den ich ihm gebracht hatte, dessen Schönheit ich ganz gewiß zu beurtheilen verstand, und der ihm selber viele Freude gemacht zu haben schien, etwas verferti¬ gen zu lassen. Ich konnte auch den Marmor in dem Rosenhause gar nicht auffinden. Er war in dem Vor¬ rathshause gelegen, wo sich auch öfter Steine von mir befunden hatten. Jezt war er nicht mehr dort. War er, um nicht Verlezungen zu erfahren, in einen anderen sichereren Ort gebracht worden, oder hatte man ihn doch irgendwohin gesendet, wo an ihm ge¬ arbeitet wurde? Das Lezte war nicht denkbar, da mein Gastfreund alle Dinge aus Holz und Stein in seinem Hause arbeiten ließ, wozu auch nicht nur die Vorrichtungen und Werkzeuge vorhanden waren, son¬ dern wohin auch zu jeder Zeit die etwa noch man¬ gelnden Arbeitskräfte gezogen werden können.
Ich machte eines Tages eine Reise in das Lauter¬ thal, und hielt mich einige Zeit in demselben auf. Es war nicht, um meine gewöhnliche Beschäftigung dort vorzunehmen, sondern um nach den Arbeiten mit meinem Marmor zu sehen. In der Nähe des Ahorn¬ gasthauses -- etwa zwei Wegestunden von demselben entfernt -- befand sich die Anstalt, in welcher Marmor gesägt und geschliffen wurde, und in welcher man ver¬
den ich ihm gebracht hatte, deſſen Schönheit ich ganz gewiß zu beurtheilen verſtand, und der ihm ſelber viele Freude gemacht zu haben ſchien, etwas verferti¬ gen zu laſſen. Ich konnte auch den Marmor in dem Roſenhauſe gar nicht auffinden. Er war in dem Vor¬ rathshauſe gelegen, wo ſich auch öfter Steine von mir befunden hatten. Jezt war er nicht mehr dort. War er, um nicht Verlezungen zu erfahren, in einen anderen ſichereren Ort gebracht worden, oder hatte man ihn doch irgendwohin geſendet, wo an ihm ge¬ arbeitet wurde? Das Lezte war nicht denkbar, da mein Gaſtfreund alle Dinge aus Holz und Stein in ſeinem Hauſe arbeiten ließ, wozu auch nicht nur die Vorrichtungen und Werkzeuge vorhanden waren, ſon¬ dern wohin auch zu jeder Zeit die etwa noch man¬ gelnden Arbeitskräfte gezogen werden können.
Ich machte eines Tages eine Reiſe in das Lauter¬ thal, und hielt mich einige Zeit in demſelben auf. Es war nicht, um meine gewöhnliche Beſchäftigung dort vorzunehmen, ſondern um nach den Arbeiten mit meinem Marmor zu ſehen. In der Nähe des Ahorn¬ gaſthauſes — etwa zwei Wegeſtunden von demſelben entfernt — befand ſich die Anſtalt, in welcher Marmor geſägt und geſchliffen wurde, und in welcher man ver¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0185"n="171"/>
den ich ihm gebracht hatte, deſſen Schönheit ich ganz<lb/>
gewiß zu beurtheilen verſtand, und der ihm ſelber<lb/>
viele Freude gemacht zu haben ſchien, etwas verferti¬<lb/>
gen zu laſſen. Ich konnte auch den Marmor in dem<lb/>
Roſenhauſe gar nicht auffinden. Er war in dem Vor¬<lb/>
rathshauſe gelegen, wo ſich auch öfter Steine von<lb/>
mir befunden hatten. Jezt war er nicht mehr dort.<lb/>
War er, um nicht Verlezungen zu erfahren, in einen<lb/>
anderen ſichereren Ort gebracht worden, oder hatte<lb/>
man ihn doch irgendwohin geſendet, wo an ihm ge¬<lb/>
arbeitet wurde? Das Lezte war nicht denkbar, da<lb/>
mein Gaſtfreund alle Dinge aus Holz und Stein in<lb/>ſeinem Hauſe arbeiten ließ, wozu auch nicht nur die<lb/>
Vorrichtungen und Werkzeuge vorhanden waren, ſon¬<lb/>
dern wohin auch zu jeder Zeit die etwa noch man¬<lb/>
gelnden Arbeitskräfte gezogen werden können.</p><lb/><p>Ich machte eines Tages eine Reiſe in das Lauter¬<lb/>
thal, und hielt mich einige Zeit in demſelben auf.<lb/>
Es war nicht, um meine gewöhnliche Beſchäftigung<lb/>
dort vorzunehmen, ſondern um nach den Arbeiten mit<lb/>
meinem Marmor zu ſehen. In der Nähe des Ahorn¬<lb/>
gaſthauſes — etwa zwei Wegeſtunden von demſelben<lb/>
entfernt — befand ſich die Anſtalt, in welcher Marmor<lb/>
geſägt und geſchliffen wurde, und in welcher man ver¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[171/0185]
den ich ihm gebracht hatte, deſſen Schönheit ich ganz
gewiß zu beurtheilen verſtand, und der ihm ſelber
viele Freude gemacht zu haben ſchien, etwas verferti¬
gen zu laſſen. Ich konnte auch den Marmor in dem
Roſenhauſe gar nicht auffinden. Er war in dem Vor¬
rathshauſe gelegen, wo ſich auch öfter Steine von
mir befunden hatten. Jezt war er nicht mehr dort.
War er, um nicht Verlezungen zu erfahren, in einen
anderen ſichereren Ort gebracht worden, oder hatte
man ihn doch irgendwohin geſendet, wo an ihm ge¬
arbeitet wurde? Das Lezte war nicht denkbar, da
mein Gaſtfreund alle Dinge aus Holz und Stein in
ſeinem Hauſe arbeiten ließ, wozu auch nicht nur die
Vorrichtungen und Werkzeuge vorhanden waren, ſon¬
dern wohin auch zu jeder Zeit die etwa noch man¬
gelnden Arbeitskräfte gezogen werden können.
Ich machte eines Tages eine Reiſe in das Lauter¬
thal, und hielt mich einige Zeit in demſelben auf.
Es war nicht, um meine gewöhnliche Beſchäftigung
dort vorzunehmen, ſondern um nach den Arbeiten mit
meinem Marmor zu ſehen. In der Nähe des Ahorn¬
gaſthauſes — etwa zwei Wegeſtunden von demſelben
entfernt — befand ſich die Anſtalt, in welcher Marmor
geſägt und geſchliffen wurde, und in welcher man ver¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/185>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.