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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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sen war, und es ziemlich vernachlässigt hatte. Vor
ihm war es im Besize einer Verwandten gewesen,
deren Großvater es gekauft hatte. In der Zeit vorher
war ein häufiger Wechsel der Eigenthümer gewesen,
und das Gut war sehr herab gekommen. Mathilde
fing damit an, daß sie die zum Schlosse gehörigen
Unterthanen, welche Zehnte und Gaben in dasselbe zu
entrichten hatten, gegen ein vereinbartes Entgelt für
alle Zeiten von ihren Pflichten entband, und sie zu
unbeschränkten Eigenthümern auf ihrem Grunde
machte. Das zweite, was sie that, bestand darin, daß
sie die Liegenschaften des Schlosses selber zu bewirth¬
schaften begann, daß sie einen geschlossenen Haus¬
stand von Gesinde und ihrer eigenen Familie begrün¬
dete, und mit diesem Hausstande lebte. Sie richtete
den Meierhof zurecht, und brachte mit Hilfe thätiger
Leute, die sie aufnahm, die Felder die Wiesen und
Wälder in einen besseren Stand. Die schönen Zeilen
von Obstbäumen, welche durch die Fluren liefen, und
die mir bei meinem ersten Aufenthalte schon so sehr ge¬
fallen hatten, waren von ihr selber gepflanzt, und wenn
sie gute selbst ziemlich erwachsene Obstbäume irgendwo
erhalten konnte, so scheute sie nicht die Zeit und den
Aufwand, sie bringen und auf ihren Grund sezen

ſen war, und es ziemlich vernachläſſigt hatte. Vor
ihm war es im Beſize einer Verwandten geweſen,
deren Großvater es gekauft hatte. In der Zeit vorher
war ein häufiger Wechſel der Eigenthümer geweſen,
und das Gut war ſehr herab gekommen. Mathilde
fing damit an, daß ſie die zum Schloſſe gehörigen
Unterthanen, welche Zehnte und Gaben in dasſelbe zu
entrichten hatten, gegen ein vereinbartes Entgelt für
alle Zeiten von ihren Pflichten entband, und ſie zu
unbeſchränkten Eigenthümern auf ihrem Grunde
machte. Das zweite, was ſie that, beſtand darin, daß
ſie die Liegenſchaften des Schloſſes ſelber zu bewirth¬
ſchaften begann, daß ſie einen geſchloſſenen Haus¬
ſtand von Geſinde und ihrer eigenen Familie begrün¬
dete, und mit dieſem Hausſtande lebte. Sie richtete
den Meierhof zurecht, und brachte mit Hilfe thätiger
Leute, die ſie aufnahm, die Felder die Wieſen und
Wälder in einen beſſeren Stand. Die ſchönen Zeilen
von Obſtbäumen, welche durch die Fluren liefen, und
die mir bei meinem erſten Aufenthalte ſchon ſo ſehr ge¬
fallen hatten, waren von ihr ſelber gepflanzt, und wenn
ſie gute ſelbſt ziemlich erwachſene Obſtbäume irgendwo
erhalten konnte, ſo ſcheute ſie nicht die Zeit und den
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[184/0198] ſen war, und es ziemlich vernachläſſigt hatte. Vor ihm war es im Beſize einer Verwandten geweſen, deren Großvater es gekauft hatte. In der Zeit vorher war ein häufiger Wechſel der Eigenthümer geweſen, und das Gut war ſehr herab gekommen. Mathilde fing damit an, daß ſie die zum Schloſſe gehörigen Unterthanen, welche Zehnte und Gaben in dasſelbe zu entrichten hatten, gegen ein vereinbartes Entgelt für alle Zeiten von ihren Pflichten entband, und ſie zu unbeſchränkten Eigenthümern auf ihrem Grunde machte. Das zweite, was ſie that, beſtand darin, daß ſie die Liegenſchaften des Schloſſes ſelber zu bewirth¬ ſchaften begann, daß ſie einen geſchloſſenen Haus¬ ſtand von Geſinde und ihrer eigenen Familie begrün¬ dete, und mit dieſem Hausſtande lebte. Sie richtete den Meierhof zurecht, und brachte mit Hilfe thätiger Leute, die ſie aufnahm, die Felder die Wieſen und Wälder in einen beſſeren Stand. Die ſchönen Zeilen von Obſtbäumen, welche durch die Fluren liefen, und die mir bei meinem erſten Aufenthalte ſchon ſo ſehr ge¬ fallen hatten, waren von ihr ſelber gepflanzt, und wenn ſie gute ſelbſt ziemlich erwachſene Obſtbäume irgendwo erhalten konnte, ſo ſcheute ſie nicht die Zeit und den Aufwand, ſie bringen und auf ihren Grund ſezen

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/198>, abgerufen am 21.11.2024.