einen Mann eine Reihe Silberknöpfe auf eine Weste oder eine glänzende Schnalle auf das Hutband oder eine zierliche Geldtasche. Der Gärtner empfing etwas, das in sehr feine Metallblätter gewickelt war. Ich vermuthete, daß es eine besondere Art von Schnupf¬ tabak sein müsse.
Als schon alles ausgetheilt war, als sich schon alle auf das Beste bedankt und aus dem Zimmer ent¬ fernt hatten, wies Mathilde auf den Pack, der noch immer auf den Sesseln lag, und sagte: "Gustav, komme her zu mir."
Der Jüngling stand auf, und ging um den Tisch herum zu ihr. Sie nahm ihn freundlich bei der Hand, und sagte: "Was noch da liegt, gehört dir. Du hast mich schon lange darum gebethen, und ich habe es dir lange versagen müssen, weil es noch nicht für dich war. Es sind Göthes Werke. Sie sind dein Eigen¬ thum. Vieles ist für das reifere Alter, ja für das reifste. Du kannst die Wahl nicht treffen, nach wel¬ cher du diese Bücher zur Hand nehmen, oder auf spä¬ tere Tage aufsparen sollst. Dein Ziehvater wird zu den vielen Wohlthaten, die er dir erwies, auch noch die fügen, daß er für dich wählt, und du wirst ihm
einen Mann eine Reihe Silberknöpfe auf eine Weſte oder eine glänzende Schnalle auf das Hutband oder eine zierliche Geldtaſche. Der Gärtner empfing etwas, das in ſehr feine Metallblätter gewickelt war. Ich vermuthete, daß es eine beſondere Art von Schnupf¬ tabak ſein müſſe.
Als ſchon alles ausgetheilt war, als ſich ſchon alle auf das Beſte bedankt und aus dem Zimmer ent¬ fernt hatten, wies Mathilde auf den Pack, der noch immer auf den Seſſeln lag, und ſagte: „Guſtav, komme her zu mir.“
Der Jüngling ſtand auf, und ging um den Tiſch herum zu ihr. Sie nahm ihn freundlich bei der Hand, und ſagte: „Was noch da liegt, gehört dir. Du haſt mich ſchon lange darum gebethen, und ich habe es dir lange verſagen müſſen, weil es noch nicht für dich war. Es ſind Göthes Werke. Sie ſind dein Eigen¬ thum. Vieles iſt für das reifere Alter, ja für das reifſte. Du kannſt die Wahl nicht treffen, nach wel¬ cher du dieſe Bücher zur Hand nehmen, oder auf ſpä¬ tere Tage aufſparen ſollſt. Dein Ziehvater wird zu den vielen Wohlthaten, die er dir erwies, auch noch die fügen, daß er für dich wählt, und du wirſt ihm
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einen Mann eine Reihe Silberknöpfe auf eine Weſte
oder eine glänzende Schnalle auf das Hutband oder
eine zierliche Geldtaſche. Der Gärtner empfing etwas,
das in ſehr feine Metallblätter gewickelt war. Ich
vermuthete, daß es eine beſondere Art von Schnupf¬
tabak ſein müſſe.
Als ſchon alles ausgetheilt war, als ſich ſchon
alle auf das Beſte bedankt und aus dem Zimmer ent¬
fernt hatten, wies Mathilde auf den Pack, der noch
immer auf den Seſſeln lag, und ſagte: „Guſtav,
komme her zu mir.“
Der Jüngling ſtand auf, und ging um den Tiſch
herum zu ihr. Sie nahm ihn freundlich bei der Hand,
und ſagte: „Was noch da liegt, gehört dir. Du haſt
mich ſchon lange darum gebethen, und ich habe es
dir lange verſagen müſſen, weil es noch nicht für dich
war. Es ſind Göthes Werke. Sie ſind dein Eigen¬
thum. Vieles iſt für das reifere Alter, ja für das
reifſte. Du kannſt die Wahl nicht treffen, nach wel¬
cher du dieſe Bücher zur Hand nehmen, oder auf ſpä¬
tere Tage aufſparen ſollſt. Dein Ziehvater wird zu
den vielen Wohlthaten, die er dir erwies, auch noch
die fügen, daß er für dich wählt, und du wirſt ihm
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/400>, abgerufen am 21.11.2024.
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