Kauffmannschafft, oder der so genenneten Tür- ckischen Compagnie gesendet: ob sie gleich ein Creditiv von dem Könige bekämen, und der Con- dition nach Ritter wären; Er aber Baron Kins- ky wäre ein Etats-Minister, und von dem ober- sten Haupte der Christenheit gesendet. Der En- gelländer getrauete sich mit keinem Argument besser durchzudringen, als daß er dem Caimacan 15. Beutel Goldes verehrete, und dadurch den Vorzug für dem Kayseel. Minister erhalten wol- te; Allein die Auslage war vergebens: denn der Kayserl. meidete alle Concurrentz mit dem Eng- lischen, und kamen in loco tertio niemahlen zu- sammen: gieng auch wieder zeitlicher fort als der Engelländer; und brachte sich dadurch in quasi Possessionem, daß ein Kayserl. Envoye einem Englischen Ambassadeur, welcher nur wegen der Comercia gesendet würde, in Constantinopel vorgehen könte.
§. 14.
Wegen des Ranges setzte es An. 1646. in Pohlen einigen Streit; denn nachdem der König Uladislaus Sigismundus, zur andern Ehe, Mari- am Luisam, Caroli von Mantua Tochter heu- rathete: welche an dem Frantzösischen Hofe ware erzogen worden; sendete der König Ludovicus XIV. (oder vielmehr seine Frau Mutter und die Vormünder) die Marschallin Quebrian mit ihr nach Pohlen; und zwar unter dem Character ei- ner Ambassadrice: welchen Titul für ihr wohl
noch
X x 4
Hoff-Ceremoniel.
Kauffmannſchafft, oder der ſo genenneten Tuͤr- ckiſchen Compagnie geſendet: ob ſie gleich ein Creditiv von dem Koͤnige bekaͤmen, und der Con- dition nach Ritter waͤren; Er aber Baron Kins- ky waͤre ein Etats-Miniſter, und von dem ober- ſten Haupte der Chriſtenheit geſendet. Der En- gellaͤnder getrauete ſich mit keinem Argument beſſer durchzudringen, als daß er dem Caimacan 15. Beutel Goldes verehrete, und dadurch den Vorzug fuͤr dem Kayſeel. Miniſter erhalten wol- te; Allein die Auslage war vergebens: denn der Kayſerl. meidete alle Concurrentz mit dem Eng- liſchen, und kamen in loco tertio niemahlen zu- ſammen: gieng auch wieder zeitlicher fort als der Engellaͤnder; und brachte ſich dadurch in quaſi Poſſeſſionem, daß ein Kayſerl. Envoyé einem Engliſchen Ambaſſadeur, welcher nur wegen der Comercia geſendet wuͤrde, in Conſtantinopel vorgehen koͤnte.
§. 14.
Wegen des Ranges ſetzte es An. 1646. in Pohlen einigen Streit; deñ nachdem der Koͤnig Uladislaus Sigismundus, zur andern Ehe, Mari- am Luiſam, Caroli von Mantua Tochter heu- rathete: welche an dem Frantzoͤſiſchen Hofe ware erzogen worden; ſendete der Koͤnig Ludovicus XIV. (oder vielmehr ſeine Frau Mutter und die Vormuͤnder) die Marſchallin Quebrian mit ihr nach Pohlen; und zwar unter dem Character ei- ner Ambaſſadrice: welchen Titul fuͤr ihr wohl
noch
X x 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0723"n="695"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Hoff-<hirendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
Kauffmannſchafft, oder der ſo genenneten Tuͤr-<lb/>
ckiſchen Compagnie geſendet: ob ſie gleich ein<lb/><hirendition="#aq">Crediti</hi>v von dem Koͤnige bekaͤmen, und der <hirendition="#aq">Con-<lb/>
diti</hi>on nach Ritter waͤren; Er aber <hirendition="#aq">Baron Kins-<lb/>
ky</hi> waͤre ein <hirendition="#aq">Etats-</hi>Miniſter, und von dem ober-<lb/>ſten Haupte der Chriſtenheit geſendet. Der En-<lb/>
gellaͤnder getrauete ſich mit keinem <hirendition="#aq">Argument</hi><lb/>
beſſer durchzudringen, als daß er dem <hirendition="#aq">Caimacan</hi><lb/>
15. Beutel Goldes verehrete, und dadurch den<lb/>
Vorzug fuͤr dem Kayſeel. Miniſter erhalten wol-<lb/>
te; Allein die Auslage war vergebens: denn der<lb/>
Kayſerl. meidete alle <hirendition="#aq">Concurren</hi>tz mit dem Eng-<lb/>
liſchen, und kamen in <hirendition="#aq">loco tertio</hi> niemahlen zu-<lb/>ſammen: gieng auch wieder zeitlicher fort als der<lb/>
Engellaͤnder; und brachte ſich dadurch <hirendition="#aq">in quaſi<lb/>
Poſſeſſionem,</hi> daß ein Kayſerl. <hirendition="#aq">Envoyé</hi> einem<lb/>
Engliſchen <hirendition="#aq">Ambaſſadeur,</hi> welcher nur wegen<lb/>
der <hirendition="#aq">Comercia</hi> geſendet wuͤrde, in Conſtantinopel<lb/>
vorgehen koͤnte.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 14.</head><p>Wegen des Ranges ſetzte es <hirendition="#aq">An.</hi> 1646.<lb/>
in Pohlen einigen Streit; deñ nachdem der Koͤnig<lb/><hirendition="#aq">Uladislaus Sigismundus,</hi> zur andern Ehe, <hirendition="#aq">Mari-<lb/>
am Luiſam, Caroli</hi> von Mantua Tochter heu-<lb/>
rathete: welche an dem Frantzoͤſiſchen Hofe ware<lb/>
erzogen worden; ſendete der Koͤnig <hirendition="#aq">Ludovicus<lb/>
XIV.</hi> (oder vielmehr ſeine Frau Mutter und die<lb/>
Vormuͤnder) die Marſchallin <hirendition="#aq">Quebrian</hi> mit ihr<lb/>
nach Pohlen; und zwar unter dem <hirendition="#aq">Charact</hi>er ei-<lb/>
ner <hirendition="#aq">Ambaſſadrice:</hi> welchen Titul fuͤr ihr wohl<lb/><fwplace="bottom"type="sig">X x 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">noch</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[695/0723]
Hoff-Ceremoniel.
Kauffmannſchafft, oder der ſo genenneten Tuͤr-
ckiſchen Compagnie geſendet: ob ſie gleich ein
Creditiv von dem Koͤnige bekaͤmen, und der Con-
dition nach Ritter waͤren; Er aber Baron Kins-
ky waͤre ein Etats-Miniſter, und von dem ober-
ſten Haupte der Chriſtenheit geſendet. Der En-
gellaͤnder getrauete ſich mit keinem Argument
beſſer durchzudringen, als daß er dem Caimacan
15. Beutel Goldes verehrete, und dadurch den
Vorzug fuͤr dem Kayſeel. Miniſter erhalten wol-
te; Allein die Auslage war vergebens: denn der
Kayſerl. meidete alle Concurrentz mit dem Eng-
liſchen, und kamen in loco tertio niemahlen zu-
ſammen: gieng auch wieder zeitlicher fort als der
Engellaͤnder; und brachte ſich dadurch in quaſi
Poſſeſſionem, daß ein Kayſerl. Envoyé einem
Engliſchen Ambaſſadeur, welcher nur wegen
der Comercia geſendet wuͤrde, in Conſtantinopel
vorgehen koͤnte.
§. 14. Wegen des Ranges ſetzte es An. 1646.
in Pohlen einigen Streit; deñ nachdem der Koͤnig
Uladislaus Sigismundus, zur andern Ehe, Mari-
am Luiſam, Caroli von Mantua Tochter heu-
rathete: welche an dem Frantzoͤſiſchen Hofe ware
erzogen worden; ſendete der Koͤnig Ludovicus
XIV. (oder vielmehr ſeine Frau Mutter und die
Vormuͤnder) die Marſchallin Quebrian mit ihr
nach Pohlen; und zwar unter dem Character ei-
ner Ambaſſadrice: welchen Titul fuͤr ihr wohl
noch
X x 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 695. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/723>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.