Von dem Schreinerhause gingen wir in die Gärt¬ nerwohnung, wo die Frau ein Weilchen mit den alten Gärtnerleuten sprach.
Hierauf begaben wir uns in das Gewächshaus, zu den Ananas, zu den Cacteen und in den Garten.
Die Frau schien alle Stellen genau zu kennen; sie blickte mit Neugierde auf die Pläze, auf denen sie gewisse Blumen zu finden hoffte, sie suchte bekannte Vorrichtungen auf, und blickte sogar in Büsche, in denen etwa noch das Nest eines Vogels zu erwarten war. Wo sich etwas seit früher verändert hatte, be¬ merkte sie es, und fragte um die Ursache. So waren wir durch den ganzen Garten bis zu dem großen Kirschbaume und zu der Felderrast gekommen. Dort sprach sie noch etwas mit meinem Gastfreunde über die Ernte und über die Verhältnisse der Nachbarn.
Natalie sprach äußerst wenig.
Als wir in das Haus zurück gekommen waren, begaben wir uns, da das Mittagsmahl nahe war, auf unsere Zimmer. Mein Gastfreund sagte mir noch vorher, ich möge mich zum Mittagessen nicht umklei¬ den; es sei dieses in seinem Hause selbst bei Besu¬ chen von Fremden nicht Sitte, und ich würde nur auffallen.
Von dem Schreinerhauſe gingen wir in die Gärt¬ nerwohnung, wo die Frau ein Weilchen mit den alten Gärtnerleuten ſprach.
Hierauf begaben wir uns in das Gewächshaus, zu den Ananas, zu den Cacteen und in den Garten.
Die Frau ſchien alle Stellen genau zu kennen; ſie blickte mit Neugierde auf die Pläze, auf denen ſie gewiſſe Blumen zu finden hoffte, ſie ſuchte bekannte Vorrichtungen auf, und blickte ſogar in Büſche, in denen etwa noch das Neſt eines Vogels zu erwarten war. Wo ſich etwas ſeit früher verändert hatte, be¬ merkte ſie es, und fragte um die Urſache. So waren wir durch den ganzen Garten bis zu dem großen Kirſchbaume und zu der Felderraſt gekommen. Dort ſprach ſie noch etwas mit meinem Gaſtfreunde über die Ernte und über die Verhältniſſe der Nachbarn.
Natalie ſprach äußerſt wenig.
Als wir in das Haus zurück gekommen waren, begaben wir uns, da das Mittagsmahl nahe war, auf unſere Zimmer. Mein Gaſtfreund ſagte mir noch vorher, ich möge mich zum Mittageſſen nicht umklei¬ den; es ſei dieſes in ſeinem Hauſe ſelbſt bei Beſu¬ chen von Fremden nicht Sitte, und ich würde nur auffallen.
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Von dem Schreinerhauſe gingen wir in die Gärt¬
nerwohnung, wo die Frau ein Weilchen mit den alten
Gärtnerleuten ſprach.
Hierauf begaben wir uns in das Gewächshaus,
zu den Ananas, zu den Cacteen und in den Garten.
Die Frau ſchien alle Stellen genau zu kennen;
ſie blickte mit Neugierde auf die Pläze, auf denen ſie
gewiſſe Blumen zu finden hoffte, ſie ſuchte bekannte
Vorrichtungen auf, und blickte ſogar in Büſche, in
denen etwa noch das Neſt eines Vogels zu erwarten
war. Wo ſich etwas ſeit früher verändert hatte, be¬
merkte ſie es, und fragte um die Urſache. So waren
wir durch den ganzen Garten bis zu dem großen
Kirſchbaume und zu der Felderraſt gekommen. Dort
ſprach ſie noch etwas mit meinem Gaſtfreunde über
die Ernte und über die Verhältniſſe der Nachbarn.
Natalie ſprach äußerſt wenig.
Als wir in das Haus zurück gekommen waren,
begaben wir uns, da das Mittagsmahl nahe war,
auf unſere Zimmer. Mein Gaſtfreund ſagte mir noch
vorher, ich möge mich zum Mittageſſen nicht umklei¬
den; es ſei dieſes in ſeinem Hauſe ſelbſt bei Beſu¬
chen von Fremden nicht Sitte, und ich würde nur
auffallen.
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/397>, abgerufen am 22.11.2024.
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