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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Stadt erwählt. Ich erhielt ein Zimmerchen in dem
obersten Theile des Hauses, dessen Fenster auf die
nahen Weinberge und zwischen ihren Senkungen durch
auf die entfernten Gebirge gingen. Die Frau des
Hauses gab mir in sehr kurzen Zwischenzeiten immer
erneuerte schneeweiße Fenstervorhänge. Sehr oft ka¬
men die Eltern heraus, besuchten mich und brachten
den Tag auf dem Lande zu. Sehr oft ging ich auch
zu ihnen in die Stadt, und blieb manchmal sogar
über Nacht in ihrem Hause.

Der zweite Aufenthalt im nächst darauf folgenden
Sommer war viel weiter von der Stadt entfernt in
dem Hause eines Landmanns. Man hat häufig in
den Häusern unserer Landleute, in welchen alle Wohn¬
stuben und andere Räumlichkeiten ebenerdig sind,
doch noch ein Geschoß über diesen Räumlichkeiten, in
welchem sich ein oder mehrere Gemächer befinden.
Unter diesen Gemächern ist auch die sogenannte
obere Stube. Häufig ist sie blos das einzige Ge¬
mach des ersten Geschosses. Die obere Stube ist
gewissermaßen das Prunkzimmer. In ihr stehen die
schöneren Betten des Hauses, gewöhnlich zwei, in ihr
stehen die Schreine mit den schönen Kleidern, in ihr
hängen die Scheiben- und Jagdgewehre des Mannes,

Stadt erwählt. Ich erhielt ein Zimmerchen in dem
oberſten Theile des Hauſes, deſſen Fenſter auf die
nahen Weinberge und zwiſchen ihren Senkungen durch
auf die entfernten Gebirge gingen. Die Frau des
Hauſes gab mir in ſehr kurzen Zwiſchenzeiten immer
erneuerte ſchneeweiße Fenſtervorhänge. Sehr oft ka¬
men die Eltern heraus, beſuchten mich und brachten
den Tag auf dem Lande zu. Sehr oft ging ich auch
zu ihnen in die Stadt, und blieb manchmal ſogar
über Nacht in ihrem Hauſe.

Der zweite Aufenthalt im nächſt darauf folgenden
Sommer war viel weiter von der Stadt entfernt in
dem Hauſe eines Landmanns. Man hat häufig in
den Häuſern unſerer Landleute, in welchen alle Wohn¬
ſtuben und andere Räumlichkeiten ebenerdig ſind,
doch noch ein Geſchoß über dieſen Räumlichkeiten, in
welchem ſich ein oder mehrere Gemächer befinden.
Unter dieſen Gemächern iſt auch die ſogenannte
obere Stube. Häufig iſt ſie blos das einzige Ge¬
mach des erſten Geſchoſſes. Die obere Stube iſt
gewiſſermaßen das Prunkzimmer. In ihr ſtehen die
ſchöneren Betten des Hauſes, gewöhnlich zwei, in ihr
ſtehen die Schreine mit den ſchönen Kleidern, in ihr
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[31/0045] Stadt erwählt. Ich erhielt ein Zimmerchen in dem oberſten Theile des Hauſes, deſſen Fenſter auf die nahen Weinberge und zwiſchen ihren Senkungen durch auf die entfernten Gebirge gingen. Die Frau des Hauſes gab mir in ſehr kurzen Zwiſchenzeiten immer erneuerte ſchneeweiße Fenſtervorhänge. Sehr oft ka¬ men die Eltern heraus, beſuchten mich und brachten den Tag auf dem Lande zu. Sehr oft ging ich auch zu ihnen in die Stadt, und blieb manchmal ſogar über Nacht in ihrem Hauſe. Der zweite Aufenthalt im nächſt darauf folgenden Sommer war viel weiter von der Stadt entfernt in dem Hauſe eines Landmanns. Man hat häufig in den Häuſern unſerer Landleute, in welchen alle Wohn¬ ſtuben und andere Räumlichkeiten ebenerdig ſind, doch noch ein Geſchoß über dieſen Räumlichkeiten, in welchem ſich ein oder mehrere Gemächer befinden. Unter dieſen Gemächern iſt auch die ſogenannte obere Stube. Häufig iſt ſie blos das einzige Ge¬ mach des erſten Geſchoſſes. Die obere Stube iſt gewiſſermaßen das Prunkzimmer. In ihr ſtehen die ſchöneren Betten des Hauſes, gewöhnlich zwei, in ihr ſtehen die Schreine mit den ſchönen Kleidern, in ihr hängen die Scheiben- und Jagdgewehre des Mannes,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/45>, abgerufen am 21.11.2024.