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Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 6. Stuttgart, 1868.

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Frankreich. Grundsatz, aufs Neue im Gesetz vom 18. Juli
1837 ausgesprochen, daß der Maire das Recht hat, "de publier de
nouveau les lois et reglements de police et de rappeller les citoyens
a leur observation."
Daher ist die ganze Polizei der Unmäßigkeit
Sache der Mairie, welche durch die Commissaires de Police darüber
wacht (s. auch Block v. Police).

Deutschland. Geschichte der Unmäßigkeitsgesetzgebungen aller
Art in den verschiedenen deutschen Staaten- und Rechtsgeschichten; die
Auffassung des vorigen Jahrhunderts am besten bei Justi; die Unmäßig-
keitspolizei und Kleiderordnungen wesentlich als Luxuspolizei; Kampf
gegen den Luxus (12. Buch, Hauptstück 45). Einfluß der Physiokraten;
namentlich Mirabeau, L'ami des hommes p. 176. Ueber Feste
s. unten. Dagegen noch Kleiderordnungen und Hausordnungen "auf
protestantisch-religiöser Basis." (Buckle, Geschichte der Civilisation
Bd. II. 60--63; s. auch Berg, Polizeirecht Bd. III. S. 6.) Eine aus-
führliche und sehr gute Darstellung dieser ganzen frühern Gesetzgebung
für Hannover von H. Bodemeyer, Hannövr. Rechtsalterthümer Bd. I.
s. I. Beitrag: die Luxus- und Sittengesetze. 1857 (leider zu sehr auf
das streng juristische Element beschränkt); wie bedeutend könnten solche
Abhandlungen für die ganze innere Geschichte werden, wenn sie mit
ihrer quellenmäßigen Gründlichkeit den weiten historischen Blick Ro-
schers
und die geschmackvolle Behandlung eines Freytag verbänden!

Oesterreich. Stubenrauch, Verwaltungsgesetzkunde II, §. 248.

Preußen: Rönne II, 347. Trunksucht und Strafe daselbst im
Strafgesetzbuch §. 119. Bayern. Pözl, Verwaltungsrecht §. 109.
Allenthalben scheint der Grundsatz durchgeführt, daß das Princip
der ausschließlichen Berechtigung genehmigter Schenkhäuser zum Aus-
schenken von geistigen Getränken eine wesentlich culturpolizeiliche Maß-
regel sei (siehe die Gewerbeordnung von Oesterreich, Preußen, die
bayrische Verordnung vom 25. September 1841). Neue Polizeistrafge-
setze gegen Trunkenheit und Wirthshausbesuch preußisches Strafgesetz-
buch §. 98. 99.) Richtiger im badischen Polizei-Strafgesetzbuch §. 76
polizeiliche Entfernung und einer Strafe bei "Gefährdung der Sicher-
heit dritter Personen" und §. 99 bei Trunkenheit und Verrichtungen,
die "Gefahren für Leben und Gesundheit enthalten." Verbotener
Wirthshausbesuch §. 77.

IV. Die Polizei der Glücksspiele.

Auch die Erkenntniß der Nothwendigkeit des Verbotes der Hasard-
spiele tritt auf mit der eudämonistischen Verwaltungslehre; namentlich

Frankreich. Grundſatz, aufs Neue im Geſetz vom 18. Juli
1837 ausgeſprochen, daß der Maire das Recht hat, „de publier de
nouveau les lois et règlements de police et de rappeller les citoyens
à leur observation.“
Daher iſt die ganze Polizei der Unmäßigkeit
Sache der Mairie, welche durch die Commissaires de Police darüber
wacht (ſ. auch Block v. Police).

Deutſchland. Geſchichte der Unmäßigkeitsgeſetzgebungen aller
Art in den verſchiedenen deutſchen Staaten- und Rechtsgeſchichten; die
Auffaſſung des vorigen Jahrhunderts am beſten bei Juſti; die Unmäßig-
keitspolizei und Kleiderordnungen weſentlich als Luxuspolizei; Kampf
gegen den Luxus (12. Buch, Hauptſtück 45). Einfluß der Phyſiokraten;
namentlich Mirabeau, L’ami des hommes p. 176. Ueber Feſte
ſ. unten. Dagegen noch Kleiderordnungen und Hausordnungen „auf
proteſtantiſch-religiöſer Baſis.“ (Buckle, Geſchichte der Civiliſation
Bd. II. 60—63; ſ. auch Berg, Polizeirecht Bd. III. S. 6.) Eine aus-
führliche und ſehr gute Darſtellung dieſer ganzen frühern Geſetzgebung
für Hannover von H. Bodemeyer, Hannövr. Rechtsalterthümer Bd. I.
ſ. I. Beitrag: die Luxus- und Sittengeſetze. 1857 (leider zu ſehr auf
das ſtreng juriſtiſche Element beſchränkt); wie bedeutend könnten ſolche
Abhandlungen für die ganze innere Geſchichte werden, wenn ſie mit
ihrer quellenmäßigen Gründlichkeit den weiten hiſtoriſchen Blick Ro-
ſchers
und die geſchmackvolle Behandlung eines Freytag verbänden!

Oeſterreich. Stubenrauch, Verwaltungsgeſetzkunde II, §. 248.

Preußen: Rönne II, 347. Trunkſucht und Strafe daſelbſt im
Strafgeſetzbuch §. 119. Bayern. Pözl, Verwaltungsrecht §. 109.
Allenthalben ſcheint der Grundſatz durchgeführt, daß das Princip
der ausſchließlichen Berechtigung genehmigter Schenkhäuſer zum Aus-
ſchenken von geiſtigen Getränken eine weſentlich culturpolizeiliche Maß-
regel ſei (ſiehe die Gewerbeordnung von Oeſterreich, Preußen, die
bayriſche Verordnung vom 25. September 1841). Neue Polizeiſtrafge-
ſetze gegen Trunkenheit und Wirthshausbeſuch preußiſches Strafgeſetz-
buch §. 98. 99.) Richtiger im badiſchen Polizei-Strafgeſetzbuch §. 76
polizeiliche Entfernung und einer Strafe bei „Gefährdung der Sicher-
heit dritter Perſonen“ und §. 99 bei Trunkenheit und Verrichtungen,
die „Gefahren für Leben und Geſundheit enthalten.“ Verbotener
Wirthshausbeſuch §. 77.

IV. Die Polizei der Glücksſpiele.

Auch die Erkenntniß der Nothwendigkeit des Verbotes der Haſard-
ſpiele tritt auf mit der eudämoniſtiſchen Verwaltungslehre; namentlich

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[22/0038] Frankreich. Grundſatz, aufs Neue im Geſetz vom 18. Juli 1837 ausgeſprochen, daß der Maire das Recht hat, „de publier de nouveau les lois et règlements de police et de rappeller les citoyens à leur observation.“ Daher iſt die ganze Polizei der Unmäßigkeit Sache der Mairie, welche durch die Commissaires de Police darüber wacht (ſ. auch Block v. Police). Deutſchland. Geſchichte der Unmäßigkeitsgeſetzgebungen aller Art in den verſchiedenen deutſchen Staaten- und Rechtsgeſchichten; die Auffaſſung des vorigen Jahrhunderts am beſten bei Juſti; die Unmäßig- keitspolizei und Kleiderordnungen weſentlich als Luxuspolizei; Kampf gegen den Luxus (12. Buch, Hauptſtück 45). Einfluß der Phyſiokraten; namentlich Mirabeau, L’ami des hommes p. 176. Ueber Feſte ſ. unten. Dagegen noch Kleiderordnungen und Hausordnungen „auf proteſtantiſch-religiöſer Baſis.“ (Buckle, Geſchichte der Civiliſation Bd. II. 60—63; ſ. auch Berg, Polizeirecht Bd. III. S. 6.) Eine aus- führliche und ſehr gute Darſtellung dieſer ganzen frühern Geſetzgebung für Hannover von H. Bodemeyer, Hannövr. Rechtsalterthümer Bd. I. ſ. I. Beitrag: die Luxus- und Sittengeſetze. 1857 (leider zu ſehr auf das ſtreng juriſtiſche Element beſchränkt); wie bedeutend könnten ſolche Abhandlungen für die ganze innere Geſchichte werden, wenn ſie mit ihrer quellenmäßigen Gründlichkeit den weiten hiſtoriſchen Blick Ro- ſchers und die geſchmackvolle Behandlung eines Freytag verbänden! Oeſterreich. Stubenrauch, Verwaltungsgeſetzkunde II, §. 248. Preußen: Rönne II, 347. Trunkſucht und Strafe daſelbſt im Strafgeſetzbuch §. 119. Bayern. Pözl, Verwaltungsrecht §. 109. Allenthalben ſcheint der Grundſatz durchgeführt, daß das Princip der ausſchließlichen Berechtigung genehmigter Schenkhäuſer zum Aus- ſchenken von geiſtigen Getränken eine weſentlich culturpolizeiliche Maß- regel ſei (ſiehe die Gewerbeordnung von Oeſterreich, Preußen, die bayriſche Verordnung vom 25. September 1841). Neue Polizeiſtrafge- ſetze gegen Trunkenheit und Wirthshausbeſuch preußiſches Strafgeſetz- buch §. 98. 99.) Richtiger im badiſchen Polizei-Strafgeſetzbuch §. 76 polizeiliche Entfernung und einer Strafe bei „Gefährdung der Sicher- heit dritter Perſonen“ und §. 99 bei Trunkenheit und Verrichtungen, die „Gefahren für Leben und Geſundheit enthalten.“ Verbotener Wirthshausbeſuch §. 77. IV. Die Polizei der Glücksſpiele. Auch die Erkenntniß der Nothwendigkeit des Verbotes der Haſard- ſpiele tritt auf mit der eudämoniſtiſchen Verwaltungslehre; namentlich

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Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 6. Stuttgart, 1868, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre06_1868/38>, abgerufen am 21.11.2024.