gekommen seid, wir haben geglaubt, daß ihr heuer den weiten Weg nicht machen würdet."
"Wo man mich so freundlich aufnimmt," antwor¬ tete ich, "und wo man mich so gütig behandelt, dahin mache ich gerne einen Weg, ich mache ihn jedes Jahr, wenn er auch weit ist, und wenn ich auch meine Be¬ schäftigung unterbrechen muß."
"Und jezt findet ihr mich und Natalien nur allein in diesem Hause" erwiederte sie, "die Männer, da sie sahen, daß ihr nach dem Abblühen der Rosen noch nicht gekommen waret, meinten, ihr würdet im Sommer nun gar nicht mehr kommen, und haben eine kleine Reise angetreten, die auch Gustav mit¬ macht, weil er das Reisen so liebt. Sie besuchen eine kleine Kirche in einem abgelegenen Gebirgsthale, deren Zeichnung Roland gebracht hat. Die Kirche wurde in der Zeichnung sehr schön befunden, und zu ihr sind sie nun unter Rolands Führung auf dem Wege. Wo sie nach der Besichtigung derselben hinfahren werden, weiß ich nicht; aber das weiß ich, daß sie nur einige Tage ausbleiben, und in den Sternenhof zurück¬ kehren werden. Ihr müßt sie hier erwarten, sie werden eine Freude haben, euch zu sehen, und ich werde mich bemühen, alles Erforderliche einzuleiten,
gekommen ſeid, wir haben geglaubt, daß ihr heuer den weiten Weg nicht machen würdet.“
„Wo man mich ſo freundlich aufnimmt,“ antwor¬ tete ich, „und wo man mich ſo gütig behandelt, dahin mache ich gerne einen Weg, ich mache ihn jedes Jahr, wenn er auch weit iſt, und wenn ich auch meine Be¬ ſchäftigung unterbrechen muß.“
„Und jezt findet ihr mich und Natalien nur allein in dieſem Hauſe“ erwiederte ſie, „die Männer, da ſie ſahen, daß ihr nach dem Abblühen der Roſen noch nicht gekommen waret, meinten, ihr würdet im Sommer nun gar nicht mehr kommen, und haben eine kleine Reiſe angetreten, die auch Guſtav mit¬ macht, weil er das Reiſen ſo liebt. Sie beſuchen eine kleine Kirche in einem abgelegenen Gebirgsthale, deren Zeichnung Roland gebracht hat. Die Kirche wurde in der Zeichnung ſehr ſchön befunden, und zu ihr ſind ſie nun unter Rolands Führung auf dem Wege. Wo ſie nach der Beſichtigung derſelben hinfahren werden, weiß ich nicht; aber das weiß ich, daß ſie nur einige Tage ausbleiben, und in den Sternenhof zurück¬ kehren werden. Ihr müßt ſie hier erwarten, ſie werden eine Freude haben, euch zu ſehen, und ich werde mich bemühen, alles Erforderliche einzuleiten,
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gekommen ſeid, wir haben geglaubt, daß ihr heuer
den weiten Weg nicht machen würdet.“
„Wo man mich ſo freundlich aufnimmt,“ antwor¬
tete ich, „und wo man mich ſo gütig behandelt, dahin
mache ich gerne einen Weg, ich mache ihn jedes Jahr,
wenn er auch weit iſt, und wenn ich auch meine Be¬
ſchäftigung unterbrechen muß.“
„Und jezt findet ihr mich und Natalien nur allein
in dieſem Hauſe“ erwiederte ſie, „die Männer, da ſie
ſahen, daß ihr nach dem Abblühen der Roſen noch
nicht gekommen waret, meinten, ihr würdet im
Sommer nun gar nicht mehr kommen, und haben
eine kleine Reiſe angetreten, die auch Guſtav mit¬
macht, weil er das Reiſen ſo liebt. Sie beſuchen eine
kleine Kirche in einem abgelegenen Gebirgsthale, deren
Zeichnung Roland gebracht hat. Die Kirche wurde in
der Zeichnung ſehr ſchön befunden, und zu ihr ſind ſie
nun unter Rolands Führung auf dem Wege. Wo ſie
nach der Beſichtigung derſelben hinfahren werden,
weiß ich nicht; aber das weiß ich, daß ſie nur einige
Tage ausbleiben, und in den Sternenhof zurück¬
kehren werden. Ihr müßt ſie hier erwarten, ſie
werden eine Freude haben, euch zu ſehen, und ich
werde mich bemühen, alles Erforderliche einzuleiten,
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/398>, abgerufen am 22.11.2024.
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