Guyanas jedenfalls festhalten, dass sie hier eine ältere Kultur besassen als die Karaiben. Auch am Kulisehu trifft dies zu, selbst innerhalb der bescheideneren Verhältnisse, die dort vorliegen. Es ist recht wohl möglich, dass ihre Haupt- bewegung von der der Karaiben sehr verschieden war.
Dagegen hat die bestimmter ausgesprochene karaibische Zentralhypothese seit 1884 neue Stützen erhalten. Die Beweise sind teils indirekte, wie ein kurzer Rückblick zeigen wird, teils direkte.
Das Problem, wo die Urheimat der Karaiben zu suchen sei, ist ungefähr so alt als die Entdeckung Amerikas. Dass schon die ersten Besucher der neuen Welt sich diese Frage vorlegen mussten, lässt sich leicht verstehen: denn das weitverbreitete Volk, das man zuerst auf den Kleinen Antillen und später an der nahen Küste Südamerikas kennen lernte, vor allen andern Indianern durch Tapfer- keit, Stolz und Grausamkeit ausgezeichnet und alle die anderen mit Krieg, Mord und Plünderung heimsuchend, hatte die Inselkette des heute noch nach ihm be- nannten Meeres vor nicht allzulanger Zeit erst besetzt und erschien Allen als ein von aussen eingedrungenes Eroberervolk.
Derselbe Geschichtsschreiber, bei dem sich der Name "Karaibe" zum ersten Mal erwähnt findet und dessen berühmtes Buch 10 Jahre nach dem Tode des Kolumbus erschien, Petrus Martyr, spricht sich bereits für den fremden Ursprung des Namens aus und möchte ihn nach Nordamerika zurückleiten. Und dieser Gedanke hat sich lange behauptet; er drängte sich wie von selber auf, da man unwillkürlich bestrebt war, die Völkerschaften der beiden Kontinente auf dem Weg über die natürliche Brücke der Antillen zu verbinden; er hatte etwas un- gemein Einleuchtendes auch insofern, als den Jägerstämmen des Nordens kein anderer Typus nach Charakter und Körperbildung in gleichem Maass verwandt erschien wie der der Karaiben.
Man berief sich auf zwei Sagen des nordamerikanischen Festlandes, die von der Vertreibung eines Stammes aus seinem alten Wohnsitz berichteten, man identi- fizierte die Karaiben mit den Vermissten, obwohl man weder in Florida, noch auf den Bahamainseln oder Grossen Antillen echt karaibische Elemente antraf. Ja, man vernahm bei der Mehrheit der Eingeborenen selbst die bestimmte Behauptung, sie seien von dem südlichen Festland gekommen, und ihre genauesten Kenner hoben dies mit Recht hervor.
Es verlohnte sich kaum, bei der nordamerikanischen, hauptsächlich von dem Engländer Bristock und dem Franzosen de Rochefort ausgebildeten und aus- geschmückten Hypothese zu verweilen, wenn sie nicht merkwürdigerweise zu später Zeit noch in Alexander von Humboldt einen Verteidiger gefunden hätte; dieser gesteht grade ihr die grösste Wahrscheinlichkeit zu und erklärt nur die Berechnung, dass die Wanderung um das Jahr 1100 vor sich gegangen sei, für willkürlich und unstatthaft.
War aber Humboldt mit dieser Meinung auf dem Irrweg, so ist doch die festere Umgrenzung des Begriffs "Karaibe", so weit sie zu jener Zeit möglich
Guyanas jedenfalls festhalten, dass sie hier eine ältere Kultur besassen als die Karaiben. Auch am Kulisehu trifft dies zu, selbst innerhalb der bescheideneren Verhältnisse, die dort vorliegen. Es ist recht wohl möglich, dass ihre Haupt- bewegung von der der Karaiben sehr verschieden war.
Dagegen hat die bestimmter ausgesprochene karaibische Zentralhypothese seit 1884 neue Stützen erhalten. Die Beweise sind teils indirekte, wie ein kurzer Rückblick zeigen wird, teils direkte.
Das Problem, wo die Urheimat der Karaiben zu suchen sei, ist ungefähr so alt als die Entdeckung Amerikas. Dass schon die ersten Besucher der neuen Welt sich diese Frage vorlegen mussten, lässt sich leicht verstehen: denn das weitverbreitete Volk, das man zuerst auf den Kleinen Antillen und später an der nahen Küste Südamerikas kennen lernte, vor allen andern Indianern durch Tapfer- keit, Stolz und Grausamkeit ausgezeichnet und alle die anderen mit Krieg, Mord und Plünderung heimsuchend, hatte die Inselkette des heute noch nach ihm be- nannten Meeres vor nicht allzulanger Zeit erst besetzt und erschien Allen als ein von aussen eingedrungenes Eroberervolk.
Derselbe Geschichtsschreiber, bei dem sich der Name »Karaibe« zum ersten Mal erwähnt findet und dessen berühmtes Buch 10 Jahre nach dem Tode des Kolumbus erschien, Petrus Martyr, spricht sich bereits für den fremden Ursprung des Namens aus und möchte ihn nach Nordamerika zurückleiten. Und dieser Gedanke hat sich lange behauptet; er drängte sich wie von selber auf, da man unwillkürlich bestrebt war, die Völkerschaften der beiden Kontinente auf dem Weg über die natürliche Brücke der Antillen zu verbinden; er hatte etwas un- gemein Einleuchtendes auch insofern, als den Jägerstämmen des Nordens kein anderer Typus nach Charakter und Körperbildung in gleichem Maass verwandt erschien wie der der Karaiben.
Man berief sich auf zwei Sagen des nordamerikanischen Festlandes, die von der Vertreibung eines Stammes aus seinem alten Wohnsitz berichteten, man identi- fizierte die Karaiben mit den Vermissten, obwohl man weder in Florida, noch auf den Bahamainseln oder Grossen Antillen echt karaibische Elemente antraf. Ja, man vernahm bei der Mehrheit der Eingeborenen selbst die bestimmte Behauptung, sie seien von dem südlichen Festland gekommen, und ihre genauesten Kenner hoben dies mit Recht hervor.
Es verlohnte sich kaum, bei der nordamerikanischen, hauptsächlich von dem Engländer Bristock und dem Franzosen de Rochefort ausgebildeten und aus- geschmückten Hypothese zu verweilen, wenn sie nicht merkwürdigerweise zu später Zeit noch in Alexander von Humboldt einen Verteidiger gefunden hätte; dieser gesteht grade ihr die grösste Wahrscheinlichkeit zu und erklärt nur die Berechnung, dass die Wanderung um das Jahr 1100 vor sich gegangen sei, für willkürlich und unstatthaft.
War aber Humboldt mit dieser Meinung auf dem Irrweg, so ist doch die festere Umgrenzung des Begriffs »Karaibe«, so weit sie zu jener Zeit möglich
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Guyanas jedenfalls festhalten, dass sie hier eine ältere Kultur besassen als die
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Verhältnisse, die dort vorliegen. Es ist recht wohl möglich, dass ihre Haupt-
bewegung von der der Karaiben sehr verschieden war.
Dagegen hat die bestimmter ausgesprochene karaibische Zentralhypothese
seit 1884 neue Stützen erhalten. Die Beweise sind teils indirekte, wie ein kurzer
Rückblick zeigen wird, teils direkte.
Das Problem, wo die Urheimat der Karaiben zu suchen sei, ist ungefähr
so alt als die Entdeckung Amerikas. Dass schon die ersten Besucher der neuen
Welt sich diese Frage vorlegen mussten, lässt sich leicht verstehen: denn das
weitverbreitete Volk, das man zuerst auf den Kleinen Antillen und später an der
nahen Küste Südamerikas kennen lernte, vor allen andern Indianern durch Tapfer-
keit, Stolz und Grausamkeit ausgezeichnet und alle die anderen mit Krieg, Mord
und Plünderung heimsuchend, hatte die Inselkette des heute noch nach ihm be-
nannten Meeres vor nicht allzulanger Zeit erst besetzt und erschien Allen als ein
von aussen eingedrungenes Eroberervolk.
Derselbe Geschichtsschreiber, bei dem sich der Name »Karaibe« zum ersten
Mal erwähnt findet und dessen berühmtes Buch 10 Jahre nach dem Tode des
Kolumbus erschien, Petrus Martyr, spricht sich bereits für den fremden Ursprung
des Namens aus und möchte ihn nach Nordamerika zurückleiten. Und dieser
Gedanke hat sich lange behauptet; er drängte sich wie von selber auf, da man
unwillkürlich bestrebt war, die Völkerschaften der beiden Kontinente auf dem
Weg über die natürliche Brücke der Antillen zu verbinden; er hatte etwas un-
gemein Einleuchtendes auch insofern, als den Jägerstämmen des Nordens kein
anderer Typus nach Charakter und Körperbildung in gleichem Maass verwandt
erschien wie der der Karaiben.
Man berief sich auf zwei Sagen des nordamerikanischen Festlandes, die von
der Vertreibung eines Stammes aus seinem alten Wohnsitz berichteten, man identi-
fizierte die Karaiben mit den Vermissten, obwohl man weder in Florida, noch auf
den Bahamainseln oder Grossen Antillen echt karaibische Elemente antraf. Ja,
man vernahm bei der Mehrheit der Eingeborenen selbst die bestimmte Behauptung,
sie seien von dem südlichen Festland gekommen, und ihre genauesten Kenner
hoben dies mit Recht hervor.
Es verlohnte sich kaum, bei der nordamerikanischen, hauptsächlich von dem
Engländer Bristock und dem Franzosen de Rochefort ausgebildeten und aus-
geschmückten Hypothese zu verweilen, wenn sie nicht merkwürdigerweise zu
später Zeit noch in Alexander von Humboldt einen Verteidiger gefunden
hätte; dieser gesteht grade ihr die grösste Wahrscheinlichkeit zu und erklärt nur
die Berechnung, dass die Wanderung um das Jahr 1100 vor sich gegangen sei,
für willkürlich und unstatthaft.
War aber Humboldt mit dieser Meinung auf dem Irrweg, so ist doch die
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/460>, abgerufen am 22.11.2024.
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