Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staden, Hans: Warhaftige Historia und beschreibung eyner Landtschafft der Wilden/ Nacketen/ Grimmigen Menschfresser Leuthen [...]. Marpurg [Marburg], 1557.

Bild:
<< vorherige Seite

strenge gehalten werden/ aus genommen von denen/ so ge-
dencken die heyligen zubetriegen/ mit jren gelübten/ wie
Erasmus Roterodamus in colloquijs in dem Naufragio schrei-
bet/ das eyner jm Schiff S. Chriostophorum/ der zu Pareiß
im Tempel/ eyn Bildt etwan, 10. elen hoch/ wie eyn grosser
Poliphemus/ stehet/ Diesem heyligen gelobt habe. Wan er
jm aus der Nott hilff/ wölle er jm opfern/ eyn wechsen licht
also groß/ als der heylige were. Sein nechster nachpawer/
der bei jm saß/ der wust vmb dieses Mans armheyt/ schaldt
jn von wegen/ dieses gelübtes/ sagt/ Wan er gleich all sein
narnug/ die er vff Erden hette / verkeufft/ könte er doch nicht
souil wachs zuwegen bringen/ das er eyn solch groß licht künt
gezeugen. Antwort jm der darauff/ sagt es jm heymlich/
das der heylige es nicht hören solte/ sprechende: Wan er mir
aus dieser not geholffen hat/ will ich jm kaum eyn Gol-
licht von vnschlicht gemacht/ eyns pfennigs wert geben.


Vnd die ander Historia von dem Reutter so im Schiff-
bruch war/ die ist eben auch also. Dieser Reutter als er
sahe das dz schiff wolt vndergehen/ rieff er .S. Niclaus
an/ das er jm aus der nott hülffe/ er wolt jm sein Pferdt
oder Pagen opfern/ da vermanet sein knecht jnen. Er solte
das nicht thun/ worauff er sonst reiten wölle/ sagt der Jun-
cker zum knecht/ heymlich/ das der heylge nicht hören solt.
Schweige du still wan er mir außgehilfft/ wil ich jm nicht
den Stertz/ das ist den Schwantz vom pferde geben. Also
gedacht eyn jederer vnder den zweyen/ seinen heylgen zu betrie-
gen vnd gethaner wolthat baldt zu vergessen.

Damit nun diser Hans Staden nicht auch also darfur
angesehen werde/ itzo so jm Gott geholffen hat/ dieser wol-
that zu vergessen/ So hat er jm vorgenommen/ mit diesem

ſtrenge gehalten werden/ aus genommen von denen/ ſo ge-
dencken die heyligen zubetriegen/ mit jren geluͤbten/ wie
Eraſmus Roterodamus in colloquijs in dem Naufragio ſchꝛei-
bet/ das eyner jm Schiff S. Chriostophoꝛum/ der zu Pareiß
im Tempel/ eyn Bildt etwan, 10. elen hoch/ wie eyn groſſer
Poliphemus/ ſtehet/ Diesem heyligen gelobt habe. Wan er
jm aus der Nott hilff/ woͤlle er jm opfern/ eyn wechſen licht
alſo groß/ als der heylige were. Sein nechſter nachpawer/
der bei jm ſaß/ der wuſt vmb dieſes Mans armheyt/ schaldt
jn von wegen/ dieſes geluͤbtes/ ſagt/ Wan er gleich all ſein
narnug/ die er vff Erden hette / verkeufft/ koͤnte er doch nicht
ſouil wachs zuwegẽ bringen/ das er eyn solch groß licht kuͤnt
gezeugen. Antwort jm der darauff/ sagt es jm heymlich/
das der heylige es nicht hoͤꝛen ſolte/ ſpꝛechende: Wan er mir
aus dieſer not geholffen hat/ will ich jm kaum eyn Gol-
licht von vnſchlicht gemacht/ eyns pfennigs wert geben.


Vnd die ander Hiſtoria von dem Reutter ſo im Schiff-
bꝛuch war/ die iſt eben auch alſo. Dieſer Reutter als er
ſahe das dz schiff wolt vndergehen/ rieff er .S. Niclaus
an/ das er jm aus der nott huͤlffe/ er wolt jm sein Pferdt
oder Pagen opfern/ da vermanet ſein knecht jnen. Er ſolte
das nicht thun/ worauff er ſonst reiten woͤlle/ sagt der Jun-
cker zum knecht/ heymlich/ das der heylge nicht hoͤꝛen ſolt.
Schweige du ſtill wan er mir außgehilfft/ wil ich jm nicht
den Stertz/ das ist den Schwantz vom pferde geben. Also
gedacht eyn jederer vnder den zweyen/ seinen heylgen zu betrie-
gen vnd gethaner wolthat baldt zu vergeſſen.

Damit nun diſer Hans Staden nicht auch alſo darfur
angeſehen werde/ itzo so jm Gott geholffen hat/ dieſer wol-
that zu vergeſſen/ So hat er jm vorgenommen/ mit dieſem

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0013"/>
&#x017F;trenge gehalten werden/ aus genommen von denen/ &#x017F;o ge-<lb/>
dencken die heyligen zubetriegen/ mit jren gelu&#x0364;bten/ wie<lb/><hi rendition="#aq">Era&#x017F;mus Roterodamus in colloquijs</hi> in dem <hi rendition="#aq">Naufragio</hi> &#x017F;ch&#xA75B;ei-<lb/>
bet/ das eyner jm Schiff S. Chriostopho&#xA75B;um/ der zu Pareiß<lb/>
im Tempel/ eyn Bildt etwan, 10. elen hoch/ wie eyn gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Poliphemus/ &#x017F;tehet/ Diesem heyligen gelobt habe. Wan er<lb/>
jm aus der Nott hilff/ wo&#x0364;lle er jm opfern/ eyn wech&#x017F;en licht<lb/>
al&#x017F;o groß/ als der heylige were. Sein nech&#x017F;ter nachpawer/<lb/>
der bei jm &#x017F;aß/ der wu&#x017F;t vmb die&#x017F;es Mans armheyt/ schaldt<lb/>
jn von wegen/ die&#x017F;es gelu&#x0364;btes/ &#x017F;agt/ Wan er gleich all &#x017F;ein<lb/>
narnug/ die er vff Erden hette / verkeufft/ ko&#x0364;nte er doch nicht<lb/>
&#x017F;ouil wachs zuwege&#x0303; bringen/ das er eyn solch groß licht ku&#x0364;nt<lb/>
gezeugen. Antwort jm der darauff/ sagt es jm heymlich/<lb/>
das der heylige es nicht ho&#x0364;&#xA75B;en &#x017F;olte/ &#x017F;p&#xA75B;echende: Wan er mir<lb/>
aus die&#x017F;er not geholffen hat/ will ich jm kaum eyn Gol-<lb/>
licht von vn&#x017F;chlicht gemacht/ eyns pfennigs wert geben.</p>
        <space dim="vertical"/>
        <p>Vnd die ander Hi&#x017F;toria von dem Reutter &#x017F;o im Schiff-<lb/>
b&#xA75B;uch war/ die i&#x017F;t eben auch al&#x017F;o. Die&#x017F;er Reutter als er<lb/>
&#x017F;ahe das dz schiff wolt vndergehen/ rieff er .S. Niclaus<lb/>
an/ das er jm aus der nott hu&#x0364;lffe/ er wolt jm sein Pferdt<lb/>
oder Pagen opfern/ da vermanet &#x017F;ein knecht jnen. Er &#x017F;olte<lb/>
das nicht thun/ worauff er &#x017F;onst reiten wo&#x0364;lle/ sagt der Jun-<lb/>
cker zum knecht/ heymlich/ das der heylge nicht ho&#x0364;&#xA75B;en &#x017F;olt.<lb/>
Schweige du &#x017F;till wan er mir außgehilfft/ wil ich jm nicht<lb/>
den Stertz/ das ist den Schwantz vom pferde geben. Also<lb/>
gedacht eyn jederer vnder den zweyen/ seinen heylgen zu betrie-<lb/>
gen vnd gethaner wolthat baldt zu verge&#x017F;&#x017F;en.</p>
        <p>Damit nun di&#x017F;er Hans Staden nicht auch al&#x017F;o darfur<lb/>
ange&#x017F;ehen werde/ itzo so jm Gott geholffen hat/ die&#x017F;er wol-<lb/>
that zu verge&#x017F;&#x017F;en/ So hat er jm vorgenommen/ mit die&#x017F;em
</p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0013] ſtrenge gehalten werden/ aus genommen von denen/ ſo ge- dencken die heyligen zubetriegen/ mit jren geluͤbten/ wie Eraſmus Roterodamus in colloquijs in dem Naufragio ſchꝛei- bet/ das eyner jm Schiff S. Chriostophoꝛum/ der zu Pareiß im Tempel/ eyn Bildt etwan, 10. elen hoch/ wie eyn groſſer Poliphemus/ ſtehet/ Diesem heyligen gelobt habe. Wan er jm aus der Nott hilff/ woͤlle er jm opfern/ eyn wechſen licht alſo groß/ als der heylige were. Sein nechſter nachpawer/ der bei jm ſaß/ der wuſt vmb dieſes Mans armheyt/ schaldt jn von wegen/ dieſes geluͤbtes/ ſagt/ Wan er gleich all ſein narnug/ die er vff Erden hette / verkeufft/ koͤnte er doch nicht ſouil wachs zuwegẽ bringen/ das er eyn solch groß licht kuͤnt gezeugen. Antwort jm der darauff/ sagt es jm heymlich/ das der heylige es nicht hoͤꝛen ſolte/ ſpꝛechende: Wan er mir aus dieſer not geholffen hat/ will ich jm kaum eyn Gol- licht von vnſchlicht gemacht/ eyns pfennigs wert geben. Vnd die ander Hiſtoria von dem Reutter ſo im Schiff- bꝛuch war/ die iſt eben auch alſo. Dieſer Reutter als er ſahe das dz schiff wolt vndergehen/ rieff er .S. Niclaus an/ das er jm aus der nott huͤlffe/ er wolt jm sein Pferdt oder Pagen opfern/ da vermanet ſein knecht jnen. Er ſolte das nicht thun/ worauff er ſonst reiten woͤlle/ sagt der Jun- cker zum knecht/ heymlich/ das der heylge nicht hoͤꝛen ſolt. Schweige du ſtill wan er mir außgehilfft/ wil ich jm nicht den Stertz/ das ist den Schwantz vom pferde geben. Also gedacht eyn jederer vnder den zweyen/ seinen heylgen zu betrie- gen vnd gethaner wolthat baldt zu vergeſſen. Damit nun diſer Hans Staden nicht auch alſo darfur angeſehen werde/ itzo so jm Gott geholffen hat/ dieſer wol- that zu vergeſſen/ So hat er jm vorgenommen/ mit dieſem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition (2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition (2014-01-10T14:11:29Z)
Biblioteca Digital de Obras Raras e Especiais da Universidade de São Paulo: Biblioteca Digital de Obras Raras e Especiais da Universidade de São Paulo (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/staden_landschafft_1557
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/staden_landschafft_1557/13
Zitationshilfe: Staden, Hans: Warhaftige Historia und beschreibung eyner Landtschafft der Wilden/ Nacketen/ Grimmigen Menschfresser Leuthen [...]. Marpurg [Marburg], 1557, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/staden_landschafft_1557/13>, abgerufen am 09.11.2024.