stammet, man müste denn erweisen, daß er den von Carolo M. abstammenden Fran- tzösischen Königen nur allein wäre zuge- wendet worden. Hat aber Carolus die donationem Petri vermehret, und den Päbstl. Stuhl beschirmet, so hat er beydes nur als Kayser gethan, denn als König in Franckreich hatte er nichts weg zu schencken, und demnach muß ihme auch dieser Titul als einem Kayser, nicht aber als einem Kö- nige in Franckreich zu theil worden seyn. Man bekommt hierdurch Gelegenheit und Ursache weiter nachzudencken und zu unter- suchen, woher es kommen seyn mag, daß man in alten Zeiten, und noch heut zu Tage, wie wir in vorhergehenden 3. Cap. §. 1. n. 5. angeführet, zu Rom, am guten Freytage, in dem öffentlichen Gebethe pro Christia- nissimo Imperatore Romano, zu beten, und ihme das Praedicat Christianissimi zu geben pfleget. Der Spanische Jesuit Joh. Mariana lib. 26. c. 12. rerum Hi- spanicarum trachtet beyzubringen, daß der Titul Christianissimi den Königen in Franckreich nicht eher zu theil worden, als gegen das Mittel des 15. Seculi, und daß Pius II. den Ludovicum XI. zum ersten al- so genennet, so daß der Frantzösischen Könige praedicat Christianissimi nicht viel älter
sey
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Hoff-Ceremoniel.
ſtammet, man muͤſte denn erweiſen, daß er den von Carolo M. abſtammenden Fran- tzoͤſiſchen Koͤnigen nur allein waͤre zuge- wendet worden. Hat aber Carolus die donationem Petri vermehret, und den Paͤbſtl. Stuhl beſchirmet, ſo hat er beydes nur als Kayſer gethan, denn als Koͤnig in Franckreich hatte er nichts weg zu ſchencken, und demnach muß ihme auch dieſer Titul als einem Kayſer, nicht aber als einem Koͤ- nige in Franckreich zu theil worden ſeyn. Man bekommt hierdurch Gelegenheit und Urſache weiter nachzudencken und zu unter- ſuchen, woher es kommen ſeyn mag, daß man in alten Zeiten, und noch heut zu Tage, wie wir in vorhergehenden 3. Cap. §. 1. n. 5. angefuͤhret, zu Rom, am guten Freytage, in dem oͤffentlichen Gebethe pro Chriſtia- niſſimo Imperatore Romano, zu beten, und ihme das Prædicat Chriſtianiſſimi zu geben pfleget. Der Spaniſche Jeſuit Joh. Mariana lib. 26. c. 12. rerum Hi- ſpanicarum trachtet beyzubringen, daß der Titul Chriſtianiſſimi den Koͤnigen in Franckreich nicht eher zu theil worden, als gegen das Mittel des 15. Seculi, und daß Pius II. den Ludovicum XI. zum erſten al- ſo geneñet, ſo daß der Frantzoͤſiſchen Koͤnige prædicat Chriſtianiſſimi nicht viel aͤlter
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Hoff-Ceremoniel.
ſtammet, man muͤſte denn erweiſen, daß er
den von Carolo M. abſtammenden Fran-
tzoͤſiſchen Koͤnigen nur allein waͤre zuge-
wendet worden. Hat aber Carolus die
donationem Petri vermehret, und den
Paͤbſtl. Stuhl beſchirmet, ſo hat er beydes
nur als Kayſer gethan, denn als Koͤnig in
Franckreich hatte er nichts weg zu ſchencken,
und demnach muß ihme auch dieſer Titul
als einem Kayſer, nicht aber als einem Koͤ-
nige in Franckreich zu theil worden ſeyn.
Man bekommt hierdurch Gelegenheit und
Urſache weiter nachzudencken und zu unter-
ſuchen, woher es kommen ſeyn mag, daß
man in alten Zeiten, und noch heut zu Tage,
wie wir in vorhergehenden 3. Cap. §. 1. n. 5.
angefuͤhret, zu Rom, am guten Freytage, in
dem oͤffentlichen Gebethe pro Chriſtia-
niſſimo Imperatore Romano, zu beten,
und ihme das Prædicat Chriſtianiſſimi
zu geben pfleget. Der Spaniſche Jeſuit
Joh. Mariana lib. 26. c. 12. rerum Hi-
ſpanicarum trachtet beyzubringen, daß der
Titul Chriſtianiſſimi den Koͤnigen in
Franckreich nicht eher zu theil worden, als
gegen das Mittel des 15. Seculi, und daß
Pius II. den Ludovicum XI. zum erſten al-
ſo geneñet, ſo daß der Frantzoͤſiſchen Koͤnige
prædicat Chriſtianiſſimi nicht viel aͤlter
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/125>, abgerufen am 22.11.2024.
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