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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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lichen Anstalten zu körperlicher oder geistiger Ent¬
wickelung, ferner bei den Besuchen, welche Leute bei
uns oder welche wir bei ihnen machten, sehr viele
junge Leute kennen gelernt hatte, so war ich doch nie
dahin gekommen, so ausschließlich auf bloße Vergnü¬
gungen und noch dazu oft unbedeutende erpicht zu sein,
wie ich es bei der größten Zahl der jungen Leute ge¬
sehen hatte. Die Vergnügungen, die in unserem Hause
vorkamen, wenn wir Leute zum Besuche bei uns hatten,
waren auch immer ernsterer Art. Ich lernte auch viele
ältere Menschen kennen; aber ich achtete damals weni¬
ger darauf, weil es bei der Jugend Sitte ist, sich mit
lebhafter Betheiligung mehr an die anzuschließen, die
ihnen an Jahren näher stehen, und das, was an äl¬
teren Leuten befindlich ist, zu übersehen.

Als ich achtzehn Jahre alt war, gab mir der Vater
einen Theil meines Eigenthumes aus der Erbschaft
vom Großoheime zur Verwaltung. Ich hatte bis
dahin kein Geld zu regelmäßiger Gebarung gehabt,
sondern, wenn ich irgend etwas brauchte, kaufte es
der Vater, und zu Dingen von minderem Belange
gab mir der Vater das Geld, damit ich sie selber kaufe.
Auch zu Vergnügungen bekam ich gelegentlich kleine
Beträge. Von nun an aber, sagte der Vater, werde

lichen Anſtalten zu körperlicher oder geiſtiger Ent¬
wickelung, ferner bei den Beſuchen, welche Leute bei
uns oder welche wir bei ihnen machten, ſehr viele
junge Leute kennen gelernt hatte, ſo war ich doch nie
dahin gekommen, ſo ausſchließlich auf bloße Vergnü¬
gungen und noch dazu oft unbedeutende erpicht zu ſein,
wie ich es bei der größten Zahl der jungen Leute ge¬
ſehen hatte. Die Vergnügungen, die in unſerem Hauſe
vorkamen, wenn wir Leute zum Beſuche bei uns hatten,
waren auch immer ernſterer Art. Ich lernte auch viele
ältere Menſchen kennen; aber ich achtete damals weni¬
ger darauf, weil es bei der Jugend Sitte iſt, ſich mit
lebhafter Betheiligung mehr an die anzuſchließen, die
ihnen an Jahren näher ſtehen, und das, was an äl¬
teren Leuten befindlich iſt, zu überſehen.

Als ich achtzehn Jahre alt war, gab mir der Vater
einen Theil meines Eigenthumes aus der Erbſchaft
vom Großoheime zur Verwaltung. Ich hatte bis
dahin kein Geld zu regelmäßiger Gebarung gehabt,
ſondern, wenn ich irgend etwas brauchte, kaufte es
der Vater, und zu Dingen von minderem Belange
gab mir der Vater das Geld, damit ich ſie ſelber kaufe.
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Beträge. Von nun an aber, ſagte der Vater, werde

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[26/0040] lichen Anſtalten zu körperlicher oder geiſtiger Ent¬ wickelung, ferner bei den Beſuchen, welche Leute bei uns oder welche wir bei ihnen machten, ſehr viele junge Leute kennen gelernt hatte, ſo war ich doch nie dahin gekommen, ſo ausſchließlich auf bloße Vergnü¬ gungen und noch dazu oft unbedeutende erpicht zu ſein, wie ich es bei der größten Zahl der jungen Leute ge¬ ſehen hatte. Die Vergnügungen, die in unſerem Hauſe vorkamen, wenn wir Leute zum Beſuche bei uns hatten, waren auch immer ernſterer Art. Ich lernte auch viele ältere Menſchen kennen; aber ich achtete damals weni¬ ger darauf, weil es bei der Jugend Sitte iſt, ſich mit lebhafter Betheiligung mehr an die anzuſchließen, die ihnen an Jahren näher ſtehen, und das, was an äl¬ teren Leuten befindlich iſt, zu überſehen. Als ich achtzehn Jahre alt war, gab mir der Vater einen Theil meines Eigenthumes aus der Erbſchaft vom Großoheime zur Verwaltung. Ich hatte bis dahin kein Geld zu regelmäßiger Gebarung gehabt, ſondern, wenn ich irgend etwas brauchte, kaufte es der Vater, und zu Dingen von minderem Belange gab mir der Vater das Geld, damit ich ſie ſelber kaufe. Auch zu Vergnügungen bekam ich gelegentlich kleine Beträge. Von nun an aber, ſagte der Vater, werde

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/40>, abgerufen am 28.04.2024.