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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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sind, Entwürfe für Edelsteinfassungen auszuarbeiten,
es müßte denn dies eine besondere Liebhaberei sein;
und wenn sie es thun, so kömmt die Fassung sehr
theuer. Deßhalb muß man zu geringeren Künstlern
seine Zuflucht nehmen, welche dann auch wieder ge¬
ringere Entwürfe liefern. Wir haben die Sache in
unserer Handelsstube ganz im Klaren. Wir versu¬
chen auch von Zeit zu Zeit ein wirkliches Kunstwerk
in Perlen und edlen Steinen darzustellen, und war¬
ten, ob ein Kenner komme, und es übernehme; denn
der Leute, welche Edelsteine brauchen, sind viel mehr,
als welche Kunstdinge suchen. Solche Werke in gro¬
ßer Zahl ausführen zu lassen hindert uns der Man¬
gel an zahlreichen trefflichen Entwürfen und der
Mangel an Käufern, da der Juwelenverkauf doch
endlich unser Erwerb ist. Da unsere gewöhnlichen
Kunden aber doch so viel Geschmack haben, daß sie
eine unedle Fassung beleidigen würde, so wählen wir
den natürlichsten Weg, die Fassung im Stoffe edel
und in der Gestalt auf das Einfachste zu machen,
so daß die Schönheit der Steine oder der Perlen
allein es ist, was herrscht, und der Anker, an dem es
haftet, sich verbirgt. Was deinen Gedanken von mit¬
telalterlichen Gestaltungen anbelangt, so ist er nicht

ſind, Entwürfe für Edelſteinfaſſungen auszuarbeiten,
es müßte denn dies eine beſondere Liebhaberei ſein;
und wenn ſie es thun, ſo kömmt die Faſſung ſehr
theuer. Deßhalb muß man zu geringeren Künſtlern
ſeine Zuflucht nehmen, welche dann auch wieder ge¬
ringere Entwürfe liefern. Wir haben die Sache in
unſerer Handelsſtube ganz im Klaren. Wir verſu¬
chen auch von Zeit zu Zeit ein wirkliches Kunſtwerk
in Perlen und edlen Steinen darzuſtellen, und war¬
ten, ob ein Kenner komme, und es übernehme; denn
der Leute, welche Edelſteine brauchen, ſind viel mehr,
als welche Kunſtdinge ſuchen. Solche Werke in gro¬
ßer Zahl ausführen zu laſſen hindert uns der Man¬
gel an zahlreichen trefflichen Entwürfen und der
Mangel an Käufern, da der Juwelenverkauf doch
endlich unſer Erwerb iſt. Da unſere gewöhnlichen
Kunden aber doch ſo viel Geſchmack haben, daß ſie
eine unedle Faſſung beleidigen würde, ſo wählen wir
den natürlichſten Weg, die Faſſung im Stoffe edel
und in der Geſtalt auf das Einfachſte zu machen,
ſo daß die Schönheit der Steine oder der Perlen
allein es iſt, was herrſcht, und der Anker, an dem es
haftet, ſich verbirgt. Was deinen Gedanken von mit¬
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[261/0275] ſind, Entwürfe für Edelſteinfaſſungen auszuarbeiten, es müßte denn dies eine beſondere Liebhaberei ſein; und wenn ſie es thun, ſo kömmt die Faſſung ſehr theuer. Deßhalb muß man zu geringeren Künſtlern ſeine Zuflucht nehmen, welche dann auch wieder ge¬ ringere Entwürfe liefern. Wir haben die Sache in unſerer Handelsſtube ganz im Klaren. Wir verſu¬ chen auch von Zeit zu Zeit ein wirkliches Kunſtwerk in Perlen und edlen Steinen darzuſtellen, und war¬ ten, ob ein Kenner komme, und es übernehme; denn der Leute, welche Edelſteine brauchen, ſind viel mehr, als welche Kunſtdinge ſuchen. Solche Werke in gro¬ ßer Zahl ausführen zu laſſen hindert uns der Man¬ gel an zahlreichen trefflichen Entwürfen und der Mangel an Käufern, da der Juwelenverkauf doch endlich unſer Erwerb iſt. Da unſere gewöhnlichen Kunden aber doch ſo viel Geſchmack haben, daß ſie eine unedle Faſſung beleidigen würde, ſo wählen wir den natürlichſten Weg, die Faſſung im Stoffe edel und in der Geſtalt auf das Einfachſte zu machen, ſo daß die Schönheit der Steine oder der Perlen allein es iſt, was herrſcht, und der Anker, an dem es haftet, ſich verbirgt. Was deinen Gedanken von mit¬ telalterlichen Geſtaltungen anbelangt, ſo iſt er nicht

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/275>, abgerufen am 22.11.2024.