durch das Wandern wieder hungrig geworden. Ich genoß daher von dem Aufgesezten.
Mein Beherberger sezte sich zu mir, leistete mir Gesellschaft, aß und trank aber nichts.
Da ich fertig war, und die Eßgeräthe hingelegt hatte, both er mir an, wenn ich nicht zu müde sei, mich in den Garten zu führen.
Ich nahm es an.
Er läutete wieder mit dem Glöcklein, um den Be¬ fehl zu geben, daß man abräume, und führte mich nun nicht durch den Gang, durch welchen wir herein gekommen waren, sondern durch einen mit gewöhn¬ lichen Steinen gepflasterten in den Garten. Er hatte jezt ein kleines Häubchen von durchbrochener Arbeit auf seinen weißen Haaren, wie man sie gerne Kindern aufsezt, um ihre Locken gleichsam wie in einem Neze einzufangen.
Als wir in das Freie kamen, sah ich, daß, wäh¬ rend ich aß, die Sonne auf das Haus zu scheinen aufgehört hatte, sie war von der Gewitterwand über¬ holt worden. Auf dem Garten so wie auf der Gegend lag der warme trockene Schatten, wie er bei solchen Gelegenheiten immer erscheint. Aber die Gewitter¬ wand hatte sich während meines Aufenthaltes in dem
durch das Wandern wieder hungrig geworden. Ich genoß daher von dem Aufgeſezten.
Mein Beherberger ſezte ſich zu mir, leiſtete mir Geſellſchaft, aß und trank aber nichts.
Da ich fertig war, und die Eßgeräthe hingelegt hatte, both er mir an, wenn ich nicht zu müde ſei, mich in den Garten zu führen.
Ich nahm es an.
Er läutete wieder mit dem Glöcklein, um den Be¬ fehl zu geben, daß man abräume, und führte mich nun nicht durch den Gang, durch welchen wir herein gekommen waren, ſondern durch einen mit gewöhn¬ lichen Steinen gepflaſterten in den Garten. Er hatte jezt ein kleines Häubchen von durchbrochener Arbeit auf ſeinen weißen Haaren, wie man ſie gerne Kindern aufſezt, um ihre Locken gleichſam wie in einem Neze einzufangen.
Als wir in das Freie kamen, ſah ich, daß, wäh¬ rend ich aß, die Sonne auf das Haus zu ſcheinen aufgehört hatte, ſie war von der Gewitterwand über¬ holt worden. Auf dem Garten ſo wie auf der Gegend lag der warme trockene Schatten, wie er bei ſolchen Gelegenheiten immer erſcheint. Aber die Gewitter¬ wand hatte ſich während meines Aufenthaltes in dem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0096"n="82"/>
durch das Wandern wieder hungrig geworden. Ich<lb/>
genoß daher von dem Aufgeſezten.</p><lb/><p>Mein Beherberger ſezte ſich zu mir, leiſtete mir<lb/>
Geſellſchaft, aß und trank aber nichts.</p><lb/><p>Da ich fertig war, und die Eßgeräthe hingelegt<lb/>
hatte, both er mir an, wenn ich nicht zu müde ſei,<lb/>
mich in den Garten zu führen.</p><lb/><p>Ich nahm es an.</p><lb/><p>Er läutete wieder mit dem Glöcklein, um den Be¬<lb/>
fehl zu geben, daß man abräume, und führte mich<lb/>
nun nicht durch den Gang, durch welchen wir herein<lb/>
gekommen waren, ſondern durch einen mit gewöhn¬<lb/>
lichen Steinen gepflaſterten in den Garten. Er hatte<lb/>
jezt ein kleines Häubchen von durchbrochener Arbeit<lb/>
auf ſeinen weißen Haaren, wie man ſie gerne Kindern<lb/>
aufſezt, um ihre Locken gleichſam wie in einem Neze<lb/>
einzufangen.</p><lb/><p>Als wir in das Freie kamen, ſah ich, daß, wäh¬<lb/>
rend ich aß, die Sonne auf das Haus zu ſcheinen<lb/>
aufgehört hatte, ſie war von der Gewitterwand über¬<lb/>
holt worden. Auf dem Garten ſo wie auf der Gegend<lb/>
lag der warme trockene Schatten, wie er bei ſolchen<lb/>
Gelegenheiten immer erſcheint. Aber die Gewitter¬<lb/>
wand hatte ſich während meines Aufenthaltes in dem<lb/></p></div></body></text></TEI>
[82/0096]
durch das Wandern wieder hungrig geworden. Ich
genoß daher von dem Aufgeſezten.
Mein Beherberger ſezte ſich zu mir, leiſtete mir
Geſellſchaft, aß und trank aber nichts.
Da ich fertig war, und die Eßgeräthe hingelegt
hatte, both er mir an, wenn ich nicht zu müde ſei,
mich in den Garten zu führen.
Ich nahm es an.
Er läutete wieder mit dem Glöcklein, um den Be¬
fehl zu geben, daß man abräume, und führte mich
nun nicht durch den Gang, durch welchen wir herein
gekommen waren, ſondern durch einen mit gewöhn¬
lichen Steinen gepflaſterten in den Garten. Er hatte
jezt ein kleines Häubchen von durchbrochener Arbeit
auf ſeinen weißen Haaren, wie man ſie gerne Kindern
aufſezt, um ihre Locken gleichſam wie in einem Neze
einzufangen.
Als wir in das Freie kamen, ſah ich, daß, wäh¬
rend ich aß, die Sonne auf das Haus zu ſcheinen
aufgehört hatte, ſie war von der Gewitterwand über¬
holt worden. Auf dem Garten ſo wie auf der Gegend
lag der warme trockene Schatten, wie er bei ſolchen
Gelegenheiten immer erſcheint. Aber die Gewitter¬
wand hatte ſich während meines Aufenthaltes in dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/96>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.