Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweytes Zehen.
6.
Daher hab' ich erst geweinet
daher fing mein Elend an
weil nechstdehm mir nimmer scheinet
was mir einig leuchten kan/
ihrer Blikke göldne Sternen
wehrt die Venus nachzulernen.
7.
Erst ist sie mir nachgerennet/
erst hieß sie mich stille stehn/
und da war ich nicht entbrennet/
hatt' auff Liebe nie gesehn/
Flegel/ Pflug/ Karst/ Rohr und Nezze
waren meine Lust und Schäzze.
8.
Eine Zytter geel gefärbet
bunte Seiten oben drauff
hat mir Daffnis angeerbet/
dar spielt' ich zuweilen auff/
wenn ich von der Arbeit müde
nachdacht einem Schäffer-Liede.
9.
O wie offt kahm sie geschlichen
auch wol mitten in der Nacht/
ist
D v
Zweytes Zehen.
6.
Daher hab’ ich erſt geweinet
daher fing mein Elend an
weil nechſtdehm mir nimmer ſcheinet
was mir einig leuchten kan/
ihrer Blikke goͤldne Sternen
wehrt die Venus nachzulernen.
7.
Erſt iſt ſie mir nachgerennet/
erſt hieß ſie mich ſtille ſtehn/
und da war ich nicht entbrennet/
hatt’ auff Liebe nie geſehn/
Flegel/ Pflug/ Karſt/ Rohr und Nezze
waren meine Luſt und Schaͤzze.
8.
Eine Zytter geel gefaͤrbet
bunte Seiten oben drauff
hat mir Daffnis angeerbet/
dar ſpielt’ ich zuweilen auff/
wenn ich von der Arbeit muͤde
nachdacht einem Schaͤffer-Liede.
9.
O wie offt kahm ſie geſchlichen
auch wol mitten in der Nacht/
iſt
D v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0083" n="47"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweytes Zehen.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="6">
              <head>6.</head><lb/>
              <l>Daher hab&#x2019; ich er&#x017F;t geweinet</l><lb/>
              <l>daher fing mein Elend an</l><lb/>
              <l>weil nech&#x017F;tdehm mir nimmer &#x017F;cheinet</l><lb/>
              <l>was mir einig leuchten kan/</l><lb/>
              <l>ihrer Blikke go&#x0364;ldne Sternen</l><lb/>
              <l>wehrt die Venus nachzulernen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <head>7.</head><lb/>
              <l>Er&#x017F;t i&#x017F;t &#x017F;ie mir nachgerennet/</l><lb/>
              <l>er&#x017F;t hieß &#x017F;ie mich &#x017F;tille &#x017F;tehn/</l><lb/>
              <l>und da war ich nicht entbrennet/</l><lb/>
              <l>hatt&#x2019; auff Liebe nie ge&#x017F;ehn/</l><lb/>
              <l>Flegel/ Pflug/ Kar&#x017F;t/ Rohr und Nezze</l><lb/>
              <l>waren meine Lu&#x017F;t und Scha&#x0364;zze.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <head>8.</head><lb/>
              <l>Eine Zytter geel gefa&#x0364;rbet</l><lb/>
              <l>bunte Seiten oben drauff</l><lb/>
              <l>hat mir Daffnis angeerbet/</l><lb/>
              <l>dar &#x017F;pielt&#x2019; ich zuweilen auff/</l><lb/>
              <l>wenn ich von der Arbeit mu&#x0364;de</l><lb/>
              <l>nachdacht einem Scha&#x0364;ffer-Liede.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <head>9.</head><lb/>
              <l>O wie offt kahm &#x017F;ie ge&#x017F;chlichen</l><lb/>
              <l>auch wol mitten in der Nacht/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D v</fw><fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t</fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0083] Zweytes Zehen. 6. Daher hab’ ich erſt geweinet daher fing mein Elend an weil nechſtdehm mir nimmer ſcheinet was mir einig leuchten kan/ ihrer Blikke goͤldne Sternen wehrt die Venus nachzulernen. 7. Erſt iſt ſie mir nachgerennet/ erſt hieß ſie mich ſtille ſtehn/ und da war ich nicht entbrennet/ hatt’ auff Liebe nie geſehn/ Flegel/ Pflug/ Karſt/ Rohr und Nezze waren meine Luſt und Schaͤzze. 8. Eine Zytter geel gefaͤrbet bunte Seiten oben drauff hat mir Daffnis angeerbet/ dar ſpielt’ ich zuweilen auff/ wenn ich von der Arbeit muͤde nachdacht einem Schaͤffer-Liede. 9. O wie offt kahm ſie geſchlichen auch wol mitten in der Nacht/ iſt D v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/83
Zitationshilfe: Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/83>, abgerufen am 14.05.2024.