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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Mit diesen Worten gingen wir in das Speise¬
zimmer.

Nach dem Essen wurde ich von Gustav in meine
Wohnung geleitet, die immer in reinlichem Stande
gehalten wurde, und die jezt von einem schwachen
Feuer wohlthätig erwärmt war. Mir that eine Ruhe
etwas noth, und die mäßige Wärme erquickte meine
Glieder.

Im Laufe des Nachmittages sagte mein Gast¬
freund zu mir: "Es ist nie ein so schöner Spätherbst
gewesen als heuer, meine Witterungsbücher weisen
keinen solchen seit meinem Hiersein aus, und es sind
alle Anzeichen vorhanden, daß dieser Zustand noch
mehrere Tage dauern wird. Nirgends aber sind solche
klare Spätherbsttage schöner als in unseren nördlichen
Hochlanden. Während nicht selten in der Tiefe Mor¬
gennebel liegen, ja der Strom täglich in seinem Thale
Morgens den Nebelstreifen führt, schaut auf die
Häupter des Hochlandes der wolkenlose Himmel
herab, und geht über sie eine reine Sonne auf, die
sie auch den ganzen Tag hindurch nicht verläßt.
Darum ist es auch in dieser Jahreszeit in den Hoch¬
landen verhältnißmäßig warm, und während die
rauhen Nebel in der Tiefgegend schon die Blätter

Mit dieſen Worten gingen wir in das Speiſe¬
zimmer.

Nach dem Eſſen wurde ich von Guſtav in meine
Wohnung geleitet, die immer in reinlichem Stande
gehalten wurde, und die jezt von einem ſchwachen
Feuer wohlthätig erwärmt war. Mir that eine Ruhe
etwas noth, und die mäßige Wärme erquickte meine
Glieder.

Im Laufe des Nachmittages ſagte mein Gaſt¬
freund zu mir: „Es iſt nie ein ſo ſchöner Spätherbſt
geweſen als heuer, meine Witterungsbücher weiſen
keinen ſolchen ſeit meinem Hierſein aus, und es ſind
alle Anzeichen vorhanden, daß dieſer Zuſtand noch
mehrere Tage dauern wird. Nirgends aber ſind ſolche
klare Spätherbſttage ſchöner als in unſeren nördlichen
Hochlanden. Während nicht ſelten in der Tiefe Mor¬
gennebel liegen, ja der Strom täglich in ſeinem Thale
Morgens den Nebelſtreifen führt, ſchaut auf die
Häupter des Hochlandes der wolkenloſe Himmel
herab, und geht über ſie eine reine Sonne auf, die
ſie auch den ganzen Tag hindurch nicht verläßt.
Darum iſt es auch in dieſer Jahreszeit in den Hoch¬
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rauhen Nebel in der Tiefgegend ſchon die Blätter

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[204/0218] Mit dieſen Worten gingen wir in das Speiſe¬ zimmer. Nach dem Eſſen wurde ich von Guſtav in meine Wohnung geleitet, die immer in reinlichem Stande gehalten wurde, und die jezt von einem ſchwachen Feuer wohlthätig erwärmt war. Mir that eine Ruhe etwas noth, und die mäßige Wärme erquickte meine Glieder. Im Laufe des Nachmittages ſagte mein Gaſt¬ freund zu mir: „Es iſt nie ein ſo ſchöner Spätherbſt geweſen als heuer, meine Witterungsbücher weiſen keinen ſolchen ſeit meinem Hierſein aus, und es ſind alle Anzeichen vorhanden, daß dieſer Zuſtand noch mehrere Tage dauern wird. Nirgends aber ſind ſolche klare Spätherbſttage ſchöner als in unſeren nördlichen Hochlanden. Während nicht ſelten in der Tiefe Mor¬ gennebel liegen, ja der Strom täglich in ſeinem Thale Morgens den Nebelſtreifen führt, ſchaut auf die Häupter des Hochlandes der wolkenloſe Himmel herab, und geht über ſie eine reine Sonne auf, die ſie auch den ganzen Tag hindurch nicht verläßt. Darum iſt es auch in dieſer Jahreszeit in den Hoch¬ landen verhältnißmäßig warm, und während die rauhen Nebel in der Tiefgegend ſchon die Blätter

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/218>, abgerufen am 21.11.2024.