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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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wiederte er mit einer durch Bewegung ergriffenen
Stimme.

Dann gingen wir näher, um sie zu betrachten.
Es waren in der That lauter alte Gemälde, keines
von besonders großen Abmessungen keines von kunst¬
widriger Kleinheit. Ich that die Bemerkung, daß er
keine neuen Bilder habe.

"Es hat sich so gefügt," sagte er, "ich habe schon
einige der hier befindlichen Stücke von deinem Gro߬
vater, der auch ein Freund von solchen Dingen war,
geerbt, und anderes habe ich gelegentlich erworben.
Die mittelalterliche Kunst steht wohl höher als die
neue. In ihr ist ein größerer Reichthum schöner
Werke vorhanden als in der neuen, es ist daher leich¬
ter möglich, ein fehlerfreies altes Bild zu erwerben
als ein neues. Wer Bilder unserer Zeiten liebt, gibt
solche, die an Schönheit keinen Tadel verdienen, nicht
zum Kaufe, sie sind daher nicht leicht zu erhalten.
Bilder, die von Anfängern oder von solchen herrüh¬
ren, die schwach in der Kunst sind, stehen leicht und
an vielen Orten theils von den Künstlern theils von
Händlern, wie es auch in früheren Zeiten gewesen
sein wird, zum Kaufen. Zu diesen konnte ich nie eine
Neigung fassen, daher ist es gekommen, daß ich lauter

wiederte er mit einer durch Bewegung ergriffenen
Stimme.

Dann gingen wir näher, um ſie zu betrachten.
Es waren in der That lauter alte Gemälde, keines
von beſonders großen Abmeſſungen keines von kunſt¬
widriger Kleinheit. Ich that die Bemerkung, daß er
keine neuen Bilder habe.

„Es hat ſich ſo gefügt,“ ſagte er, „ich habe ſchon
einige der hier befindlichen Stücke von deinem Gro߬
vater, der auch ein Freund von ſolchen Dingen war,
geerbt, und anderes habe ich gelegentlich erworben.
Die mittelalterliche Kunſt ſteht wohl höher als die
neue. In ihr iſt ein größerer Reichthum ſchöner
Werke vorhanden als in der neuen, es iſt daher leich¬
ter möglich, ein fehlerfreies altes Bild zu erwerben
als ein neues. Wer Bilder unſerer Zeiten liebt, gibt
ſolche, die an Schönheit keinen Tadel verdienen, nicht
zum Kaufe, ſie ſind daher nicht leicht zu erhalten.
Bilder, die von Anfängern oder von ſolchen herrüh¬
ren, die ſchwach in der Kunſt ſind, ſtehen leicht und
an vielen Orten theils von den Künſtlern theils von
Händlern, wie es auch in früheren Zeiten geweſen
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[233/0247] wiederte er mit einer durch Bewegung ergriffenen Stimme. Dann gingen wir näher, um ſie zu betrachten. Es waren in der That lauter alte Gemälde, keines von beſonders großen Abmeſſungen keines von kunſt¬ widriger Kleinheit. Ich that die Bemerkung, daß er keine neuen Bilder habe. „Es hat ſich ſo gefügt,“ ſagte er, „ich habe ſchon einige der hier befindlichen Stücke von deinem Gro߬ vater, der auch ein Freund von ſolchen Dingen war, geerbt, und anderes habe ich gelegentlich erworben. Die mittelalterliche Kunſt ſteht wohl höher als die neue. In ihr iſt ein größerer Reichthum ſchöner Werke vorhanden als in der neuen, es iſt daher leich¬ ter möglich, ein fehlerfreies altes Bild zu erwerben als ein neues. Wer Bilder unſerer Zeiten liebt, gibt ſolche, die an Schönheit keinen Tadel verdienen, nicht zum Kaufe, ſie ſind daher nicht leicht zu erhalten. Bilder, die von Anfängern oder von ſolchen herrüh¬ ren, die ſchwach in der Kunſt ſind, ſtehen leicht und an vielen Orten theils von den Künſtlern theils von Händlern, wie es auch in früheren Zeiten geweſen ſein wird, zum Kaufen. Zu dieſen konnte ich nie eine Neigung faſſen, daher iſt es gekommen, daß ich lauter

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/247>, abgerufen am 21.11.2024.