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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Mutter erzählt," erwiederte sie, "der Eppich ist erzogen
worden, die Wand vergrößert erweitert und bis an
die Eichen geführt. Selbst in der Halle war es ein¬
mal anders. Die Bank war nicht da. Aber da der
Marmor so oft betrachtet wurde, da die Menschen
vor ihm standen, oder selbst in der Halle neben ihm,
da die Mutter ebenfalls die Gestalt gerne betrachtete,
und lange betrachtete: so ließ sie aus dem gleichen
Stoffe, aus dem die Nimphe gearbeitet ist, diese Bank
machen, und ließ dieselbe mit der kunstreichen vor¬
christlich ausgeführten Lehne versehen, damit sie einer¬
seits zu dem vorhandenen Werke stimme, und damit
andererseits das Werk mit Ruhe und Erquickung an¬
gesehen werden könne. Mit der Zeit ist auch die Ala¬
basterschale hieher gekommen."

"Die Menschen werden von solchen Werken ge¬
zogen," antwortete ich, "und die Lust des Schauens
findet sich."

"Ich habe diese Gestalt von meiner Kindheit an
gesehen, und habe mich an sie gewöhnt," sagte sie,
"haltet ihr nicht auch den bloßen Stein schon für sehr
schön?"

"Ich halte ihn für ganz besonders schön," erwie¬
derte ich.

Mutter erzählt,“ erwiederte ſie, „der Eppich iſt erzogen
worden, die Wand vergrößert erweitert und bis an
die Eichen geführt. Selbſt in der Halle war es ein¬
mal anders. Die Bank war nicht da. Aber da der
Marmor ſo oft betrachtet wurde, da die Menſchen
vor ihm ſtanden, oder ſelbſt in der Halle neben ihm,
da die Mutter ebenfalls die Geſtalt gerne betrachtete,
und lange betrachtete: ſo ließ ſie aus dem gleichen
Stoffe, aus dem die Nimphe gearbeitet iſt, dieſe Bank
machen, und ließ dieſelbe mit der kunſtreichen vor¬
chriſtlich ausgeführten Lehne verſehen, damit ſie einer¬
ſeits zu dem vorhandenen Werke ſtimme, und damit
andererſeits das Werk mit Ruhe und Erquickung an¬
geſehen werden könne. Mit der Zeit iſt auch die Ala¬
baſterſchale hieher gekommen.“

„Die Menſchen werden von ſolchen Werken ge¬
zogen,“ antwortete ich, „und die Luſt des Schauens
findet ſich.“

„Ich habe dieſe Geſtalt von meiner Kindheit an
geſehen, und habe mich an ſie gewöhnt,“ ſagte ſie,
„haltet ihr nicht auch den bloßen Stein ſchon für ſehr
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„Ich halte ihn für ganz beſonders ſchön,“ erwie¬
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[396/0410] Mutter erzählt,“ erwiederte ſie, „der Eppich iſt erzogen worden, die Wand vergrößert erweitert und bis an die Eichen geführt. Selbſt in der Halle war es ein¬ mal anders. Die Bank war nicht da. Aber da der Marmor ſo oft betrachtet wurde, da die Menſchen vor ihm ſtanden, oder ſelbſt in der Halle neben ihm, da die Mutter ebenfalls die Geſtalt gerne betrachtete, und lange betrachtete: ſo ließ ſie aus dem gleichen Stoffe, aus dem die Nimphe gearbeitet iſt, dieſe Bank machen, und ließ dieſelbe mit der kunſtreichen vor¬ chriſtlich ausgeführten Lehne verſehen, damit ſie einer¬ ſeits zu dem vorhandenen Werke ſtimme, und damit andererſeits das Werk mit Ruhe und Erquickung an¬ geſehen werden könne. Mit der Zeit iſt auch die Ala¬ baſterſchale hieher gekommen.“ „Die Menſchen werden von ſolchen Werken ge¬ zogen,“ antwortete ich, „und die Luſt des Schauens findet ſich.“ „Ich habe dieſe Geſtalt von meiner Kindheit an geſehen, und habe mich an ſie gewöhnt,“ ſagte ſie, „haltet ihr nicht auch den bloßen Stein ſchon für ſehr ſchön?“ „Ich halte ihn für ganz beſonders ſchön,“ erwie¬ derte ich.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/410>, abgerufen am 21.11.2024.