ihm Frieden zu machen, zu kommen; weil er etwan das Compelle mit ihnen spielen, oder auch in seinem Territorio gar ein an- deres Ceremoniel praetendiren dürffte, als er ausser selbigem nicht erlangen kan.
4. Nicht eben, als ein Conquerant, (welchen Titul ihm seine Nation selbst als was emi- nentes giebet) umb den Ort in welchem man ihme das was er per vim gewonnen, cediret: sondern fürnehmlich darum besor- get sey; daß man ihm selbiges durch solen- ne Tractaten, und in facie totius Europae, jedoch an einem ausser seinem Lande gelege- nem Orte gebe: damit es nicht das Ansehen habe, als wären die cedirenden Partheyen dazu metu aut per vim genöthiget wor- den: sondern hätten selbiges in einem freyen oder neutralen Orte freywillig gethan.
§. 6.
Als ein Corollarium dieses Capitels kan noch, nicht so wohl zur Nachricht, als nur viel- mehr zu des hochgeneigten Lesers Nachdencken, beygefüget werden: daß die Oerter welche sonsten nicht sonderlich bekandt, oder wenigstens nicht be- rühmt, durch dergleichen Friedens-Schlüsse, gleichwie durch die Schlachten, die etwan an ei- nem Orte gehalten worden, in grosse Bekandnüß gerathen. Denn wer würde von der Fasanen- Jnsul, dem Closter Oliva, Rißwig etc. viel Be-
kand-
Europaͤiſches
ihm Frieden zu machen, zu kommen; weil er etwan das Compelle mit ihnen ſpielen, oder auch in ſeinem Territorio gar ein an- deres Ceremoniel prætendiren duͤrffte, als er auſſer ſelbigem nicht erlangen kan.
4. Nicht eben, als ein Conquerant, (welchen Titul ihm ſeine Nation ſelbſt als was emi- nentes giebet) umb den Ort in welchem man ihme das was er per vim gewonnen, cediret: ſondern fuͤrnehmlich darum beſor- get ſey; daß man ihm ſelbiges durch ſolen- ne Tractaten, und in facie totius Europæ, jedoch an einem auſſer ſeinem Lande gelege- nem Orte gebe: damit es nicht das Anſehen habe, als waͤren die cedirenden Partheyen dazu metu aut per vim genoͤthiget wor- den: ſondern haͤtten ſelbiges in einem freyen oder neutralen Orte freywillig gethan.
§. 6.
Als ein Corollarium dieſes Capitels kan noch, nicht ſo wohl zur Nachricht, als nur viel- mehr zu des hochgeneigten Leſers Nachdencken, beygefuͤget werden: daß die Oerter welche ſonſten nicht ſonderlich bekandt, oder wenigſtens nicht be- ruͤhmt, durch dergleichen Friedens-Schluͤſſe, gleichwie durch die Schlachten, die etwan an ei- nem Orte gehalten worden, in groſſe Bekandnuͤß gerathen. Denn wer wuͤrde von der Faſanen- Jnſul, dem Cloſter Oliva, Rißwig ꝛc. viel Be-
kand-
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Europaͤiſches
ihm Frieden zu machen, zu kommen; weil er
etwan das Compelle mit ihnen ſpielen,
oder auch in ſeinem Territorio gar ein an-
deres Ceremoniel prætendiren duͤrffte, als
er auſſer ſelbigem nicht erlangen kan.
4. Nicht eben, als ein Conquerant, (welchen
Titul ihm ſeine Nation ſelbſt als was emi-
nentes giebet) umb den Ort in welchem
man ihme das was er per vim gewonnen,
cediret: ſondern fuͤrnehmlich darum beſor-
get ſey; daß man ihm ſelbiges durch ſolen-
ne Tractaten, und in facie totius Europæ,
jedoch an einem auſſer ſeinem Lande gelege-
nem Orte gebe: damit es nicht das Anſehen
habe, als waͤren die cedirenden Partheyen
dazu metu aut per vim genoͤthiget wor-
den: ſondern haͤtten ſelbiges in einem freyen
oder neutralen Orte freywillig gethan.
§. 6. Als ein Corollarium dieſes Capitels
kan noch, nicht ſo wohl zur Nachricht, als nur viel-
mehr zu des hochgeneigten Leſers Nachdencken,
beygefuͤget werden: daß die Oerter welche ſonſten
nicht ſonderlich bekandt, oder wenigſtens nicht be-
ruͤhmt, durch dergleichen Friedens-Schluͤſſe,
gleichwie durch die Schlachten, die etwan an ei-
nem Orte gehalten worden, in groſſe Bekandnuͤß
gerathen. Denn wer wuͤrde von der Faſanen-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/338>, abgerufen am 24.11.2024.
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