Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Europäisches
in dem Ceremoniali Romano zugeeignete
Stelle gönnen wollen, wenden ein

1. Daß die Könige in Pohlen, ob sie gleich die
Königliche Würde und Majestät, in der Per-
son Boleslai Chrobry von Kayser Ottone
III.
erhalten, dennoch selbige in der Person
Boleslai Audacis, welcher den Bischoff Sta-
nislaum
zu Cracau ermordet, wieder verloh-
ren, und nicht eher als zu den Zeiten Primislai
A. 1295. postliminio
wieder erhalten, und
folgendlich krafft dieser interruptae seriei,
sich aus der Possession gesetzt, andern an Ter-
ritoriis
dürfftigern Königen vorzugehen.
2. Die Gewalt des Königes dermassen limitiret,
daß fast mehr Jura Majestatica der Republic
als dem Könige vorbehalten wären, auch als
An. 1632. Uladislaus zu einem Könige vorge-
schlagen worden, der Bischoff Przemysl Fir-
ley,
nach Bericht Piasecii p. 451. sich aus-
drücklich der Worte bedienet: daß die Könige
in Pohlen, nicht als Beherrscher sondern nur
als Vorsteher dieses Reichs zu betrachten. Auf
welches Argument aber schon geantwortet
worden, daß nehmlich ein König, welcher nicht
Jus plenum Majestatis habe, dennoch Sum-
mus
seyn könne, denn sonsten müste man dem
Römischen Kayser propter imperium per
Capitulationem limitatum
auch den Rang
disputiren, welches aber wieder alle Raison
und

Europaͤiſches
in dem Ceremoniali Romano zugeeignete
Stelle goͤnnen wollen, wenden ein

1. Daß die Koͤnige in Pohlen, ob ſie gleich die
Koͤnigliche Wuͤrde und Majeſtaͤt, in der Per-
ſon Boleslai Chrobry von Kayſer Ottone
III.
erhalten, dennoch ſelbige in der Perſon
Boleslai Audacis, welcher den Biſchoff Sta-
nislaum
zu Cracau ermordet, wieder verloh-
ren, und nicht eher als zu den Zeiten Primislai
A. 1295. poſtliminio
wieder erhalten, und
folgendlich krafft dieſer interruptæ ſeriei,
ſich aus der Poſſeſſion geſetzt, andern an Ter-
ritoriis
duͤrfftigern Koͤnigen vorzugehen.
2. Die Gewalt des Koͤniges dermaſſen limitiret,
daß faſt mehr Jura Majeſtatica der Republic
als dem Koͤnige vorbehalten waͤren, auch als
An. 1632. Uladislaus zu einem Koͤnige vorge-
ſchlagen worden, der Biſchoff Przemysl Fir-
ley,
nach Bericht Piaſecii p. 451. ſich aus-
druͤcklich der Worte bedienet: daß die Koͤnige
in Pohlen, nicht als Beherrſcher ſondern nur
als Vorſteher dieſes Reichs zu betrachten. Auf
welches Argument aber ſchon geantwortet
worden, daß nehmlich ein Koͤnig, welcher nicht
Jus plenum Majeſtatis habe, dennoch Sum-
mus
ſeyn koͤnne, denn ſonſten muͤſte man dem
Roͤmiſchen Kayſer propter imperium per
Capitulationem limitatum
auch den Rang
diſputiren, welches aber wieder alle Raiſon
und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0156" n="128"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
in dem <hi rendition="#aq">Ceremoniali Romano</hi> zugeeignete<lb/>
Stelle go&#x0364;nnen wollen, wenden ein</p><lb/>
            <list>
              <item>1. Daß die Ko&#x0364;nige in Pohlen, ob &#x017F;ie gleich die<lb/>
Ko&#x0364;nigliche Wu&#x0364;rde und Maje&#x017F;ta&#x0364;t, in der Per-<lb/>
&#x017F;on <hi rendition="#aq">Boleslai Chrobry</hi> von Kay&#x017F;er <hi rendition="#aq">Ottone<lb/>
III.</hi> erhalten, dennoch &#x017F;elbige in der Per&#x017F;on<lb/><hi rendition="#aq">Boleslai Audacis,</hi> welcher den Bi&#x017F;choff <hi rendition="#aq">Sta-<lb/>
nislaum</hi> zu Cracau ermordet, wieder verloh-<lb/>
ren, und nicht eher als zu den Zeiten <hi rendition="#aq">Primislai<lb/>
A. 1295. po&#x017F;tliminio</hi> wieder erhalten, und<lb/>
folgendlich krafft die&#x017F;er <hi rendition="#aq">interruptæ &#x017F;eriei,</hi><lb/>
&#x017F;ich aus der <hi rendition="#aq">Po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ion</hi> ge&#x017F;etzt, andern an <hi rendition="#aq">Ter-<lb/>
ritoriis</hi> du&#x0364;rfftigern Ko&#x0364;nigen vorzugehen.</item><lb/>
              <item>2. Die Gewalt des Ko&#x0364;niges derma&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">limiti</hi>ret,<lb/>
daß fa&#x017F;t mehr <hi rendition="#aq">Jura Maje&#x017F;tatica</hi> der <hi rendition="#aq">Republic</hi><lb/>
als dem Ko&#x0364;nige vorbehalten wa&#x0364;ren, auch als<lb/><hi rendition="#aq">An. 1632. Uladislaus</hi> zu einem Ko&#x0364;nige vorge-<lb/>
&#x017F;chlagen worden, der Bi&#x017F;choff <hi rendition="#aq">Przemysl Fir-<lb/>
ley,</hi> nach Bericht <hi rendition="#aq">Pia&#x017F;ecii p.</hi> 451. &#x017F;ich aus-<lb/>
dru&#x0364;cklich der Worte bedienet: daß die Ko&#x0364;nige<lb/>
in Pohlen, nicht als Beherr&#x017F;cher &#x017F;ondern nur<lb/>
als Vor&#x017F;teher die&#x017F;es Reichs zu betrachten. Auf<lb/>
welches <hi rendition="#aq">Argume</hi>nt aber &#x017F;chon geantwortet<lb/>
worden, daß nehmlich ein Ko&#x0364;nig, welcher nicht<lb/><hi rendition="#aq">Jus plenum Maje&#x017F;tatis</hi> habe, dennoch <hi rendition="#aq">Sum-<lb/>
mus</hi> &#x017F;eyn ko&#x0364;nne, denn &#x017F;on&#x017F;ten mu&#x0364;&#x017F;te man dem<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Kay&#x017F;er <hi rendition="#aq">propter imperium per<lb/>
Capitulationem limitatum</hi> auch den Rang<lb/><hi rendition="#aq">di&#x017F;puti</hi>ren, welches aber wieder alle <hi rendition="#aq">Rai&#x017F;on</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0156] Europaͤiſches in dem Ceremoniali Romano zugeeignete Stelle goͤnnen wollen, wenden ein 1. Daß die Koͤnige in Pohlen, ob ſie gleich die Koͤnigliche Wuͤrde und Majeſtaͤt, in der Per- ſon Boleslai Chrobry von Kayſer Ottone III. erhalten, dennoch ſelbige in der Perſon Boleslai Audacis, welcher den Biſchoff Sta- nislaum zu Cracau ermordet, wieder verloh- ren, und nicht eher als zu den Zeiten Primislai A. 1295. poſtliminio wieder erhalten, und folgendlich krafft dieſer interruptæ ſeriei, ſich aus der Poſſeſſion geſetzt, andern an Ter- ritoriis duͤrfftigern Koͤnigen vorzugehen. 2. Die Gewalt des Koͤniges dermaſſen limitiret, daß faſt mehr Jura Majeſtatica der Republic als dem Koͤnige vorbehalten waͤren, auch als An. 1632. Uladislaus zu einem Koͤnige vorge- ſchlagen worden, der Biſchoff Przemysl Fir- ley, nach Bericht Piaſecii p. 451. ſich aus- druͤcklich der Worte bedienet: daß die Koͤnige in Pohlen, nicht als Beherrſcher ſondern nur als Vorſteher dieſes Reichs zu betrachten. Auf welches Argument aber ſchon geantwortet worden, daß nehmlich ein Koͤnig, welcher nicht Jus plenum Majeſtatis habe, dennoch Sum- mus ſeyn koͤnne, denn ſonſten muͤſte man dem Roͤmiſchen Kayſer propter imperium per Capitulationem limitatum auch den Rang diſputiren, welches aber wieder alle Raiſon und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/156
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/156>, abgerufen am 18.05.2024.