Es war nun etwas wie eine Familie in dieses Haus gekommen, welcher Umstand mir die Wohnung mei¬ ner Eltern immer so lieb und angenehm gemacht hatte.
Das Essen war so einfach, wie es in allen Tagen gewesen war, die ich in dem Rosenhause zugebracht hatte.
Die Gespräche waren klar und ernst, und mein Gastfreund führte sie mit einer offenen Heiterkeit und Ruhe.
Nach dem Essen kam ein großer Korb, welchen Arabella, das Dienstmädchen Mathildens, welches mit den Frauen gekommen war, welches ich aber nicht mehr hatte aussteigen gesehen, herein gebracht hatte. Außer dem Korbe wurde auch ein Pack in grauem Papiere und mit schönen Schnüren zugeschnürt ge¬ bracht, und auf zwei Sessel gelegt, die an der Wand standen. In dem Korbe befanden sich die Geschenke, welche Mathilde den Leuten mitgebracht hatte, und welche jezt ausgepackt waren. Ich sah, daß diese Ge¬ schenkaustheilung gebräuchlich war, und öfter vor¬ kommen mußte. Das Gesinde kam herein, und jede der Personen erhielt etwas Geeignetes, sei es ein schwarzes seidnes Tuch für ein Mädchen oder eine Schürze oder ein Stoff auf ein Kleid, oder sei es für
Stifter, Nachsommer. I. 25
Es war nun etwas wie eine Familie in dieſes Haus gekommen, welcher Umſtand mir die Wohnung mei¬ ner Eltern immer ſo lieb und angenehm gemacht hatte.
Das Eſſen war ſo einfach, wie es in allen Tagen geweſen war, die ich in dem Roſenhauſe zugebracht hatte.
Die Geſpräche waren klar und ernſt, und mein Gaſtfreund führte ſie mit einer offenen Heiterkeit und Ruhe.
Nach dem Eſſen kam ein großer Korb, welchen Arabella, das Dienſtmädchen Mathildens, welches mit den Frauen gekommen war, welches ich aber nicht mehr hatte ausſteigen geſehen, herein gebracht hatte. Außer dem Korbe wurde auch ein Pack in grauem Papiere und mit ſchönen Schnüren zugeſchnürt ge¬ bracht, und auf zwei Seſſel gelegt, die an der Wand ſtanden. In dem Korbe befanden ſich die Geſchenke, welche Mathilde den Leuten mitgebracht hatte, und welche jezt ausgepackt waren. Ich ſah, daß dieſe Ge¬ ſchenkaustheilung gebräuchlich war, und öfter vor¬ kommen mußte. Das Geſinde kam herein, und jede der Perſonen erhielt etwas Geeignetes, ſei es ein ſchwarzes ſeidnes Tuch für ein Mädchen oder eine Schürze oder ein Stoff auf ein Kleid, oder ſei es für
Stifter, Nachſommer. I. 25
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Es war nun etwas wie eine Familie in dieſes Haus
gekommen, welcher Umſtand mir die Wohnung mei¬
ner Eltern immer ſo lieb und angenehm gemacht hatte.
Das Eſſen war ſo einfach, wie es in allen Tagen
geweſen war, die ich in dem Roſenhauſe zugebracht
hatte.
Die Geſpräche waren klar und ernſt, und mein
Gaſtfreund führte ſie mit einer offenen Heiterkeit und
Ruhe.
Nach dem Eſſen kam ein großer Korb, welchen
Arabella, das Dienſtmädchen Mathildens, welches
mit den Frauen gekommen war, welches ich aber nicht
mehr hatte ausſteigen geſehen, herein gebracht hatte.
Außer dem Korbe wurde auch ein Pack in grauem
Papiere und mit ſchönen Schnüren zugeſchnürt ge¬
bracht, und auf zwei Seſſel gelegt, die an der Wand
ſtanden. In dem Korbe befanden ſich die Geſchenke,
welche Mathilde den Leuten mitgebracht hatte, und
welche jezt ausgepackt waren. Ich ſah, daß dieſe Ge¬
ſchenkaustheilung gebräuchlich war, und öfter vor¬
kommen mußte. Das Geſinde kam herein, und jede
der Perſonen erhielt etwas Geeignetes, ſei es ein
ſchwarzes ſeidnes Tuch für ein Mädchen oder eine
Schürze oder ein Stoff auf ein Kleid, oder ſei es für
Stifter, Nachſommer. I. 25
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/399>, abgerufen am 21.11.2024.
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