ten, und zwar ſo, daß ſie den Staub, welchen ſie mit ihrem
haarichten Ruͤcken von den bluͤhenden Antheren der erſteren ab-
geſtreift haben, auf die Stigmate der letzteren unmittelbar an-
ſtreichen.

Nachdem wir nun die eigentliche Befruchtungsart dieſer
Blume kennen gelernt haben, ſo ſind wir im Stande, verſchie-
dene die Einrichtung derſelben betreffende Fragen auf eine befrie-
digende Art zu beantworten, welche wir, wenn wir glaubten,
daß eine mechaniſche Befruchtungsart hier Statt finde, ewig
wuͤrden unbeantwortet laſſen muͤſſen.

Vorher muß jedoch noch etwas, was die Frucht betrifft, be-
merkt werden.

Die Samenkoͤrner ſollen nicht aus den Samenkapſeln her-
ausfallen, ſondern vom Winde herausgeworfen, und weit ver-
ſtreuet werden. Daher ſtehen die Kapſeln 1) aufrecht, und oͤff-
nen ſich 2) bloß auf der inneren Seite, Tab. XXV. 8. verglichen
mit Tab. XIV. 5. Weil nun die Kapſeln aufrecht ſtehen, ſo
muß auch die Blume aufrecht ſtehen.

Warum hat alſo die Blume eine Krone? Antw. Weil ſie
von den Bienen befruchtet werden ſoll, und zu dem Ende Saft
enthalten, und dieſen Inſekten, als eine Saftblume, von weitem
in die Augen fallen muß. — Warum ſind die Kronenblaͤtter auf
der oberen Seite gefaͤrbt, auf der unteren aber gruͤner und unan
ſehnlicher? A. Weil die Blume aufrecht ſteht, und den Bie-
nen nicht die untere, ſondern bloß die obere Seite ihrer Krone in
die Augen faͤllt. Denn die Pflanze iſt ſehr niedrig, und die Bie-
nen fliegen nicht unterhalb, ſondern oberhalb der Blumen um-
her. — Warum ſind die kleinen Buͤchschen, welche den Saft
enthalten, mit einem elaſtiſchen Deckel verſehen? A. Erſtens,
damit der Saft nicht vom Regen verdorben werde. Zweytens,
damit Fliegen und andere unedlere Inſekten nicht den Saft fin-
den und verzehren, und dadurch verurſachen, daß die Bienen die
Blumen unbeſucht, und folglich unbefruchtet ſtehen laſſen. —
Warum hat die Blume acht Saftmaſchinen und eben ſo viel
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Nigella.
Reihen von Staubgefaͤßen, da ſie nur fuͤnf Kronenblaͤtter und
eben ſo viel Piſtille hat? Warum hat die Natur hier die Zahlen
5 und 8, welche kein ſchoͤnes Verhaͤltniß gegen einander haben,
mit einander vereinigt, und dadurch verurſacht, daß die Blume
nicht voͤllig regulaͤr iſt? A. Je mehr Reihen von Staubgefaͤßen
vorhanden ſind, deſto mehr Staubgefaͤße ſind taͤglich im Stande,
den Bienen Staub zu liefern, um damit die aͤlteren Blumen zu
befruchten, deſto leichter erfolgt alſo die Befruchtung der letzteren.
So viel Reihen von Staubgefaͤßen aber vorhanden ſind, eben ſo
viel Saftmaſchinen muͤſſen auch vorhanden ſeyn, weil jene mit
dieſen abwechſeln, und wann ſich eines derſelben horizontal ſtrecken
will, es ſich zwiſchen die beiden naͤchſten Saftmaſchinen hindurch
begeben muß. Daß aber nicht zehn Reihen von Staubgefaͤßen
und eben ſo viel Saftmaſchinen da ſind, bey welcher Anzahl die
Blume voͤllig regulaͤr ſeyn wuͤrde, koͤmmt wahrſcheinlich daher,
daß die Natur nicht mehr als achte zur Erreichung ihrer Abſicht
noͤthig fand. Den Bienen, welche von Zahlen und derſelben
Verhaͤltniſſen nichts wiſſen, iſt es einerley, ob acht oder zehn
Saftmaſchinen vorhanden ſind, wenn ſie nur ihre reichliche Nah-
rung in denſelben finden. — Warum hat die Blume in der Mitte
verſchiedene koncentriſche Ringe von verſchiedener Farbe? A.
Damit die Bienen, durch dieſelben im Kreiſe herumgefuͤhrt, alle
Saftbehaͤltniſſe ausleeren, und, indem ſie dies wiſſentlich thun,
zugleich, ohne es zu wiſſen, in den juͤngeren Blumen den Staub al-
ler
bluͤhenden Antheren abſtreifen, und in den aͤlteren alle Stig-
mate mit Staube verſehen. — Warum haben die horizontal ge-
ſtreckten Filamente auf der oberen, nicht aber auf der unteren
Seite an der Baſis einen violetten Fleck? A. Dieſer Fleck iſt
ein Theil des Saftmaals; er mußte folglich auf der oberen Seite,
welche die Bienen ſehen, nicht aber auf der unteren, welche ſie
nicht ſehen, angebracht werden. Solange die Filamente aufrecht
ſtehen, wuͤrde dieſer Fleck, wenn er auf der vorderen Seite der-
ſelben ſich beſaͤnde, von den Bienen nicht ſonderlich bemerkt wer-
den. Denn das Saftmaal ſoll, wie die ganze Blume, denſelben
von oben, und nicht von der Seite in die Augen fallen. —
Warum kruͤmmen ſich die Staubgefaͤße, welche bluͤhen, ſo, daß
thre Antheren grade uͤber den Saftmaſchinen ſtehen, und warum
ſondern die Antheren den Staub auf der unteren, nicht aber auf
der oberen Seite ab? A. Beides geſchieht, damit die Bienen,
indem ſie um die Saftmaſchinen herumlaufen, den Staub mit
dem Ruͤcken abſtreifen. — Warum ſtrecken ſich die noch nicht
bluͤhenden Staubgefaͤße grade in die Hoͤhe, die ſchon verbluͤheten
aber grade horizontal? A. Weil ſie ſonſt verurſachen wuͤrden,
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[[155]/0155] Nigella. Nigella. fuhr, daß waͤhrend dieſer Zeit die Griffel am meiſten gekruͤmmt und gedrehet waren, und daher die Bienen alsdenn eben ſo nothwendig die Stigmate beruͤhrten, als ſie vorher die Antheren beruͤhrt hatten, Tab. XXIV. 6. 9., und daß nach Verfließung dieſer Zeit die Griffel ſich wieder grade in die Hoͤhe ſtreckten, und die Kronenblaͤtter, die Staubgefaͤße und die Saftmaſchinen ab- fielen, zum offenbaren Beweiſe, daß nun erſt die Natur ihre Abſicht, nemlich die Befruchtung der Fruchtknoten, erreicht hatte. Hieraus folgt alſo mit der groͤßten Gewißheit, daß die Bienen nicht die juͤngern Blumen, deren Antheren noch bluͤhen, ſondern die aͤlteren, deren Antheren keinen Staub mehr haben, befruch- ten, und zwar ſo, daß ſie den Staub, welchen ſie mit ihrem haarichten Ruͤcken von den bluͤhenden Antheren der erſteren ab- geſtreift haben, auf die Stigmate der letzteren unmittelbar an- ſtreichen. Nachdem wir nun die eigentliche Befruchtungsart dieſer Blume kennen gelernt haben, ſo ſind wir im Stande, verſchie- dene die Einrichtung derſelben betreffende Fragen auf eine befrie- digende Art zu beantworten, welche wir, wenn wir glaubten, daß eine mechaniſche Befruchtungsart hier Statt finde, ewig wuͤrden unbeantwortet laſſen muͤſſen. Vorher muß jedoch noch etwas, was die Frucht betrifft, be- merkt werden. Die Samenkoͤrner ſollen nicht aus den Samenkapſeln her- ausfallen, ſondern vom Winde herausgeworfen, und weit ver- ſtreuet werden. Daher ſtehen die Kapſeln 1) aufrecht, und oͤff- nen ſich 2) bloß auf der inneren Seite, Tab. XXV. 8. verglichen mit Tab. XIV. 5. Weil nun die Kapſeln aufrecht ſtehen, ſo muß auch die Blume aufrecht ſtehen. Warum hat alſo die Blume eine Krone? Antw. Weil ſie von den Bienen befruchtet werden ſoll, und zu dem Ende Saft enthalten, und dieſen Inſekten, als eine Saftblume, von weitem in die Augen fallen muß. — Warum ſind die Kronenblaͤtter auf der oberen Seite gefaͤrbt, auf der unteren aber gruͤner und unan ſehnlicher? A. Weil die Blume aufrecht ſteht, und den Bie- nen nicht die untere, ſondern bloß die obere Seite ihrer Krone in die Augen faͤllt. Denn die Pflanze iſt ſehr niedrig, und die Bie- nen fliegen nicht unterhalb, ſondern oberhalb der Blumen um- her. — Warum ſind die kleinen Buͤchschen, welche den Saft enthalten, mit einem elaſtiſchen Deckel verſehen? A. Erſtens, damit der Saft nicht vom Regen verdorben werde. Zweytens, damit Fliegen und andere unedlere Inſekten nicht den Saft fin- den und verzehren, und dadurch verurſachen, daß die Bienen die Blumen unbeſucht, und folglich unbefruchtet ſtehen laſſen. — Warum hat die Blume acht Saftmaſchinen und eben ſo viel Reihen von Staubgefaͤßen, da ſie nur fuͤnf Kronenblaͤtter und eben ſo viel Piſtille hat? Warum hat die Natur hier die Zahlen 5 und 8, welche kein ſchoͤnes Verhaͤltniß gegen einander haben, mit einander vereinigt, und dadurch verurſacht, daß die Blume nicht voͤllig regulaͤr iſt? A. Je mehr Reihen von Staubgefaͤßen vorhanden ſind, deſto mehr Staubgefaͤße ſind taͤglich im Stande, den Bienen Staub zu liefern, um damit die aͤlteren Blumen zu befruchten, deſto leichter erfolgt alſo die Befruchtung der letzteren. So viel Reihen von Staubgefaͤßen aber vorhanden ſind, eben ſo viel Saftmaſchinen muͤſſen auch vorhanden ſeyn, weil jene mit dieſen abwechſeln, und wann ſich eines derſelben horizontal ſtrecken will, es ſich zwiſchen die beiden naͤchſten Saftmaſchinen hindurch begeben muß. Daß aber nicht zehn Reihen von Staubgefaͤßen und eben ſo viel Saftmaſchinen da ſind, bey welcher Anzahl die Blume voͤllig regulaͤr ſeyn wuͤrde, koͤmmt wahrſcheinlich daher, daß die Natur nicht mehr als achte zur Erreichung ihrer Abſicht noͤthig fand. Den Bienen, welche von Zahlen und derſelben Verhaͤltniſſen nichts wiſſen, iſt es einerley, ob acht oder zehn Saftmaſchinen vorhanden ſind, wenn ſie nur ihre reichliche Nah- rung in denſelben finden. — Warum hat die Blume in der Mitte verſchiedene koncentriſche Ringe von verſchiedener Farbe? A. Damit die Bienen, durch dieſelben im Kreiſe herumgefuͤhrt, alle Saftbehaͤltniſſe ausleeren, und, indem ſie dies wiſſentlich thun, zugleich, ohne es zu wiſſen, in den juͤngeren Blumen den Staub al- ler bluͤhenden Antheren abſtreifen, und in den aͤlteren alle Stig- mate mit Staube verſehen. — Warum haben die horizontal ge- ſtreckten Filamente auf der oberen, nicht aber auf der unteren Seite an der Baſis einen violetten Fleck? A. Dieſer Fleck iſt ein Theil des Saftmaals; er mußte folglich auf der oberen Seite, welche die Bienen ſehen, nicht aber auf der unteren, welche ſie nicht ſehen, angebracht werden. Solange die Filamente aufrecht ſtehen, wuͤrde dieſer Fleck, wenn er auf der vorderen Seite der- ſelben ſich beſaͤnde, von den Bienen nicht ſonderlich bemerkt wer- den. Denn das Saftmaal ſoll, wie die ganze Blume, denſelben von oben, und nicht von der Seite in die Augen fallen. — Warum kruͤmmen ſich die Staubgefaͤße, welche bluͤhen, ſo, daß thre Antheren grade uͤber den Saftmaſchinen ſtehen, und warum ſondern die Antheren den Staub auf der unteren, nicht aber auf der oberen Seite ab? A. Beides geſchieht, damit die Bienen, indem ſie um die Saftmaſchinen herumlaufen, den Staub mit dem Ruͤcken abſtreifen. — Warum ſtrecken ſich die noch nicht bluͤhenden Staubgefaͤße grade in die Hoͤhe, die ſchon verbluͤheten aber grade horizontal? A. Weil ſie ſonſt verurſachen wuͤrden, daß die Bienen den Staub der bluͤhenden Antheren nicht rein ab- ſtreifen koͤnnten. — Warum drehen ſich die Griffel und kruͤm-

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Zitationshilfe: Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793, S. [155]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/155>, abgerufen am 24.11.2024.