Bezug auf meine erwählte wissenschaftliche Laufbahn zu halten sei, ob man da einen gewissen Plan entwer¬ fen, und zu dessen Ausführung Lehrer annehmen sollte. Ich bath, man möchte mir gar keinen Lehrer mehr nehmen, ich würde die Sachen schon selber zu betreiben suchen. Der Vater ging auf meinen Wunsch ein, und ich war nun sehr freudig, keinen Lehrer mehr zu haben, und auf mich allein angewiesen zu sein.
Ich fragte Männer um Rath, welche einen großen wissenschaftlichen Namen hatten, und gewöhnlich an der einen oder der andern Anstalt der Stadt beschäf¬ tigt waren. Ich näherte mich ihnen nur, wenn es ohne Verlezung der Bescheidenheit geschehen konnte. Da es meistens nur eine Anfrage war, die ich in Be¬ zug auf mein Lernen an solche Männer stellte, und da ich mich nicht in ihren Umgang drängte, so nahmen sie meine Annäherung nicht übel, und die Antwort war immer sehr freundlich und liebevoll. Auch waren unter den Männern, die gelegentlich in unser Haus kamen, manche, die in gelehrten Dingen bewandert waren. Auch an diese wandte ich mich. Meistens be¬ trafen die Anfragen Bücher, und die Folge, in welcher sie vorgenommen werden sollten. Ich trieb Anfangs jene Zweige fort, in denen ich schon Unterricht erhal¬
Bezug auf meine erwählte wiſſenſchaftliche Laufbahn zu halten ſei, ob man da einen gewiſſen Plan entwer¬ fen, und zu deſſen Ausführung Lehrer annehmen ſollte. Ich bath, man möchte mir gar keinen Lehrer mehr nehmen, ich würde die Sachen ſchon ſelber zu betreiben ſuchen. Der Vater ging auf meinen Wunſch ein, und ich war nun ſehr freudig, keinen Lehrer mehr zu haben, und auf mich allein angewieſen zu ſein.
Ich fragte Männer um Rath, welche einen großen wiſſenſchaftlichen Namen hatten, und gewöhnlich an der einen oder der andern Anſtalt der Stadt beſchäf¬ tigt waren. Ich näherte mich ihnen nur, wenn es ohne Verlezung der Beſcheidenheit geſchehen konnte. Da es meiſtens nur eine Anfrage war, die ich in Be¬ zug auf mein Lernen an ſolche Männer ſtellte, und da ich mich nicht in ihren Umgang drängte, ſo nahmen ſie meine Annäherung nicht übel, und die Antwort war immer ſehr freundlich und liebevoll. Auch waren unter den Männern, die gelegentlich in unſer Haus kamen, manche, die in gelehrten Dingen bewandert waren. Auch an dieſe wandte ich mich. Meiſtens be¬ trafen die Anfragen Bücher, und die Folge, in welcher ſie vorgenommen werden ſollten. Ich trieb Anfangs jene Zweige fort, in denen ich ſchon Unterricht erhal¬
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Bezug auf meine erwählte wiſſenſchaftliche Laufbahn
zu halten ſei, ob man da einen gewiſſen Plan entwer¬
fen, und zu deſſen Ausführung Lehrer annehmen ſollte.
Ich bath, man möchte mir gar keinen Lehrer mehr
nehmen, ich würde die Sachen ſchon ſelber zu betreiben
ſuchen. Der Vater ging auf meinen Wunſch ein,
und ich war nun ſehr freudig, keinen Lehrer mehr zu
haben, und auf mich allein angewieſen zu ſein.
Ich fragte Männer um Rath, welche einen großen
wiſſenſchaftlichen Namen hatten, und gewöhnlich an
der einen oder der andern Anſtalt der Stadt beſchäf¬
tigt waren. Ich näherte mich ihnen nur, wenn es
ohne Verlezung der Beſcheidenheit geſchehen konnte.
Da es meiſtens nur eine Anfrage war, die ich in Be¬
zug auf mein Lernen an ſolche Männer ſtellte, und da
ich mich nicht in ihren Umgang drängte, ſo nahmen
ſie meine Annäherung nicht übel, und die Antwort
war immer ſehr freundlich und liebevoll. Auch waren
unter den Männern, die gelegentlich in unſer Haus
kamen, manche, die in gelehrten Dingen bewandert
waren. Auch an dieſe wandte ich mich. Meiſtens be¬
trafen die Anfragen Bücher, und die Folge, in welcher
ſie vorgenommen werden ſollten. Ich trieb Anfangs
jene Zweige fort, in denen ich ſchon Unterricht erhal¬
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/38>, abgerufen am 21.11.2024.
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