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Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 5. Stuttgart, 1868.

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Anstellung der Verwaltungsbeamteten kennen wir gar kein Gesetz, nicht
einmal die gesetzliche Nothwendigkeit, die Faculte de droit durchgemacht
zu haben -- in der That gibt es dort ja auch keine rechte Theorie des
droit administratif, viel weniger Polizeiwissenschaft oder Nationalökonomie.
Das belgische Prüfungssystem ist dem französischen entsprechend, wie
das holländische dem deutschen. Die Vorschriften des letzteren sind
specialisirt in den drei Gesetzen über den niederen, mittleren und höheren
Unterricht (s. oben). Das belgische Recht der Berufsprüfungen bei
Le Roy in Schmid, Encyclopädie, v. Belgien. Dazu bemerkt de
Fooz
(Droit adm. belge): "Il y a deux grades pour chacune des
branches de l'enseignement superieur, celui de candidat, celui de
docteur. Il y a de plus un grade de docteur en sciences politiques
et administratives, un grade de candidat en pharmacie, de phar-
macien et de candidat notaire.
(Gesetz vom 1. Mai 1857.) Un
diplome scientifique special est institue en faveur des personnes,
qui apres avoir obtenu le grade legal de docteur, se sont appliquees
a certaines specialites de la science, p. e. a celle de droit admini-
stratif. Ce sont les Universites de l'Etat qui le conferent.
Aber
Rechte geben diese Prüfungen nicht. C'est une simple attestation de
capacite
, qui ne confere aucun droit ni prerogative dans l'Etat."
Fooz, T. IV. p.
314. 315. -- In England ist das Prüfungswesen
nicht einmal für die Mediciner vorgeschrieben (s. Gesundheitswesen
S. 106 ff.), eben so wenig für die Lehrer, die in freien Schulen wirken,
oder die Professoren, die gewählt werden, sondern nur für die Schul-
lehrer der vom Staat unterstützten Armenschulen (s. das.). Für die
Verwaltungsbeamteten gibt es trotz der in der vollziehenden Gewalt
(S. 353. 354.) erwähnten Verhältnisse keine Prüfungen; das System
derselben hat jedoch seit 1853 für die indischen Beamteten Platz ge-
griffen, und ist von da auf einige andere Klassen übergegangen (vgl.
die leider dürftige Notiz von Gugler im Anfang zu dessen Uebersetzung
von Taylor, Industrie und Schule S. 175. 176). Gesetze gibt es
keine. Nur die Rechtspflege hat das Prüfungswesen in allerneuester
Zeit in sich aufgenommen, indem nach 23. 24. Vict. 127. dem Lord
Chief of Justice
das Recht eingeräumt ist: "from time to time to
make regulations for the examinations"
wenn die betreffende Person
nicht die Universitätsprüfungen bestanden habe; derselbe setzt dann auch
die Prüfungscommission zusammen; diese gelten nur für attorneys und
sollicitors, aber da aus diesen die judges genommen werden, so er-
scheint diese erste englische Advokatenprüfung zugleich als Richteramts-
prüfung. (Chitly Archibald, Practice of the Court of Queens
Bench, 11. Ed., by J. Prentice. p.
31. 32.)


Anſtellung der Verwaltungsbeamteten kennen wir gar kein Geſetz, nicht
einmal die geſetzliche Nothwendigkeit, die Faculté de droit durchgemacht
zu haben — in der That gibt es dort ja auch keine rechte Theorie des
droit administratif, viel weniger Polizeiwiſſenſchaft oder Nationalökonomie.
Das belgiſche Prüfungsſyſtem iſt dem franzöſiſchen entſprechend, wie
das holländiſche dem deutſchen. Die Vorſchriften des letzteren ſind
ſpecialiſirt in den drei Geſetzen über den niederen, mittleren und höheren
Unterricht (ſ. oben). Das belgiſche Recht der Berufsprüfungen bei
Le Roy in Schmid, Encyclopädie, v. Belgien. Dazu bemerkt de
Fooz
(Droit adm. belge): „Il y a deux grades pour chacune des
branches de l’enseignement supérieur, celui de candidat, celui de
docteur. Il y a de plus un grade de docteur en sciences politiques
et administratives, un grade de candidat en pharmacie, de phar-
macien et de candidat notaire.
(Geſetz vom 1. Mai 1857.) Un
diplome scientifique spécial est institué en faveur des personnes,
qui après avoir obtenu le grade légal de docteur, se sont appliquées
à certaines spécialités de la science, p. e. à celle de droit admini-
stratif. Ce sont les Universités de l’État qui le confèrent.
Aber
Rechte geben dieſe Prüfungen nicht. C’est une simple attestation de
capacité
, qui ne confère aucun droit ni prérogative dans l’État.“
Fooz, T. IV. p.
314. 315. — In England iſt das Prüfungsweſen
nicht einmal für die Mediciner vorgeſchrieben (ſ. Geſundheitsweſen
S. 106 ff.), eben ſo wenig für die Lehrer, die in freien Schulen wirken,
oder die Profeſſoren, die gewählt werden, ſondern nur für die Schul-
lehrer der vom Staat unterſtützten Armenſchulen (ſ. daſ.). Für die
Verwaltungsbeamteten gibt es trotz der in der vollziehenden Gewalt
(S. 353. 354.) erwähnten Verhältniſſe keine Prüfungen; das Syſtem
derſelben hat jedoch ſeit 1853 für die indiſchen Beamteten Platz ge-
griffen, und iſt von da auf einige andere Klaſſen übergegangen (vgl.
die leider dürftige Notiz von Gugler im Anfang zu deſſen Ueberſetzung
von Taylor, Induſtrie und Schule S. 175. 176). Geſetze gibt es
keine. Nur die Rechtspflege hat das Prüfungsweſen in allerneueſter
Zeit in ſich aufgenommen, indem nach 23. 24. Vict. 127. dem Lord
Chief of Justice
das Recht eingeräumt iſt: „from time to time to
make regulations for the examinations“
wenn die betreffende Perſon
nicht die Univerſitätsprüfungen beſtanden habe; derſelbe ſetzt dann auch
die Prüfungscommiſſion zuſammen; dieſe gelten nur für attorneys und
sollicitors, aber da aus dieſen die judges genommen werden, ſo er-
ſcheint dieſe erſte engliſche Advokatenprüfung zugleich als Richteramts-
prüfung. (Chitly Archibald, Practice of the Court of Queens
Bench, 11. Ed., by J. Prentice. p.
31. 32.)


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[189/0217] Anſtellung der Verwaltungsbeamteten kennen wir gar kein Geſetz, nicht einmal die geſetzliche Nothwendigkeit, die Faculté de droit durchgemacht zu haben — in der That gibt es dort ja auch keine rechte Theorie des droit administratif, viel weniger Polizeiwiſſenſchaft oder Nationalökonomie. Das belgiſche Prüfungsſyſtem iſt dem franzöſiſchen entſprechend, wie das holländiſche dem deutſchen. Die Vorſchriften des letzteren ſind ſpecialiſirt in den drei Geſetzen über den niederen, mittleren und höheren Unterricht (ſ. oben). Das belgiſche Recht der Berufsprüfungen bei Le Roy in Schmid, Encyclopädie, v. Belgien. Dazu bemerkt de Fooz (Droit adm. belge): „Il y a deux grades pour chacune des branches de l’enseignement supérieur, celui de candidat, celui de docteur. Il y a de plus un grade de docteur en sciences politiques et administratives, un grade de candidat en pharmacie, de phar- macien et de candidat notaire. (Geſetz vom 1. Mai 1857.) Un diplome scientifique spécial est institué en faveur des personnes, qui après avoir obtenu le grade légal de docteur, se sont appliquées à certaines spécialités de la science, p. e. à celle de droit admini- stratif. Ce sont les Universités de l’État qui le confèrent. Aber Rechte geben dieſe Prüfungen nicht. C’est une simple attestation de capacité, qui ne confère aucun droit ni prérogative dans l’État.“ Fooz, T. IV. p. 314. 315. — In England iſt das Prüfungsweſen nicht einmal für die Mediciner vorgeſchrieben (ſ. Geſundheitsweſen S. 106 ff.), eben ſo wenig für die Lehrer, die in freien Schulen wirken, oder die Profeſſoren, die gewählt werden, ſondern nur für die Schul- lehrer der vom Staat unterſtützten Armenſchulen (ſ. daſ.). Für die Verwaltungsbeamteten gibt es trotz der in der vollziehenden Gewalt (S. 353. 354.) erwähnten Verhältniſſe keine Prüfungen; das Syſtem derſelben hat jedoch ſeit 1853 für die indiſchen Beamteten Platz ge- griffen, und iſt von da auf einige andere Klaſſen übergegangen (vgl. die leider dürftige Notiz von Gugler im Anfang zu deſſen Ueberſetzung von Taylor, Induſtrie und Schule S. 175. 176). Geſetze gibt es keine. Nur die Rechtspflege hat das Prüfungsweſen in allerneueſter Zeit in ſich aufgenommen, indem nach 23. 24. Vict. 127. dem Lord Chief of Justice das Recht eingeräumt iſt: „from time to time to make regulations for the examinations“ wenn die betreffende Perſon nicht die Univerſitätsprüfungen beſtanden habe; derſelbe ſetzt dann auch die Prüfungscommiſſion zuſammen; dieſe gelten nur für attorneys und sollicitors, aber da aus dieſen die judges genommen werden, ſo er- ſcheint dieſe erſte engliſche Advokatenprüfung zugleich als Richteramts- prüfung. (Chitly Archibald, Practice of the Court of Queens Bench, 11. Ed., by J. Prentice. p. 31. 32.)

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Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 5. Stuttgart, 1868, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre05_1868/217>, abgerufen am 21.11.2024.