man bereits admittiret, etwan wegen sei- nes eigenen Verbrechens, oder auch wegen entstandener Brouillirung zwischen seinem Herren und dem Souverainen an welchen er gesendet worden, Audientz verwegert wird: denn in solchem Fall geschiehet weder dem Völcker-Recht, noch der Person des Gesandten einiger Tort, im fall nur nicht etwan fictae causae pro veris allegiret werden.
3. Wenn die Affaire, welche der Gesandte vortragen soll, suspect. Also war die Ge- sandschafft Rhabsacis, welche dahin ab- zielete das Volck aufzuwickeln, dem E- zechiae verdächtig; und die Alliirten ma- chen nicht selten unter sich Verträge, daß kei- nem Theil unter ihnen erlaubet seyn soll, von ihrem allgemeinem Feinde Gesand- schafft ohne den allgemeinen Consens aller Alliirten zu admittiren: weil man befürch- tet, daß dadurch einer und der andere möchte von der Alliance abgezogen werden. Ausser diesen Ursachen, und wenn man ei- nen Legaten ohne suffisante Erklärung, warumb? die Admission refusiret, wird solches von dem Sendenden für eine Vio- lirung des Völcker-Rechts ausgedeutet, und für eine legitime Ursache Krieg anzu- fangen gehalten: dergleichen der König in
Schwe-
Europaͤiſches
man bereits admittiret, etwan wegen ſei- nes eigenen Verbrechens, oder auch wegen entſtandener Brouillirung zwiſchen ſeinem Herren und dem Souverainen an welchen er geſendet worden, Audientz verwegert wird: denn in ſolchem Fall geſchiehet weder dem Voͤlcker-Recht, noch der Perſon des Geſandten einiger Tort, im fall nur nicht etwan fictæ cauſæ pro veris allegiret werden.
3. Wenn die Affaire, welche der Geſandte vortragen ſoll, ſuſpect. Alſo war die Ge- ſandſchafft Rhabſacis, welche dahin ab- zielete das Volck aufzuwickeln, dem E- zechiæ verdaͤchtig; und die Alliirten ma- chen nicht ſelten unter ſich Veꝛtraͤge, daß kei- nem Theil unter ihnen erlaubet ſeyn ſoll, von ihrem allgemeinem Feinde Geſand- ſchafft ohne den allgemeinen Conſens aller Alliirten zu admittiren: weil man befuͤrch- tet, daß dadurch einer und der andere moͤchte von der Alliance abgezogen werden. Auſſer dieſen Urſachen, und wenn man ei- nen Legaten ohne ſuffiſante Erklaͤrung, warumb? die Admiſſion refuſiret, wird ſolches von dem Sendenden fuͤr eine Vio- lirung des Voͤlcker-Rechts ausgedeutet, und fuͤr eine legitime Urſache Krieg anzu- fangen gehalten: dergleichen der Koͤnig in
Schwe-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divrendition="#leftBraced"n="3"><list><item><pbfacs="#f0242"n="214"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Europaͤiſches</hi></fw><lb/>
man bereits <hirendition="#aq">admitti</hi>ret, etwan wegen ſei-<lb/>
nes eigenen Verbrechens, oder auch wegen<lb/>
entſtandener <hirendition="#aq">Brouilli</hi>rung zwiſchen ſeinem<lb/>
Herren und dem <hirendition="#aq">Souverain</hi>en an welchen<lb/>
er geſendet worden, Audientz verwegert<lb/>
wird: denn in ſolchem Fall geſchiehet weder<lb/>
dem Voͤlcker-Recht, noch der Perſon des<lb/>
Geſandten einiger Tort, im fall nur nicht<lb/>
etwan <hirendition="#aq">fictæ cauſæ pro veris allegi</hi>ret<lb/>
werden.</item><lb/><item>3. Wenn die <hirendition="#aq">Affaire,</hi> welche der Geſandte<lb/>
vortragen ſoll, <hirendition="#aq">ſuſpect.</hi> Alſo war die Ge-<lb/>ſandſchafft <hirendition="#aq">Rhabſacis,</hi> welche dahin ab-<lb/>
zielete das Volck aufzuwickeln, dem <hirendition="#aq">E-<lb/>
zechiæ</hi> verdaͤchtig; und die Alliirten ma-<lb/>
chen nicht ſelten unter ſich Veꝛtraͤge, daß kei-<lb/>
nem Theil unter ihnen erlaubet ſeyn ſoll,<lb/>
von ihrem allgemeinem Feinde Geſand-<lb/>ſchafft ohne den allgemeinen Conſens aller<lb/>
Alliirten zu <hirendition="#aq">admitti</hi>ren: weil man befuͤrch-<lb/>
tet, daß dadurch einer und der andere<lb/>
moͤchte von der Alliance abgezogen werden.<lb/>
Auſſer dieſen Urſachen, und wenn man ei-<lb/>
nen Legaten ohne <hirendition="#aq">ſuffiſan</hi>te Erklaͤrung,<lb/>
warumb? die <hirendition="#aq">Admiſſi</hi>on <hirendition="#aq">refuſi</hi>ret, wird<lb/>ſolches von dem Sendenden fuͤr eine <hirendition="#aq">Vio-<lb/>
li</hi>rung des Voͤlcker-Rechts ausgedeutet,<lb/>
und fuͤr eine <hirendition="#aq">legitime</hi> Urſache Krieg anzu-<lb/>
fangen gehalten: dergleichen der Koͤnig in<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Schwe-</fw><lb/></item></list></div></div></div></body></text></TEI>
[214/0242]
Europaͤiſches
man bereits admittiret, etwan wegen ſei-
nes eigenen Verbrechens, oder auch wegen
entſtandener Brouillirung zwiſchen ſeinem
Herren und dem Souverainen an welchen
er geſendet worden, Audientz verwegert
wird: denn in ſolchem Fall geſchiehet weder
dem Voͤlcker-Recht, noch der Perſon des
Geſandten einiger Tort, im fall nur nicht
etwan fictæ cauſæ pro veris allegiret
werden.
3. Wenn die Affaire, welche der Geſandte
vortragen ſoll, ſuſpect. Alſo war die Ge-
ſandſchafft Rhabſacis, welche dahin ab-
zielete das Volck aufzuwickeln, dem E-
zechiæ verdaͤchtig; und die Alliirten ma-
chen nicht ſelten unter ſich Veꝛtraͤge, daß kei-
nem Theil unter ihnen erlaubet ſeyn ſoll,
von ihrem allgemeinem Feinde Geſand-
ſchafft ohne den allgemeinen Conſens aller
Alliirten zu admittiren: weil man befuͤrch-
tet, daß dadurch einer und der andere
moͤchte von der Alliance abgezogen werden.
Auſſer dieſen Urſachen, und wenn man ei-
nen Legaten ohne ſuffiſante Erklaͤrung,
warumb? die Admiſſion refuſiret, wird
ſolches von dem Sendenden fuͤr eine Vio-
lirung des Voͤlcker-Rechts ausgedeutet,
und fuͤr eine legitime Urſache Krieg anzu-
fangen gehalten: dergleichen der Koͤnig in
Schwe-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/242>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.