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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Vermögen. Der Vater legte es als unser natürlicher
Vormund unter mündelgemäßer Sicherheit an, und
that alle Jahre die Zinsen dazu.

Endlich waren wir so weit herangewachsen, daß
der gewöhnliche Unterricht, den wir bisher genossen
hatten, nach und nach aufhören mußte. Zuerst traten
diejenigen Lehrer ab, die uns in den Anfangsgründen
der Kenntnisse unterwiesen hatten, die man heut zu
Tage für alle Menschen für nothwendig hält, dann
verminderten sich auch die, welche uns in den Gegen¬
ständen Unterricht gegeben hatten, die man Kindern
beibringen läßt, welche zu den gebildeteren oder aus¬
gezeichneteren Ständen gehören sollen. Die Schwester
mußte nebst einigen Fächern, in denen sie sich noch
weiter ausbilden sollte, nach und nach in die Häus¬
lichkeit eingeführt werden, und die wichtigsten Dinge
derselben erlernen, daß sie einmal würdig in die Fu߬
stapfen der Mutter treten könnte. Ich trieb noch, nach¬
dem ich die Fächer erlernt hatte, die man in unseren
Schulen als Vorkenntnisse und Vorbereitungen zu den
sogenannten Brodkenntnissen betrachtet, einzelne Zweige
fort, die schwieriger waren, und in denen eine Nach¬
hilfe nicht entbehrt werden konnte. Endlich trat in
Bezug auf mich die Frage heran, was denn in der

Vermögen. Der Vater legte es als unſer natürlicher
Vormund unter mündelgemäßer Sicherheit an, und
that alle Jahre die Zinſen dazu.

Endlich waren wir ſo weit herangewachſen, daß
der gewöhnliche Unterricht, den wir bisher genoſſen
hatten, nach und nach aufhören mußte. Zuerſt traten
diejenigen Lehrer ab, die uns in den Anfangsgründen
der Kenntniſſe unterwieſen hatten, die man heut zu
Tage für alle Menſchen für nothwendig hält, dann
verminderten ſich auch die, welche uns in den Gegen¬
ſtänden Unterricht gegeben hatten, die man Kindern
beibringen läßt, welche zu den gebildeteren oder aus¬
gezeichneteren Ständen gehören ſollen. Die Schweſter
mußte nebſt einigen Fächern, in denen ſie ſich noch
weiter ausbilden ſollte, nach und nach in die Häus¬
lichkeit eingeführt werden, und die wichtigſten Dinge
derſelben erlernen, daß ſie einmal würdig in die Fu߬
ſtapfen der Mutter treten könnte. Ich trieb noch, nach¬
dem ich die Fächer erlernt hatte, die man in unſeren
Schulen als Vorkenntniſſe und Vorbereitungen zu den
ſogenannten Brodkenntniſſen betrachtet, einzelne Zweige
fort, die ſchwieriger waren, und in denen eine Nach¬
hilfe nicht entbehrt werden konnte. Endlich trat in
Bezug auf mich die Frage heran, was denn in der

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[14/0028] Vermögen. Der Vater legte es als unſer natürlicher Vormund unter mündelgemäßer Sicherheit an, und that alle Jahre die Zinſen dazu. Endlich waren wir ſo weit herangewachſen, daß der gewöhnliche Unterricht, den wir bisher genoſſen hatten, nach und nach aufhören mußte. Zuerſt traten diejenigen Lehrer ab, die uns in den Anfangsgründen der Kenntniſſe unterwieſen hatten, die man heut zu Tage für alle Menſchen für nothwendig hält, dann verminderten ſich auch die, welche uns in den Gegen¬ ſtänden Unterricht gegeben hatten, die man Kindern beibringen läßt, welche zu den gebildeteren oder aus¬ gezeichneteren Ständen gehören ſollen. Die Schweſter mußte nebſt einigen Fächern, in denen ſie ſich noch weiter ausbilden ſollte, nach und nach in die Häus¬ lichkeit eingeführt werden, und die wichtigſten Dinge derſelben erlernen, daß ſie einmal würdig in die Fu߬ ſtapfen der Mutter treten könnte. Ich trieb noch, nach¬ dem ich die Fächer erlernt hatte, die man in unſeren Schulen als Vorkenntniſſe und Vorbereitungen zu den ſogenannten Brodkenntniſſen betrachtet, einzelne Zweige fort, die ſchwieriger waren, und in denen eine Nach¬ hilfe nicht entbehrt werden konnte. Endlich trat in Bezug auf mich die Frage heran, was denn in der

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/28>, abgerufen am 28.04.2024.