Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

ten hatte, weil man sie zu jener Zeit eben als Grund¬
lage einer allgemeinen menschlichen Bildung betrach¬
tete, nur suchte ich zum Theile mehr Ordnung in die¬
selben zu bringen, als bisher befolgt worden war, zum
Theile suchte ich mich auch in jenem Fache auszudehnen,
das mir mehr zuzusagen begann. Auf diese Weise
geschah es, daß in dem Ganzen doch noch eine ziem¬
liche Ordnung herrschte, da bei der Unbestimmtheit
des ganzen Unternehmens die Gefahr sehr nahe war,
in die verschiedensten Dinge zersplittert, und in die
kleinsten Kleinlichkeiten verschlagen zu werden. In
Bezug auf die Fächer, die ich eben angefangen hatte,
besuchte ich auch Anstalten in unserer Stadt, die
ihnen förderlich werden konnten: Büchersammlungen,
Sammlungen von Werkzeugen und namentlich Orte,
wo Versuche gemacht wurden, die ich wegen meiner
Unreifheit und wegen Mangel an Gelegenheit und
Werkzeugen nie hätte ausführen können. Was ich
an Büchern und überhaupt an Lehrmitteln brauchte,
schaffte der Vater bereitwillig an.

Ich war sehr eifrig und gab mich manchem einmal
ergriffenen Gegenstande mit all der entzündeten Lust
hin, die der Jugend bei Lieblingsdingen eigen zu sein
pflegt. Obwohl ich bei meinen Besuchen der öffent¬

ten hatte, weil man ſie zu jener Zeit eben als Grund¬
lage einer allgemeinen menſchlichen Bildung betrach¬
tete, nur ſuchte ich zum Theile mehr Ordnung in die¬
ſelben zu bringen, als bisher befolgt worden war, zum
Theile ſuchte ich mich auch in jenem Fache auszudehnen,
das mir mehr zuzuſagen begann. Auf dieſe Weiſe
geſchah es, daß in dem Ganzen doch noch eine ziem¬
liche Ordnung herrſchte, da bei der Unbeſtimmtheit
des ganzen Unternehmens die Gefahr ſehr nahe war,
in die verſchiedenſten Dinge zerſplittert, und in die
kleinſten Kleinlichkeiten verſchlagen zu werden. In
Bezug auf die Fächer, die ich eben angefangen hatte,
beſuchte ich auch Anſtalten in unſerer Stadt, die
ihnen förderlich werden konnten: Bücherſammlungen,
Sammlungen von Werkzeugen und namentlich Orte,
wo Verſuche gemacht wurden, die ich wegen meiner
Unreifheit und wegen Mangel an Gelegenheit und
Werkzeugen nie hätte ausführen können. Was ich
an Büchern und überhaupt an Lehrmitteln brauchte,
ſchaffte der Vater bereitwillig an.

Ich war ſehr eifrig und gab mich manchem einmal
ergriffenen Gegenſtande mit all der entzündeten Luſt
hin, die der Jugend bei Lieblingsdingen eigen zu ſein
pflegt. Obwohl ich bei meinen Beſuchen der öffent¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0039" n="25"/>
ten hatte, weil man &#x017F;ie zu jener Zeit eben als Grund¬<lb/>
lage einer allgemeinen men&#x017F;chlichen Bildung betrach¬<lb/>
tete, nur &#x017F;uchte ich zum Theile mehr Ordnung in die¬<lb/>
&#x017F;elben zu bringen, als bisher befolgt worden war, zum<lb/>
Theile &#x017F;uchte ich mich auch in jenem Fache auszudehnen,<lb/>
das mir mehr zuzu&#x017F;agen begann. Auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e<lb/>
ge&#x017F;chah es, daß in dem Ganzen doch noch eine ziem¬<lb/>
liche Ordnung herr&#x017F;chte, da bei der Unbe&#x017F;timmtheit<lb/>
des ganzen Unternehmens die Gefahr &#x017F;ehr nahe war,<lb/>
in die ver&#x017F;chieden&#x017F;ten Dinge zer&#x017F;plittert, und in die<lb/>
klein&#x017F;ten Kleinlichkeiten ver&#x017F;chlagen zu werden. In<lb/>
Bezug auf die Fächer, die ich eben angefangen hatte,<lb/>
be&#x017F;uchte ich auch An&#x017F;talten in un&#x017F;erer Stadt, die<lb/>
ihnen förderlich werden konnten: Bücher&#x017F;ammlungen,<lb/>
Sammlungen von Werkzeugen und namentlich Orte,<lb/>
wo Ver&#x017F;uche gemacht wurden, die ich wegen meiner<lb/>
Unreifheit und wegen Mangel an Gelegenheit und<lb/>
Werkzeugen nie hätte ausführen können. Was ich<lb/>
an Büchern und überhaupt an Lehrmitteln brauchte,<lb/>
&#x017F;chaffte der Vater bereitwillig an.</p><lb/>
        <p>Ich war &#x017F;ehr eifrig und gab mich manchem einmal<lb/>
ergriffenen Gegen&#x017F;tande mit all der entzündeten Lu&#x017F;t<lb/>
hin, die der Jugend bei Lieblingsdingen eigen zu &#x017F;ein<lb/>
pflegt. Obwohl ich bei meinen Be&#x017F;uchen der öffent¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0039] ten hatte, weil man ſie zu jener Zeit eben als Grund¬ lage einer allgemeinen menſchlichen Bildung betrach¬ tete, nur ſuchte ich zum Theile mehr Ordnung in die¬ ſelben zu bringen, als bisher befolgt worden war, zum Theile ſuchte ich mich auch in jenem Fache auszudehnen, das mir mehr zuzuſagen begann. Auf dieſe Weiſe geſchah es, daß in dem Ganzen doch noch eine ziem¬ liche Ordnung herrſchte, da bei der Unbeſtimmtheit des ganzen Unternehmens die Gefahr ſehr nahe war, in die verſchiedenſten Dinge zerſplittert, und in die kleinſten Kleinlichkeiten verſchlagen zu werden. In Bezug auf die Fächer, die ich eben angefangen hatte, beſuchte ich auch Anſtalten in unſerer Stadt, die ihnen förderlich werden konnten: Bücherſammlungen, Sammlungen von Werkzeugen und namentlich Orte, wo Verſuche gemacht wurden, die ich wegen meiner Unreifheit und wegen Mangel an Gelegenheit und Werkzeugen nie hätte ausführen können. Was ich an Büchern und überhaupt an Lehrmitteln brauchte, ſchaffte der Vater bereitwillig an. Ich war ſehr eifrig und gab mich manchem einmal ergriffenen Gegenſtande mit all der entzündeten Luſt hin, die der Jugend bei Lieblingsdingen eigen zu ſein pflegt. Obwohl ich bei meinen Beſuchen der öffent¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/39
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/39>, abgerufen am 03.12.2024.