gegenüberlag. Die Soldaten wohnten in kleinen Ranchos teils nach dem Fluss zu, teils am Waldrand. Ringsum schlossen sich die Indianerhütten an, dem Boden aufstehenden Giebeldächern vergleichbar, 6 Schritte breit, 10--13 Schritte lang; sie boten Schutz gegen Sonne und einigermassen gegen Regen, liessen an Einfachheit Nichts zu wünschen übrig und dienten zum Aufenthalt für je eine Familie.
In der Mitte der Kolonie blieb ein grosser Platz frei; hier erhob sich der sogenannte Ranchao, d. h. grosser Rancho oder Baito der Indianer, vgl. die Tafel 25, 10 Schritt breit und 26 Schritt lang. Auch er war, obgleich mit Hülfe der Soldaten, ohne alle Kunst gebaut; die Langseiten bestanden aus Stangen, die nachlässig mit Palmblättern bekleidet waren und soweit Abstand hatten, dass man fast überall eintreten konnte; die Querseiten waren noch weiter offen. Die Abbildung zeigt, wie Indianer beschäftigt sind, das Dach mit Palmzweigen auszu- bessern. Im Baito arbeiteten und schliefen die Junggesellen, hier war auch der Mittelpunkt aller Festlichkeiten, namentlich der Jagdgesänge und der Tänze und Klagegesänge bei Todesfällen und der Beratungen. Die Frauen hatten freien Zutritt und wurden, wie wir sehen werden, zum Teil mit Gewalt dorthin geschleppt.
Die Hütten waren überall bis dicht an den Rand des Waldes vorgeschoben. Zahlreiche schmale Pfade führten dort hinein; Bedürfnisanstalten auch nur primi- tivster Art waren in den Häusern ebensowenig als in Cuyaba vorhanden, und wie man in der Stadt den Garten, so suchte man in der Kolonie den Wald auf. Flussaufwärts lag die sogenannte Ziegelei, wo der Lehm geholt wurde, auch ein Brennofen gebaut, aber noch niemals gebraucht war, und fand sich in einer Lichtung das Wenige, was es von Pflanzung gab. Von Tieren erblickte man nur wenige Hunde und Hühner bei den Soldaten und einige rote Araras bei den Indianern. Auch trieben sich immer etliche schwarze Aasgeier in der Nähe umher. Das zu schlachtende Rindvieh wurde durch Vaqueanos draussen im Kamp, wo es in voller Freiheit lebte, eingefangen. Auch die Maultiere liess man laufen und suchte sie auf, wenn man sie gebrauchte oder kontrollieren wollte.
Es waren ungefähr 50 Brasilier in der Kolonie, dazu die Soldatenweiber; nur wenige waren hellfarbiger als die Bororo und viele dunkler. Die Anzahl der anwesenden Bororo schätzte ich auf einige 200 mit Weib und Kind. Doch war eine Gesellschaft auf einem Jagdzug begriffen und Duarte hatte an 20 mit nach Cuyaba genommen. Wenn es hoch kam, betrug die Gesamtseelenzahl 350, offiziell 450. Im Anfang sollen es bedeutend mehr gewesen sein -- Eliseo gab an, einmal über 1000. In der That erklärte Clemente auch, dass sich die Bororo aus allen Dorfschaften vorgestellt hätten. So sehen wir, dass an die "10,000", von denen man in Cuyaba spricht, in keinem Fall zu denken ist.
Europäische Kleidung. Der erste Eindruck, den wir von den Bororo empfingen, war wesentlich anders als der von den ordentlichen und fleissigen Schingu-Indianern. Nicht so sehr, was den Mangel an Kleidung betraf. Der
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gegenüberlag. Die Soldaten wohnten in kleinen Ranchos teils nach dem Fluss zu, teils am Waldrand. Ringsum schlossen sich die Indianerhütten an, dem Boden aufstehenden Giebeldächern vergleichbar, 6 Schritte breit, 10—13 Schritte lang; sie boten Schutz gegen Sonne und einigermassen gegen Regen, liessen an Einfachheit Nichts zu wünschen übrig und dienten zum Aufenthalt für je eine Familie.
In der Mitte der Kolonie blieb ein grosser Platz frei; hier erhob sich der sogenannte Ranchão, d. h. grosser Rancho oder Baitó der Indianer, vgl. die Tafel 25, 10 Schritt breit und 26 Schritt lang. Auch er war, obgleich mit Hülfe der Soldaten, ohne alle Kunst gebaut; die Langseiten bestanden aus Stangen, die nachlässig mit Palmblättern bekleidet waren und soweit Abstand hatten, dass man fast überall eintreten konnte; die Querseiten waren noch weiter offen. Die Abbildung zeigt, wie Indianer beschäftigt sind, das Dach mit Palmzweigen auszu- bessern. Im Baitó arbeiteten und schliefen die Junggesellen, hier war auch der Mittelpunkt aller Festlichkeiten, namentlich der Jagdgesänge und der Tänze und Klagegesänge bei Todesfällen und der Beratungen. Die Frauen hatten freien Zutritt und wurden, wie wir sehen werden, zum Teil mit Gewalt dorthin geschleppt.
Die Hütten waren überall bis dicht an den Rand des Waldes vorgeschoben. Zahlreiche schmale Pfade führten dort hinein; Bedürfnisanstalten auch nur primi- tivster Art waren in den Häusern ebensowenig als in Cuyabá vorhanden, und wie man in der Stadt den Garten, so suchte man in der Kolonie den Wald auf. Flussaufwärts lag die sogenannte Ziegelei, wo der Lehm geholt wurde, auch ein Brennofen gebaut, aber noch niemals gebraucht war, und fand sich in einer Lichtung das Wenige, was es von Pflanzung gab. Von Tieren erblickte man nur wenige Hunde und Hühner bei den Soldaten und einige rote Araras bei den Indianern. Auch trieben sich immer etliche schwarze Aasgeier in der Nähe umher. Das zu schlachtende Rindvieh wurde durch Vaqueanos draussen im Kamp, wo es in voller Freiheit lebte, eingefangen. Auch die Maultiere liess man laufen und suchte sie auf, wenn man sie gebrauchte oder kontrollieren wollte.
Es waren ungefähr 50 Brasilier in der Kolonie, dazu die Soldatenweiber; nur wenige waren hellfarbiger als die Bororó und viele dunkler. Die Anzahl der anwesenden Bororó schätzte ich auf einige 200 mit Weib und Kind. Doch war eine Gesellschaft auf einem Jagdzug begriffen und Duarte hatte an 20 mit nach Cuyabá genommen. Wenn es hoch kam, betrug die Gesamtseelenzahl 350, offiziell 450. Im Anfang sollen es bedeutend mehr gewesen sein — Eliseo gab an, einmal über 1000. In der That erklärte Clemente auch, dass sich die Bororó aus allen Dorfschaften vorgestellt hätten. So sehen wir, dass an die »10,000«, von denen man in Cuyabá spricht, in keinem Fall zu denken ist.
Europäische Kleidung. Der erste Eindruck, den wir von den Bororó empfingen, war wesentlich anders als der von den ordentlichen und fleissigen Schingú-Indianern. Nicht so sehr, was den Mangel an Kleidung betraf. Der
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gegenüberlag. Die Soldaten wohnten in kleinen Ranchos teils nach dem Fluss
zu, teils am Waldrand. Ringsum schlossen sich die Indianerhütten an, dem
Boden aufstehenden Giebeldächern vergleichbar, 6 Schritte breit, 10—13 Schritte
lang; sie boten Schutz gegen Sonne und einigermassen gegen Regen, liessen an
Einfachheit Nichts zu wünschen übrig und dienten zum Aufenthalt für je eine
Familie.
In der Mitte der Kolonie blieb ein grosser Platz frei; hier erhob sich der
sogenannte Ranchão, d. h. grosser Rancho oder Baitó der Indianer, vgl. die
Tafel 25, 10 Schritt breit und 26 Schritt lang. Auch er war, obgleich mit Hülfe
der Soldaten, ohne alle Kunst gebaut; die Langseiten bestanden aus Stangen,
die nachlässig mit Palmblättern bekleidet waren und soweit Abstand hatten, dass
man fast überall eintreten konnte; die Querseiten waren noch weiter offen. Die
Abbildung zeigt, wie Indianer beschäftigt sind, das Dach mit Palmzweigen auszu-
bessern. Im Baitó arbeiteten und schliefen die Junggesellen, hier war auch der
Mittelpunkt aller Festlichkeiten, namentlich der Jagdgesänge und der Tänze und
Klagegesänge bei Todesfällen und der Beratungen. Die Frauen hatten freien
Zutritt und wurden, wie wir sehen werden, zum Teil mit Gewalt dorthin
geschleppt.
Die Hütten waren überall bis dicht an den Rand des Waldes vorgeschoben.
Zahlreiche schmale Pfade führten dort hinein; Bedürfnisanstalten auch nur primi-
tivster Art waren in den Häusern ebensowenig als in Cuyabá vorhanden, und wie
man in der Stadt den Garten, so suchte man in der Kolonie den Wald auf.
Flussaufwärts lag die sogenannte Ziegelei, wo der Lehm geholt wurde, auch ein
Brennofen gebaut, aber noch niemals gebraucht war, und fand sich in einer
Lichtung das Wenige, was es von Pflanzung gab. Von Tieren erblickte man
nur wenige Hunde und Hühner bei den Soldaten und einige rote Araras bei den
Indianern. Auch trieben sich immer etliche schwarze Aasgeier in der Nähe
umher. Das zu schlachtende Rindvieh wurde durch Vaqueanos draussen im Kamp,
wo es in voller Freiheit lebte, eingefangen. Auch die Maultiere liess man laufen
und suchte sie auf, wenn man sie gebrauchte oder kontrollieren wollte.
Es waren ungefähr 50 Brasilier in der Kolonie, dazu die Soldatenweiber;
nur wenige waren hellfarbiger als die Bororó und viele dunkler. Die Anzahl der
anwesenden Bororó schätzte ich auf einige 200 mit Weib und Kind. Doch war
eine Gesellschaft auf einem Jagdzug begriffen und Duarte hatte an 20 mit nach
Cuyabá genommen. Wenn es hoch kam, betrug die Gesamtseelenzahl 350,
offiziell 450. Im Anfang sollen es bedeutend mehr gewesen sein — Eliseo gab
an, einmal über 1000. In der That erklärte Clemente auch, dass sich die Bororó
aus allen Dorfschaften vorgestellt hätten. So sehen wir, dass an die »10,000«,
von denen man in Cuyabá spricht, in keinem Fall zu denken ist.
Europäische Kleidung. Der erste Eindruck, den wir von den Bororó
empfingen, war wesentlich anders als der von den ordentlichen und fleissigen
Schingú-Indianern. Nicht so sehr, was den Mangel an Kleidung betraf. Der
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/517>, abgerufen am 22.11.2024.
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