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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Europäisches
Frantzösische Hoff, bey denen damahligen Trou-
bl
en und Conjuncturen, dermassen von Personen
de qualite entblösset, daß sich die Ducs, Pairs, und
Officiers der Crone selber entschuldiget, den Kö-
nig in Franckreich, ob er es gleich gerne gesehen,
nach der Conferentz-Jnsul zu begleiten. Man
trug auch Vorsorge, wie viel die Infantin Dome-
stiqu
en aus Spanien mit sich nach Franckreich
nehmen, und von was für einer qualite selbige
seyn solten; da denn der Cardinal den Don Louis,
durch den Pimentel rathen liesse, daß man derer
der Infantin nicht mehr zuordnen solte, als sie sel-
biger unumbgänglich benöthiget; weil zu besorgen
stünde, man möchte, wenn sie derer einen Uber-
fluß und unnöthige mitbrächte, selbiger viele so
dann von Pariß aus wieder zurücke nach Madrit
senden, gleichwie schon ehemahlen zu Zeiten Lu-
dovici XIII.
geschehen. Und ob gleich Don Louis
meinete, es würde die Infantin Maria Theresia
dißfalls nicht zu frieden seyn können, wenn sie et-
wan ihre Hoff-Stadt enger einziehen solte, als ih-
res Herrn Vaters Schwester Anna Maria, des
Ludovici XIII. Gemahlin nicht gethan; so repli-
cir
te doch der Cardinal, daß der Infantin gantz
frey stünde, biß auf die Gräntzen so viel Domesti-
qu
en mit zu bringen, als sie zu ihrer Magnificentz
nöthig erachtete: jedoch würde es im übrigen ge-
nung seyn können, nach Pariß derer nicht mehr
mit zu nehmen, als etwan einen Beicht-Vater,

Me-

Europaͤiſches
Frantzoͤſiſche Hoff, bey denen damahligen Trou-
bl
en und Conjuncturen, dermaſſen von Perſonen
de qualité entbloͤſſet, daß ſich die Ducs, Pairs, und
Officiers der Crone ſelber entſchuldiget, den Koͤ-
nig in Franckreich, ob er es gleich gerne geſehen,
nach der Conferentz-Jnſul zu begleiten. Man
trug auch Vorſorge, wie viel die Infantin Dome-
ſtiqu
en aus Spanien mit ſich nach Franckreich
nehmen, und von was fuͤr einer qualité ſelbige
ſeyn ſolten; da denn der Cardinal den Don Louis,
durch den Pimentel rathen lieſſe, daß man derer
der Infantin nicht mehr zuordnen ſolte, als ſie ſel-
biger unumbgaͤnglich benoͤthiget; weil zu beſorgen
ſtuͤnde, man moͤchte, wenn ſie derer einen Uber-
fluß und unnoͤthige mitbraͤchte, ſelbiger viele ſo
dann von Pariß aus wieder zuruͤcke nach Madrit
ſenden, gleichwie ſchon ehemahlen zu Zeiten Lu-
dovici XIII.
geſchehen. Und ob gleich Don Louis
meinete, es wuͤrde die Infantin Maria Thereſia
dißfalls nicht zu frieden ſeyn koͤnnen, wenn ſie et-
wan ihre Hoff-Stadt enger einziehen ſolte, als ih-
res Herrn Vaters Schweſter Anna Maria, des
Ludovici XIII. Gemahlin nicht gethan; ſo repli-
cir
te doch der Cardinal, daß der Infantin gantz
frey ſtuͤnde, biß auf die Graͤntzen ſo viel Domeſti-
qu
en mit zu bringen, als ſie zu ihrer Magnificentz
noͤthig erachtete: jedoch wuͤrde es im uͤbrigen ge-
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mit zu nehmen, als etwan einen Beicht-Vater,

Me-
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[436/0464] Europaͤiſches Frantzoͤſiſche Hoff, bey denen damahligen Trou- blen und Conjuncturen, dermaſſen von Perſonen de qualité entbloͤſſet, daß ſich die Ducs, Pairs, und Officiers der Crone ſelber entſchuldiget, den Koͤ- nig in Franckreich, ob er es gleich gerne geſehen, nach der Conferentz-Jnſul zu begleiten. Man trug auch Vorſorge, wie viel die Infantin Dome- ſtiquen aus Spanien mit ſich nach Franckreich nehmen, und von was fuͤr einer qualité ſelbige ſeyn ſolten; da denn der Cardinal den Don Louis, durch den Pimentel rathen lieſſe, daß man derer der Infantin nicht mehr zuordnen ſolte, als ſie ſel- biger unumbgaͤnglich benoͤthiget; weil zu beſorgen ſtuͤnde, man moͤchte, wenn ſie derer einen Uber- fluß und unnoͤthige mitbraͤchte, ſelbiger viele ſo dann von Pariß aus wieder zuruͤcke nach Madrit ſenden, gleichwie ſchon ehemahlen zu Zeiten Lu- dovici XIII. geſchehen. Und ob gleich Don Louis meinete, es wuͤrde die Infantin Maria Thereſia dißfalls nicht zu frieden ſeyn koͤnnen, wenn ſie et- wan ihre Hoff-Stadt enger einziehen ſolte, als ih- res Herrn Vaters Schweſter Anna Maria, des Ludovici XIII. Gemahlin nicht gethan; ſo repli- cirte doch der Cardinal, daß der Infantin gantz frey ſtuͤnde, biß auf die Graͤntzen ſo viel Domeſti- quen mit zu bringen, als ſie zu ihrer Magnificentz noͤthig erachtete: jedoch wuͤrde es im uͤbrigen ge- nung ſeyn koͤnnen, nach Pariß derer nicht mehr mit zu nehmen, als etwan einen Beicht-Vater, Me-

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/464>, abgerufen am 22.11.2024.