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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Seitenkanten waren Meerfräulein, die in Überein¬
stimmung mit den Tragfischen jedes in zwei Fischen¬
den ausliefen. Die zwei lezten Gestalten an den hin¬
tern Seitenkanten waren Mädchen in faltigen Ge¬
wändern. Alle Leiber der Fische sowohl als der Säu¬
len erschienen mir sehr natürlich gemacht. Die Fächer
hatten vergoldete Knöpfe, an denen sie herausgezogen
werden konnten. Auf der achteckigen Fläche dieser
Knöpfe waren Brustbilder geharnischter Männer oder
gepuzter Frauenzimmer eingegraben. Die Holzbele¬
gung auf dem ganzen Schrein war durchaus einge¬
legte Arbeit. Ahornlaubwerk in dunkeln Nußholzfel¬
dern umgeben von geschlungenen Bändern und ge¬
flammtem Erlenholze. Die Bänder waren wie geknit¬
terte Seide, was daher kam, daß sie aus kleinem fein¬
gestreiftem vielfarbigem Rosenholze senkrecht auf die
Axe eingelegt waren. Die eingelegte Arbeit befand
sich nicht blos, wie es häufig bei derlei Geräthen der
Fall ist, auf der sondern auch auf den Sei¬
tentheilen und den Friesen der Säulen.

Mein Begleiter stand neben mir, als ich diesem
Geräthe meine Aufmerksamkeit widmete, und zeigte
mir Manches, und erklärte mir auf meine Bitte
Dinge, die ich nicht verstand.

Seitenkanten waren Meerfräulein, die in Überein¬
ſtimmung mit den Tragfiſchen jedes in zwei Fiſchen¬
den ausliefen. Die zwei lezten Geſtalten an den hin¬
tern Seitenkanten waren Mädchen in faltigen Ge¬
wändern. Alle Leiber der Fiſche ſowohl als der Säu¬
len erſchienen mir ſehr natürlich gemacht. Die Fächer
hatten vergoldete Knöpfe, an denen ſie herausgezogen
werden konnten. Auf der achteckigen Fläche dieſer
Knöpfe waren Bruſtbilder geharniſchter Männer oder
gepuzter Frauenzimmer eingegraben. Die Holzbele¬
gung auf dem ganzen Schrein war durchaus einge¬
legte Arbeit. Ahornlaubwerk in dunkeln Nußholzfel¬
dern umgeben von geſchlungenen Bändern und ge¬
flammtem Erlenholze. Die Bänder waren wie geknit¬
terte Seide, was daher kam, daß ſie aus kleinem fein¬
geſtreiftem vielfarbigem Roſenholze ſenkrecht auf die
Axe eingelegt waren. Die eingelegte Arbeit befand
ſich nicht blos, wie es häufig bei derlei Geräthen der
Fall iſt, auf der ſondern auch auf den Sei¬
tentheilen und den Frieſen der Säulen.

Mein Begleiter ſtand neben mir, als ich dieſem
Geräthe meine Aufmerkſamkeit widmete, und zeigte
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[128/0142] Seitenkanten waren Meerfräulein, die in Überein¬ ſtimmung mit den Tragfiſchen jedes in zwei Fiſchen¬ den ausliefen. Die zwei lezten Geſtalten an den hin¬ tern Seitenkanten waren Mädchen in faltigen Ge¬ wändern. Alle Leiber der Fiſche ſowohl als der Säu¬ len erſchienen mir ſehr natürlich gemacht. Die Fächer hatten vergoldete Knöpfe, an denen ſie herausgezogen werden konnten. Auf der achteckigen Fläche dieſer Knöpfe waren Bruſtbilder geharniſchter Männer oder gepuzter Frauenzimmer eingegraben. Die Holzbele¬ gung auf dem ganzen Schrein war durchaus einge¬ legte Arbeit. Ahornlaubwerk in dunkeln Nußholzfel¬ dern umgeben von geſchlungenen Bändern und ge¬ flammtem Erlenholze. Die Bänder waren wie geknit¬ terte Seide, was daher kam, daß ſie aus kleinem fein¬ geſtreiftem vielfarbigem Roſenholze ſenkrecht auf die Axe eingelegt waren. Die eingelegte Arbeit befand ſich nicht blos, wie es häufig bei derlei Geräthen der Fall iſt, auf der ſondern auch auf den Sei¬ tentheilen und den Frieſen der Säulen. Mein Begleiter ſtand neben mir, als ich dieſem Geräthe meine Aufmerkſamkeit widmete, und zeigte mir Manches, und erklärte mir auf meine Bitte Dinge, die ich nicht verſtand.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/142>, abgerufen am 12.05.2024.