dem Traum erschienen. Dieser nun war ein Einsiedler der umb selbige Gegend in einer Clausen ein strenges solitäres Leben führete, welcher den Alphonsum persönlich und münd- lich alles desjenigen, welches ihme im Traum vorkommen war, versicherte, hinzu fügende, daß GOtt die Augen seiner Barmhertzigkeit auff ihn und seinen Saamen geworffen, intimi- ret ihm zugleich, daß wenn er die instehende Nacht die Glocken bey seiner Clause würde läuten hören, er aus dem Gezelt und Lager, und zwar gantz alleine, gehen solte. Alphon- sus that was ihm der Eremite gerathen, und sahe morgen werths ein Licht, welches je län- ger je grösser wurde, endlich erschiene ihm ein Creutz, heller als die Sonne, woran unser Seeligmacher gehefftet, und unzehlbahre weiß gekleidete Jünglinge umb sich hatte. Alphon- sus befragete demüthig den Heyland: war- umb er ihme als einem Gläubigen, nicht aber vielmehr denen Ungläubigen erschiene, sie da- durch gläubig zu machen? Darauf ihm der Heyland geantwortet: Daß er nicht kommen wäre seinen Glauben zu stärcken, sondern ihn zum Streit aufzumuntern und behertzt zu ma- chen, ihme anbey befehlende, den Königl. Titul, welchen ihm morgen seine Soldaten antra- gen würden, anzunehmen. Welche Bege- benheit der Alphonsus selbst schrifftlich und
mit
Europaͤiſches
dem Traum erſchienen. Dieſer nun war ein Einſiedler der umb ſelbige Gegend in einer Clauſen ein ſtrenges ſolitaͤres Leben fuͤhrete, welcher den Alphonſum peꝛſoͤnlich und muͤnd- lich alles desjenigen, welches ihme im Traum vorkom̃en war, verſicherte, hinzu fuͤgende, daß GOtt die Augen ſeiner Barmhertzigkeit auff ihn und ſeinen Saamen geworffen, intimi- ret ihm zugleich, daß wenn er die inſtehende Nacht die Glocken bey ſeiner Clauſe wuͤrde laͤuten hoͤren, er aus dem Gezelt und Lager, und zwar gantz alleine, gehen ſolte. Alphon- ſus that was ihm der Eremite gerathen, und ſahe morgen werths ein Licht, welches je laͤn- ger je groͤſſer wurde, endlich erſchiene ihm ein Creutz, heller als die Sonne, woran unſer Seeligmacher gehefftet, und unzehlbahre weiß gekleidete Juͤnglinge umb ſich hatte. Alphon- ſus befragete demuͤthig den Heyland: war- umb er ihme als einem Glaͤubigen, nicht aber vielmehr denen Unglaͤubigen erſchiene, ſie da- durch glaͤubig zu machen? Darauf ihm der Heyland geantwortet: Daß er nicht kommen waͤre ſeinen Glauben zu ſtaͤrcken, ſondern ihn zum Streit aufzumuntern und behertzt zu ma- chen, ihme anbey befehlende, den Koͤnigl. Titul, welchen ihm morgen ſeine Soldaten antra- gen wuͤrden, anzunehmen. Welche Bege- benheit der Alphonſus ſelbſt ſchrifftlich und
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Europaͤiſches
dem Traum erſchienen. Dieſer nun war ein
Einſiedler der umb ſelbige Gegend in einer
Clauſen ein ſtrenges ſolitaͤres Leben fuͤhrete,
welcher den Alphonſum peꝛſoͤnlich und muͤnd-
lich alles desjenigen, welches ihme im Traum
vorkom̃en war, verſicherte, hinzu fuͤgende, daß
GOtt die Augen ſeiner Barmhertzigkeit auff
ihn und ſeinen Saamen geworffen, intimi-
ret ihm zugleich, daß wenn er die inſtehende
Nacht die Glocken bey ſeiner Clauſe wuͤrde
laͤuten hoͤren, er aus dem Gezelt und Lager,
und zwar gantz alleine, gehen ſolte. Alphon-
ſus that was ihm der Eremite gerathen, und
ſahe morgen werths ein Licht, welches je laͤn-
ger je groͤſſer wurde, endlich erſchiene ihm ein
Creutz, heller als die Sonne, woran unſer
Seeligmacher gehefftet, und unzehlbahre weiß
gekleidete Juͤnglinge umb ſich hatte. Alphon-
ſus befragete demuͤthig den Heyland: war-
umb er ihme als einem Glaͤubigen, nicht aber
vielmehr denen Unglaͤubigen erſchiene, ſie da-
durch glaͤubig zu machen? Darauf ihm der
Heyland geantwortet: Daß er nicht kommen
waͤre ſeinen Glauben zu ſtaͤrcken, ſondern ihn
zum Streit aufzumuntern und behertzt zu ma-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/152>, abgerufen am 24.11.2024.
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