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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Ich hatte aber nicht mehr genug Kraft, mich zu er¬
mannen, sondern entschlief gleich darauf völlig.

Ich schlief recht ruhig und fest.

Als ich erwachte, war mein Erstes, zu sehen, ob
es geregnet habe. Ich sprang aus dem Bette, und
riß die Fenster auf. Die Sonne war bereits aufge¬
gangen, der ganze Himmel war heiter, kein Lüftchen
rührte sich, aus dem Garten tönte das Schmettern
der Vögel, die Rosen dufteten, und die Erde zu mei¬
nen Füßen war vollkommen trocken. Nur der Sand
war ein wenig gegen das Grün des begrenzenden
Rasens gefegt worden, und ein Mann war beschäftigt,
ihn wieder zu ebnen, und in ein gehöriges Gleich¬
gewicht zu bringen.

Also hatte mein Gegner Recht gehabt, und ich
war begierig, zu erfahren, aus welchen Gründen er
seine Gewißheit, die er so sicher gegen mich behauptet
hatte, geschöpft, und wie er diese Gründe entdeckt und
erforscht habe.

Um das recht bald zu erfahren, und meine Abreise
nicht so lange zu verzögern, beschloß ich, mich anzu¬
kleiden, und meinen Gastherrn ungesäumt aufzu¬
suchen.

Als ich mit meinem Anzuge fertig war, und mich

Ich hatte aber nicht mehr genug Kraft, mich zu er¬
mannen, ſondern entſchlief gleich darauf völlig.

Ich ſchlief recht ruhig und feſt.

Als ich erwachte, war mein Erſtes, zu ſehen, ob
es geregnet habe. Ich ſprang aus dem Bette, und
riß die Fenſter auf. Die Sonne war bereits aufge¬
gangen, der ganze Himmel war heiter, kein Lüftchen
rührte ſich, aus dem Garten tönte das Schmettern
der Vögel, die Roſen dufteten, und die Erde zu mei¬
nen Füßen war vollkommen trocken. Nur der Sand
war ein wenig gegen das Grün des begrenzenden
Raſens gefegt worden, und ein Mann war beſchäftigt,
ihn wieder zu ebnen, und in ein gehöriges Gleich¬
gewicht zu bringen.

Alſo hatte mein Gegner Recht gehabt, und ich
war begierig, zu erfahren, aus welchen Gründen er
ſeine Gewißheit, die er ſo ſicher gegen mich behauptet
hatte, geſchöpft, und wie er dieſe Gründe entdeckt und
erforſcht habe.

Um das recht bald zu erfahren, und meine Abreiſe
nicht ſo lange zu verzögern, beſchloß ich, mich anzu¬
kleiden, und meinen Gaſtherrn ungeſäumt aufzu¬
ſuchen.

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[118/0132] Ich hatte aber nicht mehr genug Kraft, mich zu er¬ mannen, ſondern entſchlief gleich darauf völlig. Ich ſchlief recht ruhig und feſt. Als ich erwachte, war mein Erſtes, zu ſehen, ob es geregnet habe. Ich ſprang aus dem Bette, und riß die Fenſter auf. Die Sonne war bereits aufge¬ gangen, der ganze Himmel war heiter, kein Lüftchen rührte ſich, aus dem Garten tönte das Schmettern der Vögel, die Roſen dufteten, und die Erde zu mei¬ nen Füßen war vollkommen trocken. Nur der Sand war ein wenig gegen das Grün des begrenzenden Raſens gefegt worden, und ein Mann war beſchäftigt, ihn wieder zu ebnen, und in ein gehöriges Gleich¬ gewicht zu bringen. Alſo hatte mein Gegner Recht gehabt, und ich war begierig, zu erfahren, aus welchen Gründen er ſeine Gewißheit, die er ſo ſicher gegen mich behauptet hatte, geſchöpft, und wie er dieſe Gründe entdeckt und erforſcht habe. Um das recht bald zu erfahren, und meine Abreiſe nicht ſo lange zu verzögern, beſchloß ich, mich anzu¬ kleiden, und meinen Gaſtherrn ungeſäumt aufzu¬ ſuchen. Als ich mit meinem Anzuge fertig war, und mich

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/132>, abgerufen am 25.11.2024.