mir rieth, um von den Vorkenntnissen, die ich bereits hatte, ausgehen, und zu dem Höheren immer weiter streben zu können. Ich kaufte mir eine sehr große Schiefertafel, um auf ihr meine Arbeiten ausführen zu können. So saß ich nun in manchen Stunden, die zum Erlernen von Kenntnissen bestimmt waren, an meinem Tische, und rechnete. Ich ging den Gängen der Männer nach, welche die Gestaltungen dieser Wissenschaft nach und nach erfunden hatten, und von diesen Gestaltungen zu immer weiteren geführt wor¬ den waren. Ich sezte mir bestimmte Zeiträume fest, in welchen ich vom Weitergehen abließ, um das bis dahin Errungene wiederholen, und meinem Gedächt¬ nisse einprägen zu können, ehe ich zu ferneren Theilen vorwärts schritt. Die Bücher, welche ich nach und nach durchnehmen wollte, hatte ich in der Ordnung auf einem Bücherbrett aufgestellt. Ich war nach einer ver¬ hältnißmäßigen Zeit in ziemlich schwierige Abtheilungen des höheren Gebiethes dieser Wissenschaft vorgerückt.
Der Vater erlaubte mir endlich, zuweilen im Sommer eine Zeit hindurch entfernt von den Eltern auf irgend einem Punkte des Landes zu wohnen. Zum ersten Aufenthalte dieser Art wurde das Landhaus eines Freundes meines Vaters nicht gar ferne von der
mir rieth, um von den Vorkenntniſſen, die ich bereits hatte, ausgehen, und zu dem Höheren immer weiter ſtreben zu können. Ich kaufte mir eine ſehr große Schiefertafel, um auf ihr meine Arbeiten ausführen zu können. So ſaß ich nun in manchen Stunden, die zum Erlernen von Kenntniſſen beſtimmt waren, an meinem Tiſche, und rechnete. Ich ging den Gängen der Männer nach, welche die Geſtaltungen dieſer Wiſſenſchaft nach und nach erfunden hatten, und von dieſen Geſtaltungen zu immer weiteren geführt wor¬ den waren. Ich ſezte mir beſtimmte Zeiträume feſt, in welchen ich vom Weitergehen abließ, um das bis dahin Errungene wiederholen, und meinem Gedächt¬ niſſe einprägen zu können, ehe ich zu ferneren Theilen vorwärts ſchritt. Die Bücher, welche ich nach und nach durchnehmen wollte, hatte ich in der Ordnung auf einem Bücherbrett aufgeſtellt. Ich war nach einer ver¬ hältnißmäßigen Zeit in ziemlich ſchwierige Abtheilungen des höheren Gebiethes dieſer Wiſſenſchaft vorgerückt.
Der Vater erlaubte mir endlich, zuweilen im Sommer eine Zeit hindurch entfernt von den Eltern auf irgend einem Punkte des Landes zu wohnen. Zum erſten Aufenthalte dieſer Art wurde das Landhaus eines Freundes meines Vaters nicht gar ferne von der
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0044"n="30"/>
mir rieth, um von den Vorkenntniſſen, die ich bereits<lb/>
hatte, ausgehen, und zu dem Höheren immer weiter<lb/>ſtreben zu können. Ich kaufte mir eine ſehr große<lb/>
Schiefertafel, um auf ihr meine Arbeiten ausführen<lb/>
zu können. So ſaß ich nun in manchen Stunden, die<lb/>
zum Erlernen von Kenntniſſen beſtimmt waren, an<lb/>
meinem Tiſche, und rechnete. Ich ging den Gängen<lb/>
der Männer nach, welche die Geſtaltungen dieſer<lb/>
Wiſſenſchaft nach und nach erfunden hatten, und von<lb/>
dieſen Geſtaltungen zu immer weiteren geführt wor¬<lb/>
den waren. Ich ſezte mir beſtimmte Zeiträume feſt,<lb/>
in welchen ich vom Weitergehen abließ, um das bis<lb/>
dahin Errungene wiederholen, und meinem Gedächt¬<lb/>
niſſe einprägen zu können, ehe ich zu ferneren Theilen<lb/>
vorwärts ſchritt. Die Bücher, welche ich nach und<lb/>
nach durchnehmen wollte, hatte ich in der Ordnung auf<lb/>
einem Bücherbrett aufgeſtellt. Ich war nach einer ver¬<lb/>
hältnißmäßigen Zeit in ziemlich ſchwierige Abtheilungen<lb/>
des höheren Gebiethes dieſer Wiſſenſchaft vorgerückt.</p><lb/><p>Der Vater erlaubte mir endlich, zuweilen im<lb/>
Sommer eine Zeit hindurch entfernt von den Eltern<lb/>
auf irgend einem Punkte des Landes zu wohnen. Zum<lb/>
erſten Aufenthalte dieſer Art wurde das Landhaus<lb/>
eines Freundes meines Vaters nicht gar ferne von der<lb/></p></div></body></text></TEI>
[30/0044]
mir rieth, um von den Vorkenntniſſen, die ich bereits
hatte, ausgehen, und zu dem Höheren immer weiter
ſtreben zu können. Ich kaufte mir eine ſehr große
Schiefertafel, um auf ihr meine Arbeiten ausführen
zu können. So ſaß ich nun in manchen Stunden, die
zum Erlernen von Kenntniſſen beſtimmt waren, an
meinem Tiſche, und rechnete. Ich ging den Gängen
der Männer nach, welche die Geſtaltungen dieſer
Wiſſenſchaft nach und nach erfunden hatten, und von
dieſen Geſtaltungen zu immer weiteren geführt wor¬
den waren. Ich ſezte mir beſtimmte Zeiträume feſt,
in welchen ich vom Weitergehen abließ, um das bis
dahin Errungene wiederholen, und meinem Gedächt¬
niſſe einprägen zu können, ehe ich zu ferneren Theilen
vorwärts ſchritt. Die Bücher, welche ich nach und
nach durchnehmen wollte, hatte ich in der Ordnung auf
einem Bücherbrett aufgeſtellt. Ich war nach einer ver¬
hältnißmäßigen Zeit in ziemlich ſchwierige Abtheilungen
des höheren Gebiethes dieſer Wiſſenſchaft vorgerückt.
Der Vater erlaubte mir endlich, zuweilen im
Sommer eine Zeit hindurch entfernt von den Eltern
auf irgend einem Punkte des Landes zu wohnen. Zum
erſten Aufenthalte dieſer Art wurde das Landhaus
eines Freundes meines Vaters nicht gar ferne von der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/44>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.