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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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mer freundlich und liebevoll war, und nicht begehrte,
daß ich mich in andere Richtungen begebe, die ihm
etwa bequemer sein mochten: so war er zwar dies jezt
alles auch; aber er fragte mich doch häufiger um
meine Bestrebungen, und ließ sich die Dinge, welche
darauf Bezug hatten, auseinandersezen, er holte mei¬
nen Rath und meine Meinung in Angelegenheiten
seiner Sammlungen oder in denen des Hauses ein,
und handelte darnach, er sprach über Werke der Dich¬
ter der Geschichtschreiber der Kunst mit mir, und
that dies öfter, als es in früheren Zeiten der Fall
gewesen war. Er brachte in meiner Gesellschaft manche
Zeit bei seinen Bildern bei seinen Büchern und bei
seinen andern Dingen zu, und versammelte uns gerne
in dem Glashäuschen, das eine erwärmte Luft durch¬
wehte, die sich traulich um die alten Waffen die alten
Schnizwerke und die Pfeilerverkleidungen ergoß. Er
sprach von verschiedenen Dingen, und schien sich wohl
zu fühlen, den Abend in dem engsten Kreise seiner
Familie zubringen zu können. Mir schien es, daß er
zu der jezigen Zeit nicht nur früher aus seiner Schreib¬
stube nach Hause komme als sonst, sondern daß er sich
auch mehr innerhalb der Mauern desselben aufhalte
als in früheren Jahren. Die Mutter war sehr freu¬

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mer freundlich und liebevoll war, und nicht begehrte,
daß ich mich in andere Richtungen begebe, die ihm
etwa bequemer ſein mochten: ſo war er zwar dies jezt
alles auch; aber er fragte mich doch häufiger um
meine Beſtrebungen, und ließ ſich die Dinge, welche
darauf Bezug hatten, auseinanderſezen, er holte mei¬
nen Rath und meine Meinung in Angelegenheiten
ſeiner Sammlungen oder in denen des Hauſes ein,
und handelte darnach, er ſprach über Werke der Dich¬
ter der Geſchichtſchreiber der Kunſt mit mir, und
that dies öfter, als es in früheren Zeiten der Fall
geweſen war. Er brachte in meiner Geſellſchaft manche
Zeit bei ſeinen Bildern bei ſeinen Büchern und bei
ſeinen andern Dingen zu, und verſammelte uns gerne
in dem Glashäuschen, das eine erwärmte Luft durch¬
wehte, die ſich traulich um die alten Waffen die alten
Schnizwerke und die Pfeilerverkleidungen ergoß. Er
ſprach von verſchiedenen Dingen, und ſchien ſich wohl
zu fühlen, den Abend in dem engſten Kreiſe ſeiner
Familie zubringen zu können. Mir ſchien es, daß er
zu der jezigen Zeit nicht nur früher aus ſeiner Schreib¬
ſtube nach Hauſe komme als ſonſt, ſondern daß er ſich
auch mehr innerhalb der Mauern desſelben aufhalte
als in früheren Jahren. Die Mutter war ſehr freu¬

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[371/0385] mer freundlich und liebevoll war, und nicht begehrte, daß ich mich in andere Richtungen begebe, die ihm etwa bequemer ſein mochten: ſo war er zwar dies jezt alles auch; aber er fragte mich doch häufiger um meine Beſtrebungen, und ließ ſich die Dinge, welche darauf Bezug hatten, auseinanderſezen, er holte mei¬ nen Rath und meine Meinung in Angelegenheiten ſeiner Sammlungen oder in denen des Hauſes ein, und handelte darnach, er ſprach über Werke der Dich¬ ter der Geſchichtſchreiber der Kunſt mit mir, und that dies öfter, als es in früheren Zeiten der Fall geweſen war. Er brachte in meiner Geſellſchaft manche Zeit bei ſeinen Bildern bei ſeinen Büchern und bei ſeinen andern Dingen zu, und verſammelte uns gerne in dem Glashäuschen, das eine erwärmte Luft durch¬ wehte, die ſich traulich um die alten Waffen die alten Schnizwerke und die Pfeilerverkleidungen ergoß. Er ſprach von verſchiedenen Dingen, und ſchien ſich wohl zu fühlen, den Abend in dem engſten Kreiſe ſeiner Familie zubringen zu können. Mir ſchien es, daß er zu der jezigen Zeit nicht nur früher aus ſeiner Schreib¬ ſtube nach Hauſe komme als ſonſt, ſondern daß er ſich auch mehr innerhalb der Mauern desſelben aufhalte als in früheren Jahren. Die Mutter war ſehr freu¬ 24 *

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/385>, abgerufen am 22.11.2024.