Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Hoff-Ceremoniel. Würde renovirete und conferirete, undihme der Nahme Ottocarus gegeben wurde, von welcher Zeit an auch die herrschenden in Böhmen Könige geblieben, und also die Deri- vation Königlicher Würde und Hoheit zum kürtzesten von diesem Premislao anzufangen wäre. Ausser diesem allen ist mehr als zur Gnüge bekandt, daß das Königreich Böhmen 1. Ein feudum Imperii, und obgleich dieser König ratione der Infeudation mit treffli- chen Privilegiis versehen, so ist er doch eini- ger maßen dem Kayser und dem Reich vin- culiret, so daß er certo respectu den Kayser pro superiori zu erkennen hat, welches viel- leicht eine Ursache gegeben haben mag, daß man ihme den Rang nicht höher gesetzet. 2. Dem Röm. Kayser erblich gehöre, und des- wegen, gleichwie in regard der Könige in Un- garn, aller Streit wegen der Praecedentz bey einem Könige in Böhmen, als Könige, nicht aber als Churfürst, gegen andere Sou- verains cessiret, weil es von den Zeiten Ferdinandi I. und also von dem 1527. Jah- re an gar unnöthig gewesen, von einem Kö- nige von Böhmen, eigene Gesandten, die Käy- serl. Wahl ausgenommen, wohin zu senden, sondern die grosse Majestät eines Käysers, hat die Königl. Böhmische Würde allemahl zugleich mit souteniret, und Gott gebe, daß es auch,
Hoff-Ceremoniel. Wuͤrde renovirete und conferirete, undihme der Nahme Ottocarus gegeben wurde, von welcher Zeit an auch die herrſchenden in Boͤhmen Koͤnige geblieben, und alſo die Deri- vation Koͤniglicher Wuͤrde und Hoheit zum kuͤrtzeſten von dieſem Premislao anzufangen waͤre. Auſſer dieſem allen iſt mehr als zur Gnuͤge bekandt, daß das Koͤnigreich Boͤhmen 1. Ein feudum Imperii, und obgleich dieſer Koͤnig ratione der Infeudation mit treffli- chen Privilegiis verſehen, ſo iſt er doch eini- ger maßen dem Kayſer und dem Reich vin- culiret, ſo daß er certo reſpectu den Kayſer pro ſuperiori zu erkennen hat, welches viel- leicht eine Urſache gegeben haben mag, daß man ihme den Rang nicht hoͤher geſetzet. 2. Dem Roͤm. Kayſer erblich gehoͤre, und des- wegen, gleichwie in regard der Koͤnige in Un- garn, aller Streit wegen der Præcedentz bey einem Koͤnige in Boͤhmen, als Koͤnige, nicht aber als Churfuͤrſt, gegen andere Sou- verains cesſiret, weil es von den Zeiten Ferdinandi I. und alſo von dem 1527. Jah- re an gar unnoͤthig geweſen, von einem Koͤ- nige von Boͤhmen, eigene Geſandten, die Kaͤy- ſerl. Wahl ausgenommen, wohin zu ſenden, ſondern die groſſe Majeſtaͤt eines Kaͤyſers, hat die Koͤnigl. Boͤhmiſche Wuͤrde allemahl zugleich mit ſouteniret, und Gott gebe, daß es auch,
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Hoff-Ceremoniel.
Wuͤrde renovirete und conferirete, und
ihme der Nahme Ottocarus gegeben wurde,
von welcher Zeit an auch die herrſchenden in
Boͤhmen Koͤnige geblieben, und alſo die Deri-
vation Koͤniglicher Wuͤrde und Hoheit zum
kuͤrtzeſten von dieſem Premislao anzufangen
waͤre. Auſſer dieſem allen iſt mehr als zur
Gnuͤge bekandt, daß das Koͤnigreich Boͤhmen
1. Ein feudum Imperii, und obgleich dieſer
Koͤnig ratione der Infeudation mit treffli-
chen Privilegiis verſehen, ſo iſt er doch eini-
ger maßen dem Kayſer und dem Reich vin-
culiret, ſo daß er certo reſpectu den Kayſer
pro ſuperiori zu erkennen hat, welches viel-
leicht eine Urſache gegeben haben mag, daß
man ihme den Rang nicht hoͤher geſetzet.
2. Dem Roͤm. Kayſer erblich gehoͤre, und des-
wegen, gleichwie in regard der Koͤnige in Un-
garn, aller Streit wegen der Præcedentz
bey einem Koͤnige in Boͤhmen, als Koͤnige,
nicht aber als Churfuͤrſt, gegen andere Sou-
verains cesſiret, weil es von den Zeiten
Ferdinandi I. und alſo von dem 1527. Jah-
re an gar unnoͤthig geweſen, von einem Koͤ-
nige von Boͤhmen, eigene Geſandten, die Kaͤy-
ſerl. Wahl ausgenommen, wohin zu ſenden,
ſondern die groſſe Majeſtaͤt eines Kaͤyſers,
hat die Koͤnigl. Boͤhmiſche Wuͤrde allemahl
zugleich mit ſouteniret, und Gott gebe, daß es
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