Gesandten so viel Streit verursachet, wird es der Mühe werth seyn, wo und wann selbiger entstanden, allhier anzuführen. Und zwar so wurde er zu Zeiten des Henrici IV. in Franck- reich jung: denn nachdem Louis Hertzog von Nevers und Mantua von gemeldtem Könige en Qualite eines Ambassadeurs an den Pabst gesendet wurde, und für seine eigene Person ein grosser Fürst in Jtalien war, so praetendir- te er auch als Ambassadeur, daß man ihme den damahligen Fürstlichen Titul Excellen- tiae geben solte. Hierüber durfste der Pabst nicht lange difficultiren, weil dem Duc ohne dem dieser Titul wegen seiner Person zukame, und also wurde er ihme auch in Rom ertheilet. Der Spanische, Savoische, und Venetianische Gesandte aber, welche zu gleicher Zeit in Rom gegenwärtig waren, weil sie meyneten, daß Franckreich dadurch anderen Souverainen ei- nen Streich, und sich etwas besonderes ma- chen wolte, verlangeten daß man sie auch en Excellence tractiren solte. Und ob sie solches gleich nicht anfangs von dem Pabst er- halten kunten, so nenneten sie sich untereinan- der gleichwohl Excellentz, biß endlich der Pabst Innocentius X. dem Spanischen und Savoyischen Gesandten, nachgehends auch dem Venetianischen selbigen verliehe, und dem Ceremoniali einverleiben ließ. Weil nun
kein
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Hoff-Ceremoniel.
Geſandten ſo viel Streit verurſachet, wird es der Muͤhe werth ſeyn, wo und wann ſelbiger entſtanden, allhier anzufuͤhren. Und zwar ſo wurde er zu Zeiten des Henrici IV. in Franck- reich jung: denn nachdem Louis Hertzog von Nevers und Mantua von gemeldtem Koͤnige en Qualité eines Ambaſſadeurs an den Pabſt geſendet wurde, und fuͤr ſeine eigene Perſon ein groſſer Fuͤrſt in Jtalien war, ſo prætendir- te er auch als Ambaſſadeur, daß man ihme den damahligen Fuͤrſtlichen Titul Excellen- tiæ geben ſolte. Hieruͤber durfſte der Pabſt nicht lange difficultiren, weil dem Duc ohne dem dieſer Titul wegen ſeiner Perſon zukame, und alſo wurde er ihme auch in Rom ertheilet. Der Spaniſche, Savoiſche, und Venetianiſche Geſandte aber, welche zu gleicher Zeit in Rom gegenwaͤrtig waren, weil ſie meyneten, daß Franckreich dadurch anderen Souverainen ei- nen Streich, und ſich etwas beſonderes ma- chen wolte, verlangeten daß man ſie auch en Excellence tractiren ſolte. Und ob ſie ſolches gleich nicht anfangs von dem Pabſt er- halten kunten, ſo nenneten ſie ſich untereinan- der gleichwohl Excellentz, biß endlich der Pabſt Innocentius X. dem Spaniſchen und Savoyiſchen Geſandten, nachgehends auch dem Venetianiſchen ſelbigen verliehe, und dem Ceremoniali einverleiben ließ. Weil nun
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Hoff-Ceremoniel.
Geſandten ſo viel Streit verurſachet, wird es
der Muͤhe werth ſeyn, wo und wann ſelbiger
entſtanden, allhier anzufuͤhren. Und zwar ſo
wurde er zu Zeiten des Henrici IV. in Franck-
reich jung: denn nachdem Louis Hertzog von
Nevers und Mantua von gemeldtem Koͤnige
en Qualité eines Ambaſſadeurs an den Pabſt
geſendet wurde, und fuͤr ſeine eigene Perſon
ein groſſer Fuͤrſt in Jtalien war, ſo prætendir-
te er auch als Ambaſſadeur, daß man ihme
den damahligen Fuͤrſtlichen Titul Excellen-
tiæ geben ſolte. Hieruͤber durfſte der Pabſt
nicht lange difficultiren, weil dem Duc ohne
dem dieſer Titul wegen ſeiner Perſon zukame,
und alſo wurde er ihme auch in Rom ertheilet.
Der Spaniſche, Savoiſche, und Venetianiſche
Geſandte aber, welche zu gleicher Zeit in Rom
gegenwaͤrtig waren, weil ſie meyneten, daß
Franckreich dadurch anderen Souverainen ei-
nen Streich, und ſich etwas beſonderes ma-
chen wolte, verlangeten daß man ſie auch
en Excellence tractiren ſolte. Und ob ſie
ſolches gleich nicht anfangs von dem Pabſt er-
halten kunten, ſo nenneten ſie ſich untereinan-
der gleichwohl Excellentz, biß endlich der
Pabſt Innocentius X. dem Spaniſchen und
Savoyiſchen Geſandten, nachgehends auch
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/257>, abgerufen am 23.11.2024.
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