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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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"Ich danke dir, Mutter," erwiederte der Sohn,
"du bist recht gut, liebe Mutter, ich weiß jezt schon,
was es ist, und wie der Ziehvater ausspricht, werde
ich genau thun."

"So wird es gut sein," antwortete sie.

Nach dieser Rede waren alle aufgestanden.

"Du bist heuer zu sehr guter Zeit gekommen,
Mathilde," sagte mein Gastfreund, "keine einzige der
Rosen ist noch aufgebrochen; aber alle sind bereit
dazu."

Wir hatten uns während dieser Rede der Thür
genähert, und mein Gastfreund hatte mich gebethen,
bei der Gesellschaft zu bleiben.

Wir gingen bei dem grünen Gitter hinaus, und
gingen auf den Sandplaz vor dem Hause. Die Leute
mußten von diesem Vorgange schon unterrichtet sein;
denn ihrer zwei brachten einen geräumigen Lehnsessel,
und stellten ihn in einer gewissen Entfernung mit sei¬
ner Vorderseite gegen die Rosen.

Die Frau sezte sich in den Sessel, legte die Hände
in den Schoß, und betrachtete die Rosen.

Wir standen um sie. Natalie stand zu ihrer Lin¬
ken, neben dieser Gustav, mein Gastfreund stand
hinter dem Stuhle, und ich stellte mich, um nicht zu

„Ich danke dir, Mutter,“ erwiederte der Sohn,
„du biſt recht gut, liebe Mutter, ich weiß jezt ſchon,
was es iſt, und wie der Ziehvater ausſpricht, werde
ich genau thun.“

„So wird es gut ſein,“ antwortete ſie.

Nach dieſer Rede waren alle aufgeſtanden.

„Du biſt heuer zu ſehr guter Zeit gekommen,
Mathilde,“ ſagte mein Gaſtfreund, „keine einzige der
Roſen iſt noch aufgebrochen; aber alle ſind bereit
dazu.“

Wir hatten uns während dieſer Rede der Thür
genähert, und mein Gaſtfreund hatte mich gebethen,
bei der Geſellſchaft zu bleiben.

Wir gingen bei dem grünen Gitter hinaus, und
gingen auf den Sandplaz vor dem Hauſe. Die Leute
mußten von dieſem Vorgange ſchon unterrichtet ſein;
denn ihrer zwei brachten einen geräumigen Lehnſeſſel,
und ſtellten ihn in einer gewiſſen Entfernung mit ſei¬
ner Vorderſeite gegen die Roſen.

Die Frau ſezte ſich in den Seſſel, legte die Hände
in den Schoß, und betrachtete die Roſen.

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[381/0395] „Ich danke dir, Mutter,“ erwiederte der Sohn, „du biſt recht gut, liebe Mutter, ich weiß jezt ſchon, was es iſt, und wie der Ziehvater ausſpricht, werde ich genau thun.“ „So wird es gut ſein,“ antwortete ſie. Nach dieſer Rede waren alle aufgeſtanden. „Du biſt heuer zu ſehr guter Zeit gekommen, Mathilde,“ ſagte mein Gaſtfreund, „keine einzige der Roſen iſt noch aufgebrochen; aber alle ſind bereit dazu.“ Wir hatten uns während dieſer Rede der Thür genähert, und mein Gaſtfreund hatte mich gebethen, bei der Geſellſchaft zu bleiben. Wir gingen bei dem grünen Gitter hinaus, und gingen auf den Sandplaz vor dem Hauſe. Die Leute mußten von dieſem Vorgange ſchon unterrichtet ſein; denn ihrer zwei brachten einen geräumigen Lehnſeſſel, und ſtellten ihn in einer gewiſſen Entfernung mit ſei¬ ner Vorderſeite gegen die Roſen. Die Frau ſezte ſich in den Seſſel, legte die Hände in den Schoß, und betrachtete die Roſen. Wir ſtanden um ſie. Natalie ſtand zu ihrer Lin¬ ken, neben dieſer Guſtav, mein Gaſtfreund ſtand hinter dem Stuhle, und ich ſtellte mich, um nicht zu

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/395>, abgerufen am 22.11.2024.